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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Felswand, schnell!«
    Während Dulon mit schreckverzerrtem Gesicht ebenfalls aufsprang, packte Thilus die Priesterin an den Schultern und schüttelte sie heftig.
    »Wacht auf!«
    Durch den Schleier hindurch konnte er erkennen, wie sie die
Augen aufschlug. Ohne darauf zu warten, dass sie vollends zu sich kam und die Situation erfasste, zog er sie hoch und zerrte sie mit sich unter einen kleinen Vorsprung in der Felswand, eine kaum einen halben Meter tiefe Höhlung im Gestein, in der auch Dulon mittlerweile Zuflucht gesucht hatte. Geistesgegenwärtig hatte der junge Krieger sogar die Laterne ergriffen und mitgenommen.
    Keine Sekunde zu früh. Außer kleinen Kieseln prasselten inzwischen auch größere Gesteinsstückchen von der Höhe des Berges herab und rissen dabei weitere mit sich. Ein Sturzbach aus Geröll unterschiedlicher Größe ergoss sich nur wenige Meter von ihnen entfernt die Bergflanken herab, und noch immer zitterte und bebte der Boden wie ein bockendes Tier. Es schien, als wäre der gesamte Tharakol aus einem langen Schlaf aufgeschreckt und versuche nun die Reste seiner Müdigkeit abzuschütteln.
    »Was … was ist das? Was geschieht hier?«, kreischte die Priesterin mit sich überschlagender Stimme.
    »Ein Erdbeben«, presste Thilus noch einmal hervor.
    Da Zwerge ihre Städte stets unterirdisch anlegten, wurden Erdbeben bei ihnen mehr gefürchtet als alles andere. Anders als in der Nähe der feuerspeienden Vulkanberge tief im Süden ereigneten sie sich in dieser Gegend glücklicherweise extrem selten. Trotz seiner mehr als zweihundert Jahre hatte Thilus bislang noch keines selbst erlebt, aber er hatte von einigen gehört, die in früheren Zeiten verheerende Verwüstungen in Elan-Dhor angerichtet hatten. Er konnte die Angst der Priesterin gut verstehen, musste selbst gegen eine Panik ankämpfen. Immer wieder warf er furchtsame Blicke zu dem Fels über ihren Köpfen, doch schien dieser äußerst massiv zu sein.
    Die Sekunden schienen sich zu nicht enden wollenden Stunden zu dehnen, in denen sie sich zitternd an die Wand pressten, während Felsen mit Urgetöse an ihnen vorbei ins Tal donnerten. Ein Brocken mit gut einem halben Meter Durchmesser stürzte genau in die Mulde, in der sie zuvor gesessen hatten und blieb dicht vor
ihnen liegen, dann endlich ließen die Erdstöße, die den Boden erschütterten, nach, und der Fels kam wieder zur Ruhe. Trotzdem löste sich noch vereinzelt Gestein und fiel krachend in die Tiefe, sodass sie noch mehrere Minuten warteten, bis sie es wagten, den Schutz der kleinen Einbuchtung in der Felswand zu verlassen.
    Die Dunkelheit breitete einen gnädigen Mantel über die Verwüstungen, das schwache Licht des hinter Wolken verborgenen Mondes und der Lichtschein der Laterne reichten gerade aus, die unmittelbare Umgebung zu erkennen. Von dem Weg, der vom Tal bis hinauf zum Zarkh-Tahal führte, war nichts mehr zu sehen, er war vollständig unter Geröll begraben.
    »Das … das war das Schrecklichste, was ich je erlebt habe«, stammelte die Priesterin. Noch nie hatte Thilus ein Mitglied ihres Ordens in einem solchen Zustand erlebt. Gewöhnlich waren gerade die Priesterinnen für ihre Selbstbeherrschung bekannt, mindestens ebenso sehr wie die Krieger. »Li’thil sei Dank, dass wir bislang von solchem Grauen verschont blieben, und die Göttin möge uns auch künftig davor schützen.«
    »Wir müssen ins Tal hinunter und nachsehen, wie groß die Verwüstungen dort sind«, stieß Dulon hervor. »Nicht nur in der Garnison, sondern vor allem in der Stadt selbst. Bestimmt hat es Tote und Verletzte gegeben. Wir -«
    »Nein!«, fiel Thilus ihm ins Wort. »Wir können noch nicht gehen. Wir müssen unsere Wache fortsetzen und den Berghang absuchen.«
    »Aber meine Familie! Meine Frau und Kinder -«
    »Nein!«, sagte Thilus noch einmal scharf, obwohl ihn die gleichen Ängste wie den jungen Krieger peinigten. Er besaß weder Frau noch Kinder, aber anders als Dulon gehörte er keinem der großen Häuser an, sondern war allein für die Versorgung zweier jüngerer Schwestern verantwortlich, von denen eine ihren Mann beim Kampf gegen die Dunkelelben verloren hatte, sodass sie und ihr erst zwölfjähriger Sohn dringender denn je auf ihn angewiesen waren.

    »Wenn ihnen etwas zugestoßen ist, werden andere sich um sie kümmern«, fuhr Thilus nach einer kurzen Pause fort. »Unsere Aufgabe liegt hier, jetzt mehr denn je. Durch die Erdstöße können sich Risse im Gestein gebildet haben, die bis in die

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