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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Meile, die sie unentdeckt zurücklegten, vergrößerte ihre Chancen.
    Ein paar Mal fielen Warlon die Augen zu, doch bevor er einschlafen konnte, schreckte er immer wieder hoch, wenn sie durch ein weiteres Schlagloch oder über einen Stein rumpelten.
    Es begann bereits zu dämmern, als sich die Straße vor ihnen gabelte und Malcorion nach Westen abbog.
    »Warum änderst du die Richtung?«, fragte Ailin überrascht. »Ich denke, wir wollen auf kürzestem Weg zur Grenze, und die liegt doch im Norden.«
    »Nördlich von hier erstrecken sich die Weißberge und begrenzen Radon dort wie der Finsterwald im Süden«, erklärte der Waldläufer. »Sie gelten als nahezu unüberwindlich, obwohl es einige wenige gegeben hat, die es bereits geschafft haben sollen.«
    »Zwerge leben in Bergen«, erinnerte Warlon.
    »Du sagst es, in Bergen. Wenn es dort Minen oder dergleichen
gäbe, hätte ich wenig Bedenken, aber dort haben niemals Zwerge gelebt. Wir müssten über die Berge, und das würde eine tagelange Wanderung durch Schnee und Eis bedeuten, die keiner von uns ohne spezielle Ausrüstung überleben würde. Die Weißberge sind viel höher als das Schattengebirge, und sie tragen ihren Namen, weil sie selbst im Sommer von ewigem Schnee bedeckt sind. Ich weiß, Zwerge sind zäh, aber das wäre selbst für euch zu viel«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. »Davon abgesehen werden die wenigen Pässe, die es gibt, von schrecklichen Ungeheuern bewacht.«
    »Ungeheuer?«
    »Man nennt sie die Ruul, aber das ist auch schon so ziemlich das Einzige, was ich über sie weiß. Nur wenige haben eine Begegnung mit ihnen überlebt, und auch das nur, weil sie sie rechtzeitig entdeckt haben und umgekehrt sind. Sie sollen in Höhlen und Gletscherspalten hausen und jeden töten, der ihre Ruhe stört.«
    Mit einem Trupp Zwergenkrieger an seiner Seite hätten auch diese Worte Warlon nicht geschreckt. Aber sie waren nur noch zu viert, und angesichts der Bedeutung ihrer Expedition mussten sie versuchen, jedes Risiko so gering wie möglich zu halten.
    »Und wie kommen wir stattdessen über die Grenze?«, fragte Lokin.
    »Wir müssen gut fünfzig, sechzig Meilen nach Westen. Aber leicht wird es dort auch nicht.«
    »Wäre ja auch zu schön gewesen. Was erwartet uns dort?«
    »Es liegt fast ein Jahrhundert zurück, dass Radon und Udan gegeneinander Krieg geführt haben, aber er zog sich über viele Jahrzehnte hin. Es gab mehrere große Schlachten, aber gefürchtet waren vor allem die blitzartigen Überfälle der udanischen Reiterei. Udan ist ein karges, dünn besiedeltes Land, es gibt allerdings riesige Pferdeherden dort, und das Heer besteht fast nur aus leichter Kavallerie. Bei ihren Angriffen konnten die Reiter tief in radonisches Gebiet vordringen, Raubzüge durchführen
und sich wieder zurückziehen, bevor das schwerfälligere radonische Heer in der Lage war, sie zu stellen. Um dem vorzubeugen, errichtete einer von König Lorians Vorfahren einen Grenzwall.«
    »Das klingt nicht gut«, murmelte Warlon.
    »Ist es auch nicht. Es handelt sich um eine massive, mit Posten übersäte Mauer von annähernd hundert Meilen Länge, von den Ausläufern der Weißberge bis zu den Sümpfen im Westen. Inzwischen herrscht Frieden zwischen den beiden Ländern, aber die Mauer steht immer noch, und es gibt nur eine Handvoll bewachter Tore darin, durch die die Grenze überschritten werden kann.«
    »Und wie sollen wir dann hinüberkommen?«, fragte Ailin. »Zumindest die Grenzposten werden doch bestimmt wissen, wie du aussiehst.«
    »Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir die Grenze passieren, ehe sich die Nachricht bis dorthin herumspricht, dass ich mich in Radon befinde, und die Kontrollen verschärft werden. Wir müssen irgendwo ein paar Kleider auftreiben. Vielleicht gelingt es, wenn ich mich als alte Frau verkleide.«
    Warlon verzog das Gesicht. Was Malcorion vorschlug, war kein ausgereifter Plan, sondern nur eine verrückte, aus blanker Not geborene Idee. Anderseits mochte sie gerade deshalb Erfolg haben, weil sie so verrückt war, aber die Aussichten standen alles andere als gut.
    »Schlimmstenfalls müsst ihr eben allein über die Grenze«, fuhr der Waldläufer fort. »Ihr habt noch die Karte, die ich für euch angefertigt habe, und dürftet in der Lage sein, den restlichen Weg auch allein zu bewältigen. In Udan sollten euch keine großen Gefahren mehr erwarten, und ich schlage mich allein schon irgendwie durch.«
    Keiner antwortete darauf. Warlon hoffte,

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