Zwergenbann: Roman
das Gold und lasst uns ziehen. Zwergenkrieger auf einer wichtigen Mission sollte man nicht aufhalten. Sie werden schnell unwirsch, und glaubt mir, das möchtet Ihr nicht erleben.«
Unsicher geworden ließ der Bauer seinen Blick noch einmal über die Zwerge gleiten. Auch die Männer hinter ihm wurden unruhig. Es handelte sich um kräftige, von der harten Arbeit auf dem Feld gestählte Burschen, aber sie waren keine Kämpfer. Zwar waren sie gut einen Kopf größer als Warlon, doch besaß er ein wesentlich breiteres Kreuz. Er bemühte sich, ein möglichst grimmiges Gesicht zu machen und legte die Hand demonstrativ auf seine Axt, wobei er seine gewaltigen Muskeln spielen ließ. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit würde er mit den Männern notfalls allein fertig werden, aber so weit wollte er es auf keinen Fall kommen lassen.
Auch der Bauer schien das zu erkennen, denn sein Gesicht wurde eine Spur blasser, und die Hand, mit der er das Schwert hielt, begann kaum merklich zu zittern.
»Aber … so geht das nicht! Ihr …«
»Doch, ganz genau so geht das«, sagte Malcorion, während Ailin zu ihm auf den Bock kletterte. »Ihr seid mehr als gut für den Wagen und die Pferde bezahlt worden. Jetzt erspart Euch und uns Ärger und gebt den Weg frei!«
»Aber das …« Er richtete den Schein der Laterne genau auf das Gesicht des Waldläufers. »Ich kenne euch doch irgendwoher. Wer …«
Malcorion ließ die Zügel auf die Rücken der Pferde knallen. Gleichzeitig traten Warlon und Lokin weiter vor. Der Bauer und seine Knechte wichen vor ihnen zurück. Anscheinend sahen sie ein, dass sie keine Chance hatten, die Zwerge mit Gewalt aufzuhalten. Auf dem Hof bremste Malcorion das Fuhrwerk noch einmal gerade lang genug, dass die beiden Zwerge auf die Pritsche klettern konnten, dann trieb er die Pferde wieder an. Der Wagen rollte vom Hof, und das Gehöft mit dem immer noch fassungslosen Bauern und seinen Knechten versank hinter ihnen im Dunkel der Nacht.
»Verdammt!«, fluchte Malcorion, nachdem sie sich ein gutes Stück entfernt hatten. »Genau das hätte nicht passieren dürfen.«
»Aber es lief doch alles noch einigermaßen glatt«, entgegnete Lokin. »Als diese Kerle plötzlich vor uns standen, dachte ich schon, wir würden uns den Weg freikämpfen müssen. Dieser Bauer scheint kein Dummkopf zu sein und wird schnell begreifen, was für ein gutes Geschäft …«
»Er hat mich erkannt«, unterbrach ihn Malcorion. »Nach meiner Flucht mit Shaali hing mein Steckbrief überall in Radon, und mein Gesicht darauf war ziemlich gut getroffen. Spätestens wenn er sich von seiner Verblüffung erholt hat, wird sich der Bauer daran erinnern, wer ich bin, und auf schnellstem Weg in die nächste Stadt reiten. Spätestens morgen wird es in der ganzen Umgebung von Reitern nur so wimmeln, die Jagd auf uns machen!«
Er ließ die Peitsche über den Rücken der Pferde knallen, um sie zu größerer Eile anzutreiben. Warlon und Lokin mussten sich an der Seitenwand des Wagens festklammern, um nicht hin und her geschleudert zu werden. Die Straße, auf der sie sich befanden, war in schlechtem Zustand und voller Löcher.
Noch schlimmer wurde es, als sie nach einiger Zeit von ihr abbogen und über eine Wiese fuhren. So harte Stöße erschütterten den Wagen, dass Warlon jeden Moment befürchtete, eines der Räder könnte brechen, und dann wäre alles umsonst gewesen.
Auch Malcorion erkannte diese Gefahr und ließ die Pferde wieder langsamer laufen.
Bald wurde das Gelände noch unwegsamer, und er musste die Geschwindigkeit immer weiter verringern. Der Mond schien nicht besonders hell in dieser Nacht, und sein Licht reichte längst nicht aus, um irgendwelche kleinen Hindernisse rechtzeitig zu erkennen. Und davon gab es viele: Wurzeln, Steine oder besonders dicke Gras- und Unkrautballen, aber auch Vertiefungen wie Kaninchenbauten oder winzige Bachläufe.
Obwohl sie schließlich nicht mehr viel schneller fuhren, als sie auch hätten laufen können, erschütterten immer wieder heftige Schläge den Wagen, und manchmal meinte Warlon, das bedrohliche Knacken von Holz zu hören.
Als sie wieder auf eine Straße stießen, folgten sie dieser einige Stunden lang in nördlicher Richtung. Sie befand sich in besserem Zustand als die, auf der sie zuvor ein kurzes Stück gefahren waren, sodass sie schneller vorankamen, und das war Malcorion das Risiko wert, wie er erklärte. Sie waren auch jetzt nicht annähernd so schnell wie ein Reiter, aber jede
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