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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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gespalten, das war schon mehr, als sie erwartet hatte. Beide Vertreter der Gelehrtenkaste sprachen sich wie erwartet gegen gewaltsame Maßnahmen aus, die Arbeiterkaste hingegen stimmte geschlossen dafür, dabei hatte sie gehofft, dass zumindest einer von ihnen sich auf ihre Seite stellen würde.
    Das hatte zu ihrer eigenen Überraschung hingegen Sutis von der Kriegerkaste getan. Dem pausbäckigen, rundlichen Krieger mit dem manchmal etwas cholerischen Temperament war bewusst, dass das Heer der Zwerge der geballten Macht der lartronischen Armee nicht gewachsen sein würde, jedenfalls nicht hier an der Oberfläche. In Elan-Dhor hätten sie einem Angriff gelassen entgegensehen können, aber nicht im kaum befestigten Elan-Tart. Und selbst wenn sie wider Erwarten einen Krieg überstehen würden, wären sie anschließend so geschwächt, dass sie jeden Gedanken an einen erneuten Kampf gegen die Dunkelelben und eine Rückeroberung ihrer Heimat für lange, lange Zeit würden aufgeben müssen, ob ihnen die Elben zu Hilfe kamen oder nicht.
    In dieser Hinsicht dachte Sutis äußerst pragmatisch. Auch dem extrem traditionalistisch eingestellten Loton war dies bewusst, dennoch pochte er auf die Einhaltung der alten Gesetze. Neben ihrem durch das Exil bereits arg gebeutelten Stolz wären sie alles, was ihnen noch geblieben war, argumentierte er.

    Damit stand es im Rat unentschieden, und da er keine mehrheitliche Position vertrat, lag die Entscheidung allein bei Tharlia. Auch an einen Beschluss wäre sie nicht gebunden gewesen, da der Hohe Rat nur Empfehlungen aussprechen konnte, aber so war alles etwas einfacher für sie. Vor allem, da sie ihr Amt mit dem Versprechen angetreten hatte, diese Beschlüsse nicht wie zuvor König Burian nach Gutdünken zu ignorieren, was letztlich zu seiner Absetzung geführt hatte.
    Kaum erträglich jedoch war, mit welcher hitzigen Leidenschaftlichkeit beide Parteien für ihre Positionen kämpften.
    »Ehrenwerte Ratsmitglieder, bitte«, unterbrach sie ein flammendes Plädoyer Artoks. »Ich denke, alle Argumente sind ausgiebig vorgebracht worden, und die Beratung dreht sich nur noch im Kreis. Da wir heute wohl ohnehin in dieser für unser ganzes Volk schicksalhaften Frage zu keinem Ergebnis mehr kommen werden, sollten wir uns ein paar Stunden Ruhe gönnen, damit wir alle Zeit haben, unsere Standpunkte noch einmal zu überdenken. Morgen können wir dann -«
    Sie brach ab, als selbst durch die dicken Mauern des Palastes hindurch das gedämpfte Gellen eines Alarmhorns zu hören war.
    »Was -«
    Das Portal des Thronsaals wurde aufgestoßen. Aufgeregt kam ein Krieger der Palastwache hereingestürmt und verneigte sich hastig.
    »Bitte verzeiht die Störung, aber es … Es scheint einen weiteren Angriff gegeben zu haben«, stieß er keuchend hervor. »Die westlichen Felder, sie … sie brennen. Die Felder stehen lichterloh in Flammen!«
     
     
    Es war inzwischen dunkel geworden, doch der Himmel im Westen der Stadt hatte sich rot gefärbt, und von den Stufen des Palastes aus waren selbst über die Dächer der dazwischenliegenden Häuser hinweg die meterhoch auflodernden Flammen zu sehen.
    Zwerge hasteten durch die Straßen, alle waren durch das
Alarmsignal aufgescheucht worden. Trotz der Aufregung machte man Tharlia und den Mitgliedern des Hohen Rates ehrerbietig Platz, als sie sich auf den Weg zur Brandstelle begaben. Überall erklangen Rufe nach Eimern und anderen Gefäßen, um damit Wasser zu schöpfen.
    Sie waren gezwungen, einen großen Bogen um das Feuer zu machen. Immer wieder fachte der von den Bergen herabfauchende Wind die Flammen zu neuer Wut an und trieb Funken und dichte Rauchschleier über das Land, die in den Augen brannten und zum Husten reizten.
    Alle Krieger, die in den Kasernen Bereitschaft hatten, waren ausgerückt und wurden beständig durch weitere aus der Stadt verstärkt, die nicht im Dienst gewesen waren. Allerdings beteiligten sie sich nicht an den Löscharbeiten, sondern bildeten einen weit geschwungenen Bogen um den Westen der Stadt.
    Die Löscharbeiten wurden unter dem Kommando eines älteren Erzmeisters von der Arbeiterkaste ausgeführt, deren Zahl dafür mehr als ausreichend war. Einige Männer schlugen mit nichts anderem ausgestattet als mit Decken und Tierhäuten auf die Flammen ein, aber die meisten hatten Ketten gebildet und schöpften mit Eimern, Töpfen und was sonst an Gefäßen zur Verfügung stand, Wasser aus dem nahen Cadras und reichten es bis zur Brandstelle weiter.

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