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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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behauptete er und zog einen ledernen Beutel aus der Tasche. Darin befanden sich mehrere auf verschiedene Art gebogene Haken, von denen er einige in das Schloss einführte und darin herumstocherte. Es dauerte nicht einmal
eine Minute, bis ein metallisches Schnappen ertönte. Als er anschließend die Klinke hinunterdrückte, ließ sich das Tor öffnen.
    »Gut gemacht«, raunte Warlon ihm zu.
    »Manchmal ist es ganz hilfreich, auch über Fähigkeiten zu verfügen, die in unserem Volk im Allgemeinen nicht sonderlich geschätzt werden.« Grinsend packte Lokin sein Werkzeug in den Beutel zurück und zog das Tor weiter auf. Die Scharniere waren schlecht geölt und verursachten ein Knarren und Quietschen, das Warlon in der Stille überlaut erschien, weshalb sie das Tor nur gerade weit genug öffneten, um ins Innere des Schuppens schlüpfen zu können. Das leise Schnauben von Pferden begrüßte sie.
    Neben dem Tor hing eine Petroleumlampe an der Wand. Da es im Inneren stockfinster war, ging Malcorion das Risiko ein, sie zu entzünden, drehte den Docht aber so weit herunter, dass sie nur einen schwachen Schein verbreitete.
    An der linken Wand des Schuppens gab es sechs Boxen, in denen Pferde untergebracht waren. Rechts standen gleich mehrere Fuhrwerke, hauptsächliche einfache Karren mit einem Kutschbock und einer großer Ladefläche. Malcorion überprüfte das erste davon flüchtig, dann nickte er. Auch die Pferde musterte er gründlich, ehe er sich für zwei von ihnen entschied, die er aus ihren Boxen holte und anspannte. Dabei musste er beruhigend auf die Tiere einsprechen und strich ihnen immer wieder über den Kopf. Die Anwesenheit Warlons und seiner Begleiter machte sie nervös, dabei waren die Zwerge schon bis zur gegenüberliegenden Wand zurückgewichen.
    Im Gegenzug machte Ailin die Nähe der Tiere sichtlich zu schaffen. Seit sie vor Jahren bei einem Besuch in Clairborn fast von einem durchgehenden Pferd niedergetrampelt worden wäre, hatte sie panische Angst vor ihnen.
    »Die Plane dort hinten, ladet sie auch auf«, befahl Malcorion. »Und ich glaube, da liegen auch noch ein paar Stricke.«
    Rasch packte Warlon alles auf die Pritsche und nutzte die Gelegenheit,
einen Goldtaler auf den Kutschbock eines der anderen Wagen zu legen.
    »Ich bin fertig«, teilte der Waldläufer mit. »Ihr könnt das Tor öffnen.«
    Warlon trat vor, aber noch bevor er das Tor erreichte, wurde es plötzlich von außen aufgerissen. Fast ein Dutzend mit Sensen, Dreschflegeln und Mistgabeln bewaffnete Männer standen auf der Schwelle und starrten sie mit finsteren Gesichtern an.
     
     
    »Rührt euch nicht! Bleibt, wo ihr seid, verdammtes Diebesgesindel!«, stieß einer der Männer hervor. Er hielt eine Laterne in der einen und ein Schwert in der anderen Hand.
    Die Aufforderung war unnötig. Weder Malcorion noch einer der Zwerge hatte sich in den letzten Sekunden bewegt, allerdings nur, weil sie überrascht und erschrocken waren. Warlon blinzelte ins Licht. Der Mann mit der Laterne war groß und stattlich, vermutlich der Bauer des Hofs. Die Art, wie er sein Schwert hielt, zeigte, dass er anscheinend auch damit umzugehen verstand. Noch zwei andere Männer hielten Schwerter in den Händen, wie Warlon erst jetzt erkannte, doch umklammerten sie die Griffe so ungeschickt, dass von ihnen wohl keinerlei Gefahr drohte.
    »Was wolltet ihr? Meine Pferde stehlen?«, sprach der Bauer weiter. »Wer seid ihr?« Er trat einen Schritt vor und drehte die Laterne so, dass sie Warlon direkt ins Gesicht leuchtete. Verblüfft musterte er auch die anderen. »Zwerge! Zwei Zwerge, eine Zwergenfrau und ein Mensch! Mein ganzes Leben habe ich noch keinen Zwerg gesehen, und jetzt erwische ich gleich drei, wie sie einen meiner Wagen stehlen wollen. Was hat das zu bedeuten, sprecht!«
    »Wir sind auf einer wichtigen Mission, und dafür brauchen wir den Wagen und die Pferde«, behauptete Warlon.
    »Ach, und da habt ihr euch gedacht, ihr könnt sie bei mir einfach stehlen? Daraus wird nichts.«
    »Nicht stehlen.« Warlon deutete auf das zweite Fuhrwerk.
»Dort liegt ein Goldtaler. Das dürfte eine mehr als großzügige Entschädigung sein.«
    Einen Moment wirkte der Bauer verblüfft.
    »Diebe, die für ihre Beute bezahlen? Ich begreife nicht … Warum habt ihr nicht einfach gefragt, ob ich euch den Wagen verkaufe?«
    »Wir haben es ziemlich eilig und wollten Euch zu dieser späten Stunde nicht wecken«, sagte Malcorion vom Kutschbock herab. »Wenn Ihr klug seid, nehmt Ihr

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