Zwergenbann: Roman
dass es nicht so weit kommen würde. Bislang hatte sich Malcorion als ein unverzichtbarer Führer erwiesen, vor allem, was den Finsterwald betraf, den sie ohne seine Hilfe nie hätten durchqueren können. Selbst
wenn das schwerste Stück des Weges hinter ihnen liegen sollte, sobald sie Udan erreichten, würde er trotzdem nur ungern auf Malcorions weitere Begleitung verzichten. Da er schon früher öfter bei den Elben zu Gast gewesen war und sie kannte, würde er ihnen vielleicht auch dort eine Hilfe sein, wenn es darum ging, sie um Unterstützung zu bitten.
Inzwischen war es so hell geworden, dass er die Weißberge im Norden gut sehen konnte. Sie trugen ihren Namen wirklich nicht zu Unrecht. Wie eine gewaltige Mauer ragten sie auf, im unteren Teil grau mit grünen Flecken, aber in der Höhe mit Schnee bedeckt. Ihre himmelstürmenden Gipfel waren von nebligem Dunst und Wolken umgeben und nicht zu sehen. Dagegen nahm sich das Schattengebirge tatsächlich wie eine Hügellandschaft aus. Auch einige seiner Gipfel ragten so hoch auf, dass sie das ganze Jahr mit Schnee bedeckt waren, doch bildeten sie eher die Ausnahme.
Auf der rechten Seite wurde die Straße ein Stück weit von Gebüsch gesäumt. Malcorion zog an den Zügeln und ließ die Pferde anhalten, dann sprang er vom Bock herunter und betrachtete die Büsche genauer. Auch die Zwerge nutzten die Gelegenheit, abzusteigen und sich ein wenig die Füße zu vertreten.
»Was hast du vor?«, erkundigte sich Warlon.
»Du wirst schon sehen.«
Malcorion bog einige der Zweige. Sie waren lang und mehr als fingerdick, aber gleichzeitig biegsam. Als er zwei gefunden hatte, die ihm geeignet erschienen, hieb er sie mit seinem Schwert ab, schnitt sie auf zwei Stücke von etwa vier Metern zurecht und befreite sie mit einem Dolch von kleineren Zweigen. Anschließend befestigte er jeweils einen mit Stricken am vorderen und hinteren Teil des Wagens, sodass sie zwei Halbkreise über der Ladefläche bildeten. Mit Hilfe der Zwerge zog er die aus festem Stoff bestehende Plane darüber und band diese ebenfalls fest.
»Selbst wenn jemand den Wagen aus der Ferne sieht, kann er so nicht mehr erkennen, wer sich darauf befindet«, erklärte er. »So erregt ihr keine Aufmerksamkeit.«
Mit ausgerupften Grasbüscheln rieb er das Fell der Pferde ab, doch konnte er ihnen keine längere Rast gönnen. Schon nach wenigen Minuten setzten sie ihren Weg fort. Sie verließen die Straße wieder, da die Gefahr einer Entdeckung hier am größten war, auch wenn sie dadurch nun langsamer vorankamen. Wenigstens waren im heller werdenden Tageslicht vor ihnen liegende Hindernisse gut zu erkennen, sodass sie ihnen ausweichen konnten.
Bis in den frühen Vormittag hinein kamen sie unbehelligt voran, dann geschah das, was sie am meisten befürchtet hatten: Auf einer nur wenige Meilen entfernten Hügelkuppe tauchten Reiter auf, und das Glänzen des Sonnenlichts auf Metall ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um Soldaten handelte.
14
DIE FEUERSBRUNST
Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Elan-Tart am späten Nachmittag suchte Tharlia als Erstes die Häuser der Heilung auf, um nach Orwan zu sehen. Salos selbst, der Heilmeister und Oberste seiner Zunft, kümmerte sich zusammen mit einem anderen Heiler um ihn. Außerdem hielt sich auch Breesa, die neue Hohepriesterin Li’thils, in seinem Krankenzimmer auf.
»Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Tharlia ohne Umschweife.
»Sein Zustand hat sich nicht nennenswert verändert, doch es besteht vorsichtiger Anlass zur Hoffnung«, berichtete Salos. »Er ist zäh und besitzt einen starken Willen. Obwohl er schläft, klammert sich sein Geist ans Leben und kämpft mit aller Macht gegen den Tod an. Er gibt nicht auf, und das ist ein gutes Zeichen. Aber wie dieser Kampf enden wird, ist noch völlig offen.«
Tharlia trat an das Bett des Verletzten. Selbst im Schlaf schien er Schmerzen zu verspüren, denn von Zeit zu Zeit kam ein leises, gequältes Stöhnen über seine Lippen. Seine Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten sich wild hin und her.
Sie legte die Hand auf seine schweißnasse Stirn. Seine Haut war heiß vom Fieber, das in ihm wütete. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Tharlia auf seinen Geist, versuchte in ihn einzudringen, um ihm Kraft zu spenden, seinen Schmerz zu spüren und ihn zu lindern, doch es gelang ihr nicht. Wie die meisten ihrer Fähigkeiten als Hohepriesterin hatte sie auch diese verloren, als sie ihr Amt aufgegeben hatte.
Sie zog
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