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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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wollte.
    Bereits als Barlok davon erzählt hatte, hatte die Beschreibung der steinernen Baumstadt Warlon fasziniert. Sie mit eigenen Augen zu sehen war das Einzige, was an der gefährlichen Reise in die Tiefe eine kleine Verlockung für ihn dargestellt hatte. Als sie sie wenige Minuten später jedoch erreichten und er sie vor sich sah, verspürte er nichts mehr von dieser Faszination.
    Zu erdrückend war die Aura des Bösen, die aus ihrem Zentrum hervorquoll und hier noch deutlicher spürbar war. Anders als bei Barloks erstem Aufenthalt waren zumindest im Augenblick keine Dunkelelben zu sehen.

    »Lange können wir den magischen Schutz nicht mehr aufrechterhalten«, presste Nariala hervor.
    »Das wird auch nicht nötig sein. So oder so werden wir unsere Tarnung bald aufgeben müssen«, entgegnete Gelinian. »Wir müssen uns jetzt entscheiden, wie wir vorgehen. Versuchen wir zuerst, das Tor zu schließen und die Thir-Ailith von dieser Kraftquelle abzuschneiden, auch auf die Gefahr hin, dass wir allein zu schwach dafür sind? Oder versuchen wir vorher zumindest einen Teil der Gefangenen zu befreien und greifen die Thir-Ailith dann mit ihrer Unterstützung an? Dann besteht die Gefahr, dass der Feind unsere Anwesenheit vorzeitig entdeckt und wir erst gar nicht mehr an ihn herankommen.«
    Am liebsten wäre es Warlon gewesen, wenn sie sich dem Tor und damit dem Zentrum der finsteren Macht, die ihren Ursprung in dem großen Gebäude im Mittelpunkt der Stadt hatte, nicht weiter nähern müssten, aber er wusste, dass ihnen gar nichts anderes übrigbleiben würde. Deshalb waren sie schließlich hier. Es ging nur darum, ob sie die direkte Konfrontation früher oder später suchten.
    »Da!«, stieß Lhiuvan gedämpft hervor und deutete zum anderen Ende der Stadt hinüber. Eine Gruppe nackter Elben wurde dort gerade schwer bewacht mit Peitschen auf das Gebäude zu getrieben. Sie waren zu weit entfernt, als dass Warlon Einzelheiten erkennen konnte, doch selbst so erfasste ihn Mitleid mit den gequälten Gefangenen, zumal er sich nach Barloks Schilderungen aus Zarkhadul lebhaft vorstellen konnte, welches Schicksal sie erwartete.
    Für die Elben musste der Anblick ungleich schlimmer sein und gab den Ausschlag bei ihrer Entscheidung. Die Gruppe war zu weit entfernt, als dass sie sie noch rechtzeitig vor Erreichen des Gebäudes einholen und retten hätten
können, aber das Abschlachten weiterer Opfer würden sie nicht mehr zulassen.
    In einem Bogen umgingen sie mit raschen Schritten das Gebäude und beobachteten, wie ein Trupp Thir-Ailith es durch den hinteren Eingang wieder verließ und in dem rechten Stollen der Höhlenwand verschwand, vermutlich, um weitere Opfer aus ihren Kerkern zu holen. Dazu jedoch würde es nicht mehr kommen.
    In der Nähe der Stollen verharrte der Expeditionstrupp. Sie brauchten nicht lange zu warten, bis sich die Thir-Ailith mit einer weiteren Gruppe Gefangener näherten.
    Als sie sich auf gleicher Höhe befanden, schienen die Elbenkrieger geradezu zu explodieren. Mit vor Hass verzerrten Gesichtern stürzten sie sich auf die Thir-Ailith und mähten sie mit ihren Schwertern regelrecht nieder, ohne dass diese auch nur eine Chance hatten, den Tod zu erahnen, der sie Augenblicke später ereilte. Binnen zwei, drei Sekunden lagen sämtliche Dunkelelben erschlagen in ihrem Blut auf dem Boden.
    Selbst die Gefangenen reagierten entsetzt auf den plötzlichen Tod ihrer Peiniger, vor allem aber wohl, weil das Verhängnis sie scheinbar aus dem Nichts heraus getroffen hatte. Lhiuvan wechselte einen raschen Blick mit Gelinian, und als diese nickte, trat er einen Schritt vor. Gleich darauf nahm Warlon ihn nur noch in ebenso dunklem Grau wie die Gefangenen wahr, als ihn die Magier aus ihrem Unsichtbarkeitsnetz entließen.
    Die Gefangenen erschraken noch mehr, als er so plötzlich vor ihnen auftauchte, und wichen zurück, doch er redete beruhigend auf sie ein. Rasch begriffen sie, dass ihnen von ihm keine Gefahr drohte, sondern dass er gekommen war, um sie zu retten. Auf seine Aufforderung hin bückten
sie sich und nahmen die Waffen der toten Thir-Ailith an sich.
    Nach kaum einer Minute wandte er sich wieder um.
    »Ich werde mit ihnen gehen. In dem Zellentrakt sollen sich nur noch ein paar Wachen befinden. Mit denen sollten wir fertig werden.«
    »Einverstanden«, erwiderte Gelinian. »Aber versucht …« Sie unterbrach sich. »Achtung, es kommt jemand! Zurück an die Wand!«
    Auch Warlon vernahm nun das Geräusch schwerer,

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