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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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auch schon wahrgenommen, als er bereits vor Monaten, unmittelbar nach dem Durchbrechen der Wand, in die Höhle eingedrungen war, doch war sie zu diesem Zeitpunkt nicht annähernd so stark gewesen, und sein Aufenthalt hatte nur wenige Minuten gewährt.
    Nun war sie erdrückend wie ein unsichtbares Gewicht, das plötzlich auf ihm lastete. Bislang hatte er sich trotz des Berichts seines Freundes nicht vorstellen können, dass es so etwas wie das absolute Böse überhaupt gab, da für ihn Begriffe wie Gut und Böse lediglich Bezeichnungen für unterschiedliche Werte, Ideale und Standpunkte dargestellt hatten.
    Im Hinblick auf alle anderen Lebewesen mochte dies auch zutreffen, aber nicht hier. Was er spürte, war ein Brodem aus absoluter Lebensverneinung, aus Hass und Mordlust - und er war nicht der Einzige, dem es so erging. Er sah, wie auch Gelinian, die direkt vor ihm war, erschauerte.
    Selbst Barlok schien von der Stärke dieser alles durchdringenden Aura des Bösen überrascht zu sein, wie Warlon sah, als sie sich ein paar Schritte abseits des Heereszuges sammelten, nachdem sie alle die Höhle betreten hatten. Offenbar
hatte diese Ausstrahlung in den vergangenen Stunden noch erheblich zugenommen.
    »Der Hauch der tieferen Welten, in denen nur Finsternis und Verderben lauern«, wisperte Gelinian. »Nun gibt es keinen Zweifel mehr, dass die Thir-Ailith ein Tor dorthin geöffnet haben. Es muss sehr weit offen stehen, wenn sich das Böse bereits so stark hier ausbreiten konnte, dass die Welten einander fast angeglichen sind. Entweder haben sie mittlerweile die Kontrolle darüber verloren, oder sie nehmen es willig in Kauf, selbst wenn sie dabei Gefahr laufen, auch ihr eigenes Schicksal zu besiegeln. Wenn wir das Tor nicht schließen, werden wir es bald mit noch viel entsetzlicheren Feinden als den Thir-Ailith zu tun bekommen.«
    Unter anderen Umständen hätten ihre Worte vermutlich nur pathetisch geklungen, aber hier, da er das Böse selbst spüren konnte, fühlte Warlon einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen.
     
    »Und ich bleibe dabei, Ihr begeht einen verhängnisvollen Fehler«, sagte Valutus. »Es gibt keine besseren Orte, um die Thir-Ailith aufzuhalten, als wir sie in Elan-Dhor vorgefunden haben. Auf freiem Feld, in einer offenen Schlacht, haben unsere Truppen nicht die geringste Chance gegen sie.«
    »Demnach zweifelt Ihr an der Schlagkraft der ruhmreichen lartronischen Armee?«, fragte Nagaron lauernd und nippte an einem Krug Bier. »Sprecht nur weiter, aber passt auf, dass Ihr Euch nicht um Kopf und Kragen redet.«
    Zornig starrte Valutus den Vizegeneral an, der es sich ihm gegenüber auf einigen Kissen in einem Zelt gemütlich gemacht hatte, als befänden sie sich auf einem Ausflug und nicht im Krieg.
    »Ich bin selbst ein Teil dieser Armee und kenne ihren
Ruhm und auch ihre Schlagkraft genau, aber auch ihre Grenzen. Gegen einen so übermächtigen Feind mit unerschöpflichem Nachschub können auch wir nicht bestehen. Die Thir-Ailith können hunderttausend Krieger aufmarschieren lassen oder auch eine Million, wenn es nötig sein sollte. Wie wollt Ihr die schlagen?«
    Nagaron lächelte herablassend.
    »Ihr glaubt doch nicht ernsthaft diese Ammenmärchen, die die Elben und Zwerge erzählen? Es gibt keine unendlich große Armee. Das Heer der Thir-Ailith mag gewaltig sein, aber deshalb hat es trotzdem eine Zahl, und diese dezimiert sich während jeder Minute, die wir hier miteinander sprechen. Möglicherweise gelingt es ja wider Erwarten sogar den Zwergen und Elben allein, die Dunkelelben zu besiegen. Dies ist ihr Krieg. Warum sollte ich das Leben lartronischer Soldaten dabei in Gefahr bringen? Ich brauche unsere Armee, um meinem eigentlichen Auftrag nachzukommen, und der lautet, unsere Städte hier in der Umgebung zu schützen.«
    Valutus atmete tief durch. Der Vizegeneral war so aalglatt, dass es ihm einfach nicht gelang, ihn mit Worten in die Ecke zu drängen und ihm begreiflich zu machen, welchen fatalen Fehler er beging.
    »Gesetzt den Fall, Ihr habt Recht: Selbst wenn das Heer der Dunkelelben nicht mehr größer ist als unser eigenes, nachdem es die Verteidigung der Zwerge überrannt hat, wie wollt Ihr dann dagegen kämpfen? Diese Kreaturen sind unsichtbar, wie Ihr Euch wohl erinnern werdet.«
    »Dafür wurden bereits Vorkehrungen getroffen. Ich habe Boten ausgeschickt, die die in Clairborn verbliebenen Priesterinnen hierherbringen sollen. Dort werden sie ohnehin nicht mehr gebraucht. Eigentlich

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