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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman
Autoren: Frank Rehfeld
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niemanden eine Bedrohung dargestellt.«
    »Doch, das hätten sie«, widersprach Nariala. »Irgendwann wären sie freigekommen, und wenn es noch weitere Jahrtausende gedauert hätte. Diese Gefahr bedroht sehr wohl auch uns. Die Thir-Ailith werden sich nicht damit begnügen, über die Zwerge und die Menschen herzufallen,
wenn sie an die Oberfläche gelangen. Ihr in Jahrtausenden geschürter Hass gilt vor allem uns. Sie werden nicht eher ruhen, bis sie das goldene Tal entdeckt haben, und dann werden sie unser Volk vernichten. Nichts lässt sich auf Dauer einfach wegsperren. Hätten nicht die Zwerge die Siegel gebrochen, dann irgendwann eines der anderen Völker der Tiefenwelt, oder es wäre durch einen Einsturz oder ein Naturereignis geschehen. Es ist vor tausend Jahren hier in Zarkhadul schon einmal passiert, und damals wie heute war es vor allem der Heldenmut der von Euch so verächtlich behandelten Zwerge, der ein noch schrecklicheres Unheil verhindert hat.«
    Thilus nickte der Magierin dankbar zu.
    »Aber da ist noch etwas«, ergriff er wieder das Wort. »Selbst wenn sie niemals freikämen, würden die Thir-Ailith größte Verderbnis bringen, und zwar jenen, die mit ihnen eingesperrt sind. Hier in Zarkhadul waren es Zwerge, die von ihnen versklavt und unter unwürdigsten Bedingungen wie Schlachtvieh gezüchtet wurden, bis sie alt genug waren, dass diese Ungeheuer ihnen ihre Lebensenergie ausgesaugt haben. Aber auch in ihren ursprünglichen Kerkern brauchen die Thir-Ailith Nahrung, und mit Tieren oder Pflanzen geben sie sich offenbar nicht zufrieden. Niemand weiß, wer ursprünglich in den tiefen Katakomben gehaust hat, in die eure Vorfahren die Abtrünnigen verbannten, denn Zwerge lebten damals noch nicht hier. Vielleicht waren es Goblins, Gnome oder Schrate, vielleicht auch ein uns heute völlig unbekanntes Volk. Aber ich zweifle nicht daran, dass ihre Nachfahren zu Tausenden, angesichts der ungeheuren Zahl der Thir-Ailith sogar eher zu Zehntausenden, von ihnen ebenso wie Mastvieh gezüchtet werden.«
    »Und wenn schon«, entgegnete Lhiuvan nach kurzem
Zögern. Der Hochmut war aus seinem Gesicht und seiner Stimme verschwunden, auch ihn ließ diese Vorstellung nicht kalt. »So schrecklich das ist, aber es gibt nichts, was wir dagegen tun können. Unser Volk ist nicht nur alt, es ist auch schwach geworden. Selbst wenn wir alle Krieger und Magier, die im goldenen Tal verblieben sind, herholen würden, besäßen wir nicht die Kraft, uns den angeblich vieltausendköpfigen Legionen der Thir-Ailith zu stellen, die in der Tiefe leben sollen, nicht einmal mit den Heeren der Zwerge und Menschen zusammen.« Er schüttelte den Kopf. »Selbst wenn unsere Vorfahren für diese Schrecken verantwortlich sind, es steht nicht in unserer Macht, sie zu beenden.«
    Zustimmendes Gemurmel erklang bei den anderen Kriegern.
    »Wir wurden hergeschickt, um den Zwergen zu helfen, ihre Stadt zu verteidigen«, sagte einer von ihnen. »Da wussten weder wir noch die Zwergenboten, dass diese Stadt längst überrannt worden war und dass wir es mit ganzen Heerscharen von Feinden zu tun bekommen würden. Wir können nichts tun, um die Abtrünnigen aus Elan-Dhor zu vertreiben, aber das Zwergenvolk kann hier eine neue Heimat finden. Ich sage, lasst uns die ohnehin schon verschütteten Zugänge mit neuen Siegeln versehen, um diese Gefahr vollends zu bannen. Das Zwergenvolk soll zusätzlich als Wächter fungieren, damit niemand sie mehr unbeabsichtigt bricht. Mehr können wir wirklich nicht tun.«
    Erneut ließen die Elbenkrieger zustimmendes Gemurmel hören. Thilus hingegen spürte einen eisigen Schauer über seinen Rücken kriechen und krampfte die Hand fester um den Griff seines Schwertes. Auch unter den übrigen Zwergen brach leises Getuschel aus.
    Elan-Dhor verloren geben? Die Stadt und die Minen für
immer aufgeben und die Zugänge mit Siegeln verschließen?
    Bislang hatte er nie daran gezweifelt, dass sie alles daransetzen würden, ihre Heimat zurückzuerobern. Diese Hoffnung war auch nicht geschwunden, als die Elben statt des erhofften Heeres nur eine kleine Abordnung entsandt hatten - genauer gesagt hatte er seither versucht, alle Gedanken daran so gut es ging zu verdrängen.
    Nun jedoch wurde ihm die Wahrheit mit schonungsloser Offenheit vor Augen geführt, und obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, musste er anerkennen, dass die Argumente durchaus stichhaltig waren. Sein Volk allein konnte es nicht mit der erdrückenden Übermacht der
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