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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ließ Lhiuvan ihren Leichnam wieder zu Boden gleiten, dann warf er einen hasserfüllten Blick zu den Zwergen hinüber. »Und alles nur derentwegen! Habt ihr nicht behauptet, die Thir-Ailith hier in Zarkhadul könnten sich nicht unsichtbar machen?«
    »Kriegsmeister Barlok hat berichtet, dass sie es in den Tagen, in denen er sich mit seinem Trupp hier aufgehalten hat, nicht ein einziges Mal getan haben, nicht einmal, wenn einer von ihnen sich in Gefahr befand«, antwortete Thilus. »Alles deutete darauf hin, dass sie dazu nicht in der Lage wären.«
    »Typische Zwergenlogik.« Lhiuvan schnaubte. »Was machen wir überhaupt hier? Warum kämpfen wir hier und opfern unser Leben? Ich sage, lasst uns umkehren und die Rückreise ins goldene Tal antreten. Wir hätten erst gar nicht herkommen sollen. Was haben wir mit den Problemen der Zwerge und ihren Kriegen zu schaffen?«
    Thilus sog scharf die Luft ein. Er konnte den Zorn und die Trauer des Elbenkriegers verstehen, gerade wenn Aliriel und er ein Liebespaar gewesen waren, aber das berechtigte ihn nicht dazu, die Schuld für ihren Tod auf andere abzuwälzen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, ergriff die Magierin erneut das Wort.
    »Das genügt jetzt! Ihr habt die Thir-Ailith mit eigenen Augen gesehen. Es kann wohl kein Zweifel mehr daran bestehen, dass es sich wirklich um Abkömmlinge unseres
Volkes handelt, und damit sind sie sehr wohl auch unser Problem.«
    »Aber das wären sie nicht geworden, wenn nicht die Zwerge in ihrer grenzenlosen Gier nach Schätzen zu tief gegraben und sie befreit hätten«, rief einer der Elbenkrieger. »Warum sollen wir unser Blut vergießen, nur weil diese Dreckwühler kein Maß kannten?«
    »Dem schlage ich den Kopf von …«, begann einer der Zwerge, hob drohend seine Axt und trat ein paar Schritte vor, aber Thilus packte ihn an der Schulter und zerrte ihn zurück.
    »Schweig! Hier wird niemandem der Kopf abgeschlagen!«, stieß er scharf hervor. »So weit kommt es noch, dass wir uns untereinander bekämpfen, statt gemeinsam unseren Feind. Und was die gegen uns gerichteten Vorwürfe betrifft«, wandte er sich an die Elben, »so wären wir sicherlich niemals so weit unter das Gebirge vorgedrungen, wenn wir geahnt hätten, welche Gefahr uns dort erwartet. Aber hat euer Volk uns etwa gewarnt? Nein, ihr konntet nicht damit fertig werden, dass es einst einen Bruderkrieg innerhalb eures Volkes gab. Deshalb habt ihr das Wissen darum verdrängt und alle Unterlagen über diese Zeit zu vernichten versucht, die uns vielleicht einen Hinweis auf die Gefahr hätten liefern können.«
    »Was ein großer Fehler war, wie sich nun zu unser aller Leid zeigt«, stimmte eine der Magierinnen ihm zu und blickte von dem Verwundeten auf, den sie gerade behandelte. »Dieses Wissen hätte niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Wir hätten die Abtrünnigen niemals auf Dauer unbewacht sich selbst überlassen dürfen. Hätten wir rechtzeitig von ihrem erneuten Erstarken erfahren, als wir noch auf dem Höhepunkt unserer Macht waren, hätten wir leicht
verhindern können, dass sie erneut zu einer Gefahr heranwachsen.«
    »Doch stattdessen gaben sich unsere Vorfahren der trügerischen Illusion hin, dass die Abtrünnigen tief im Leib der Erde nicht lange überleben könnten«, ergänzte Nariala. »Und sie verdrängten aus Scham alle Gedanken an sie und den Bruderkrieg. Nun ist unser Volk schwach geworden. Die Alten bejammern ihr Schicksal, und die Jungen wollen erst gar nicht erwachsen werden. Das Volk der Elben ist dem Untergang geweiht, und ausgerechnet jetzt holen uns die Fehler unserer Vergangenheit ein.« Sie seufzte und wirkte mit einem Mal um Jahre älter als zuvor. Langsam ließ sie ihren Blick über die versammelten Elbenkrieger schweifen. »Aber obwohl wir einen Großteil unserer einstigen Stärke eingebüßt haben, ist es dennoch unser Vermächtnis, und wir können uns nicht einfach aus der Verantwortung stehlen. Sonst handeln wir nicht anders, als wir es den jüngeren Völkern so oft zum Vorwurf gemacht haben.«
    Viele der Krieger senkten betroffen die Köpfe, sichtlich berührt von ihren Worten, aber nicht alle.
    »Und wenn schon«, sagte Lhiuvan herausfordernd und trat einen Schritt vor. »Auch wenn es nur aus Unwissenheit geschah, haben die Zwerge dieses Verderben erst wieder heraufbeschworen. Wären sie nicht so gierig gewesen, hätten unsere finsteren Brüder bis zum Ende aller Zeiten in der Tiefe unter den Bergen schmoren können und hätten für

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