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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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langen Beine schien den Dunkelelben das Klettern nichts auszumachen. Auch Tavor wäre es unter normalen Umständen nicht allzu schwergefallen, aber
unter der fremden Kontrolle bewegte er sich steif und ungelenkig, rutschte immer wieder ab und stürzte zu Boden, ohne die Möglichkeit zu haben, seinen Fall zumindest abzufedern.
    Längst schon hatte er am ganzen Körper Prellungen und Abschürfungen davongetragen, die Haut an seinen Händen hing in Fetzen. Einmal war er mit dem Fuß umgeknickt, und seither schmerzte sein Knöchel schier unerträglich. Auf den Schmerz hatte die fremde Beeinflussung keinerlei Wirkung, er spürte ihn ungemindert.
    Ein weiteres Mal glitt er aus und fiel, ohne seinen Sturz abfangen zu können. Erneut zuckte heftiger Schmerz durch seine ohnehin schon blutenden, dick angeschwollenen Knie, als hätte ihm jemand Nägel hineingetrieben, und er hätte geschrien, wenn er nur gekonnt hätte. Wäre er wenigstens so gestürzt, dass er ein größeres Stück weit abrutschte und einen kleinen Steinschlag auslöste, der die Aufmerksamkeit der Suchtrupps erregte, dann hätte sein Leiden noch einen Sinn gehabt, aber nicht einmal dieses Glück war ihm vergönnt.
    Tavor wusste, was ihr Ziel war - ein geheimer Nebenausgang von Elan-Dhor. Er war gut getarnt, doch von allen Zugängen war er derjenige, der zumindest von außen am leichtesten zu öffnen war. Er selbst hatte dieses Wissen verraten. Verzweifelt hatte er während des Verhörs nicht daran zu denken versucht, doch das war ihm nicht gelungen. Mit brutalem geistigen Zwang hatten die Thir-Ailith ihm all sein Wissen darüber entrissen.
    Seine einzige Hoffnung beruhte nun darauf, dass sie von einer Patrouille oder einem der Suchtrupps entdeckt wurden, selbst wenn das sein Ende bedeuten sollte. Vermutlich würden die Thir-Ailith ihn im Falle einer Entdeckung sofort
töten, doch davor fürchtete er sich nicht. Er rechnete ohnehin nicht mehr damit, dass er dies alles lebend überstehen würde. Ihm ging es nur noch um die Art und Weise, auf die er starb, und ob er seinem Volk damit Schaden verursachte.
    Aber auch die Hoffnung auf eine Entdeckung war nur äußerst gering. Dieser Teil des Berges lag weit von dem Gebiet entfernt, das er und seine Begleiter in dieser Nacht zu bewachen gehabt hatten und worauf sich die Suche zunächst konzentrieren würde.
    Zudem waren die Thir-Ailith äußerst vorsichtig. Einmal waren tatsächlich ein Stück entfernt leise Stimmen zu hören. Sofort zwangen sie ihn, sich in einer Mulde unter einem überhängenden Felsen zu verstecken, bis die Stimmen wieder verklungen waren.
    Schließlich erreichten sie ihr Ziel, den von herabgebrochenem Gestein verschütteten Zugang. Wie Tavor wusste, war es ein auf natürlichem Weg entstandener Riss im Berg, der bis nach Elan-Dhor reichte. Einst hatte er für den Fall eines Angriffs auf die Stadt als Ausfallpforte gedient. Dicht daneben erstreckte sich ein viele Meter langer, steil abfallender Hang. Gerade dieser machte es so schwierig, den Zugang wirklich dauerhaft zu verschließen. Sie hatten den Spalt mit einer dicken Mauer abgedichtet und Steinschläge oberhalb davon ausgelöst, durch die sich eine Menge Fels und Geröll davor angehäuft hatte, doch das meiste war von seiner eigenen Wucht vorwärtsgerissen worden und in den Abgrund gestürzt.
    Erneut vernahm er die grausame Stimme eines der Dunkelelben in seinem Geist, und obwohl es sich um eine Sprache handelte, die er nicht kannte, verstand er auch diesmal sofort ihr Ansinnen, so schrecklich es auch war. Aber es
hatte für ihn ohnehin zweifellos festgestanden, zu welcher Tat die Dunkelelben ihn zwingen würden.
    Einer von ihnen wurde für einen Moment schemenhaft sichtbar und gab ihm zwei kleine Beutel. Obwohl der Thir-Ailith Handschuhe trug, grauste es Tavor, und eine Eiseskälte schien sein Inneres zu durchfluten, als sich ihre Hände dabei flüchtig streiften. Er wollte die unscheinbaren Beutel nicht nehmen, doch gegen seinen Willen schlossen sich seine Finger darum.
    Die Dunkelelben zogen sich zurück. Tavor konnte spüren, wie ihre drückende, finstere Ausstrahlung schwächer wurde. Sofort versuchte er mit aller Verbissenheit, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen, doch vergebens. Zu stark war ihr letzter Befehl in ihm verankert, selbst jetzt war es ihm nicht möglich, sich dagegen aufzulehnen.
    Mit steifen Schritten näherte er sich dem verschütteten Zugang und ließ seinen Blick darüber wandern. Der Mond schien hell

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