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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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anerkennend. »Bei meinem Barte, du bist noch mutiger, als ich gedacht habe.«
    Warlon war sich nicht sicher, ob die Worte ernst oder spöttisch gemeint waren, und zuckte schließlich mit den Achseln.
    »Um ehrlich zu sein, es waren die schlimmsten Tage meines Lebens«, gestand er. »Ich hatte größere Todesangst als beim Kampf gegen die Dunkelelben, und mir war so schlecht wie noch niemals zuvor. Als ich wieder an Land war, habe ich mir eigentlich geschworen, nie wieder einen Fuß auf ein Schiff zu setzen.«
    Erneut zuckte er mit den Achseln und klammerte seine Hände noch ein bisschen fester um die Reling. Sie fuhren auf dem Oronin in westlicher Richtung, und obwohl er sich alles andere als wohl fühlte, war die Reise diesmal doch nicht annähernd so schlimm. Auf einem Fluss ohne starken Wellengang zu fahren, bei dem man nur ein, zwei Meter entfernt das Ufer sehen konnte, war eben etwas ganz anderes als auf einem riesigen Ozean wie dem Ostmeer.
    »Und ich habe nicht gedacht, dass ich es überhaupt einmal machen würde«, entgegnete Barlok. »Aber wenn wir auf diese Art tatsächlich noch heute Nacht zum Tharakol gelangen … Obwohl ich mir immer noch nicht recht vorstellen kann, wie sie mit diesen riesigen Schiffen den Cadras hinauffahren wollen.«
    Als unmöglich hatte Tharlia es vor ihrem Aufbruch beim Studium der Karten bezeichnet, als Gelinian auf den Punkt
gedeutet hatte, wo der Cadras in den Oronin mündete, und behauptet hatte, zumindest einen Teil des Heeres auf diesem Weg bis fast an die südlichen Ausläufer des Schattengebirges bringen zu können. Im Gegensatz zum Oronin war der Cadras so schmal, dass man fast bis zur anderen Seite spucken konnte, und kaum mehr als knietief. Selbst ein leeres Schiff könnte ihn unmöglich befahren, geschweige denn eins, das mit Passagieren so vollgestopft war, dass an Bord eine geradezu qualvolle Enge herrschte.
    Gelinian jedoch hatte nur gelächelt und in der typisch hochmütigen Art der Elben gemeint, die Schiffe ihres Volkes wären eben anders als die anderer Völker. Wichtig wäre nur, dass keine Felsen oder sonstigen Hindernisse im Wasser lägen und den Weg versperrten.
    Inzwischen hatten sie die Mündung fast erreicht. Sie befanden sich zusammen mit den meisten Kriegern an Bord des zweiten Schiffes, während sich Tharlia mit den Priesterinnen, einigen weiteren Kriegern und den meisten Elben an Bord des ersten aufhielt. Insgesamt transportierte jedes der Gefährte rund zweihundert Zwerge und Elben.
    Das vordere Schiff schwang herum und steuerte die Mündung an. Gebannt beobachtete Warlon das Manöver, ebenso wie Barlok und die anderen Zwerge, die einen Platz in der Nähe der Reling gefunden hatten und sich freier Sicht erfreuten. Schon befand sich das Schiff mitten in der Mündung, die noch recht breit und tief war, sich jedoch rasch verengte. Warlon hätte schwören können, dass das Schiff breiter als der gesamte Cadras war, und dennoch setzte es seine Fahrt so mühelos fort, als wäre es auf einem großen Strom unterwegs.
    »Elbenschiffe sind offenbar wirklich anders als die anderer Völker«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.

    »Du magst sie wohl nicht besonders, wie?«, fragte Barlok. »Du hättest dir gewünscht, dass sie es nicht schaffen würden, sondern auf Grund gelaufen wären.«
    »Ich weiß nicht.« Warlon schüttelte den Kopf. »Wie hätte ich mir das wünschen können? Es geht vor allem um das Schicksal unseres Volkes, und es liegt in unserem eigenen Interesse, dass wir auf diesem Weg viel schneller den Tharakol erreichen.«
    Auch das Schiff, auf dem sie sich befanden, schwang nun herum und bog in die Mündung des Cadras ein. Schon nach wenigen Metern schienen die Bordwände das Ufer zu streifen, aber auch sie setzten ihre Fahrt fort, ohne dass auch nur eine Erschütterung zu spüren war.
    »Die Fähigkeiten der Elben sind jedenfalls beeindruckend. Sie machen keine leeren Versprechungen.«
    »Nein«, gab Warlon zu. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber sie bilden sich eine Menge auf ihre Fähigkeiten ein und halten damit auch nicht hinter dem Berg. Wenn wir nicht so dringend auf ihre Hilfe angewiesen wären - ja, dann würde ich mir wirklich wünschen, dass sie sich in ihrer Großspurigkeit mal übernehmen und nicht mehr so eingebildet sind. Sie sind einfach … so perfekt , wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich glaube schon, aber du kennst sie länger und besser als ich. Ich habe mit kaum einem von ihnen bislang ein Wort

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