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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Ungeheuer wusste, waren sie nur aufs Töten und Vernichten aus. Vermutlich hatte der Dunkelelb auch diese Tür nur in der Hoffnung aufgebrochen, hier irgendwelche wehrlosen Opfer vorzufinden.
    Als er das Gebäude wieder verließ, ertönte ein Ruf vom vorderen Wachturm.
    »Zwei Reiter nähern sich! Sie tragen die Uniform der lartronischen Armee.«
    »Öffnet das Tor!«, befahl Turon.
    Kaum waren die beiden Torflügel entriegelt und aufgestoßen worden, kamen die beiden Reiter auf den Hof geprescht, zügelten ihre Pferde und stiegen ab. Ihre Kleidung war staubig und trug Spuren eines langen Ritts, und sie wirkten sichtlich erschöpft, ebenso wie ihre Pferde.
    »Meldereiter Rotula«, stellte sich einer von ihnen vor und salutierte nach Art der lartronischen Armee. »Wir wurden vom Vizegeneral mit wichtigen Botschaften geschickt und müssen sofort den Kommandanten dieses Stützpunktes sprechen.«
    »Das bin ich. Kampfführer Turon, zu Euren Diensten.« Turon trat einen Schritt auf sie zu und erwiderte den militärischen Gruß.
    In aller Eile berichtete der Meldereiter vom unbemerkten Entkommen der Thir-Ailith während der Schlacht und davon, dass sich vier von ihnen auf den Weg hierher gemacht hatten. Zweifellos hielt er seine Nachrichten für Hiobsbotschaften, doch auf Turon wirkten sie eher erleichternd, nachdem er bereits mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Vier frei umherstreifende Thir-Ailith stellten zweifellos
eine schreckliche Bedrohung dar, die auch schon Opfer unter seinen Kriegern gefordert hatte, aber die Gefahr war längst nicht so immens, wie wenn es den Dunkelelben gelungen wäre, einen Weg von Elan-Dhor an die Oberfläche zu öffnen, und ein gewaltiger Angriff zu erwarten wäre. Nur vier von ihnen würden sich mit Sicherheit aufspüren und ausschalten lassen, bevor sie allzu großes Unheil anrichten konnten.
    Doch schon die nächsten Worte des Meldereiters zerstörten seine diesbezüglichen Hoffnungen.
    »Mittels ihrer Magie ist es den Elben gelungen, einen Blick auf die Pläne der Thir-Ailith zu werfen«, fuhr er fort. »Diese wissen, dass Eure Stadt vom Rest ihres Volkes erobert wurde. Sie werden alles daransetzen, zu ihren Gefährten zu gelangen und ihnen einen Weg in die Freiheit zu öffnen.«
    »Das wird ihnen nicht gelingen!«, behauptete Turon. »Wir bewachen alle Zugänge, und nach allem, was wir wissen, verfügen sie nicht über das Können, sie zu öffnen.«
    »Die Thir-Ailith besitzen nicht nur die Fähigkeit, in die Gedanken anderer einzudringen und sie zu lesen, sie vermögen sie auch ihrem Willen zu unterwerfen, jedenfalls wenn sie es mit Einzelnen oder kleinen Grüppchen zu tun haben. Sie werden sich das Wissen Eures eigenen Volkes für ihre Pläne zunutze machen.«
    Turon erschrak. Von einer solchen Fähigkeit hatte er bislang nichts gewusst. Wenn die vermisste Patrouille den Dunkelelben in die Hände gefallen war, was ihm nun immer wahrscheinlicher erschien, und diese über sämtliches Wissen der beiden Krieger verfügten, dann bestand in der Tat höchste Gefahr.
    Und …

    Er fuhr herum, als ein schrecklicher Verdacht in ihm aufstieg, und hastete zurück in den Lagerraum. War es möglich, dass sie alle die Intelligenz und Verschlagenheit ihrer Feinde unterschätzt hatten?, dachte er, während er durch den Raum eilte.
    Gleich darauf fand er seinen Verdacht bestätigt. Der Dunkelelb, gegen den sie in den Quartieren gekämpft hatten, war lediglich ein Köder gewesen, der die Priesterin vom Lager weggelockt hatte, um seinen Gefährten die Möglichkeit zu verschaffen, unbemerkt hier einzudringen.
    Von Verzweiflung überwältigt starrte Turon auf den leeren Platz in einem der Regale.
    Sämtliche ihnen noch verbliebenen Vorräte an Sprengpulver waren schon vor Tagen zum Kalathun geschafft wurden, um einen vorzeitigen Ausbruch der dortigen Dunkelelben zu verhindern. Lediglich an zwei Beutelchen, die die Patrouillen zu dieser Zeit bei sich gehabt hatten, hatte niemand gedacht, und seither waren diese hier aufbewahrt worden.
    Nun waren die Beutel verschwunden.
     
    Der Aufstieg war eine Tortur.
    Nach wie vor waren Tavors Gedanken frei, während sein Körper allein den Dunkelelben gehorchte. Es war, als würden sie ihn wie eine Puppe an unsichtbaren Fäden bewegen, wie er es einmal bei seinem bislang einzigen Besuch in Clairborn bei einem Gaukler gesehen hatte.
    Sie hielten sich ein gutes Stück abseits des Weges, wo der Fels voller scharfkantiger Grate war. Dank ihrer Gelenkigkeit und ihrer

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