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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Vermutlich Suchtrupps, die ausgeschickt worden waren, nachdem seine Patrouille nicht zurückgekehrt war. Er versuchte verzweifelt, sich irgendwie bemerkbar zu machen, brachte jedoch nicht den leisesten Ton heraus und musste hilflos miterleben, wie sich die Stimmen wieder entfernten.
    Irgendwann kehrten die anderen Thir-Ailith zurück. Sie hüllten sich in den Tarnmantel ihrer Unsichtbarkeit, sodass Tavor sie nicht sehen konnte, aber er spürte sie dafür umso
deutlicher: die geballte, nun um ein Vielfaches verstärkte Gegenwart einer finsteren, abgrundtief bösen Macht, die ihn zu erdrücken schien und seine Panik noch greller auflodern ließ, sofern dies überhaupt möglich war.
    Komm! , vernahm er einen lautlosen Befehl in seinem Kopf, und ohne sein bewusstes Zutun erhob sich sein Körper vom Boden.
     
    Der Wind hatte im Laufe der vergangenen Stunden aufgefrischt, und obwohl die Tage noch recht warm waren, kühlte es nachts beträchtlich ab. Es konnte keinen Zweifel geben, dass der Anbruch des Herbstes unmittelbar bevorstand, und wie in dieser Gegend üblich würde es ein kalter, rauer Herbst werden, dem bald ein noch grimmigerer Winter folgen würde.
    Turon fröstelte und hüllte sich fester in seinen Mantel aus Luanen-Fell. Dabei warf er einen raschen Blick zu der neben ihm stehenden Priesterin. Vila hatte seinen Rat ausgeschlagen und darauf verzichtet, einen Mantel anzuziehen, doch obwohl sie nur ein recht dünn aussehendes Gewand trug und mit Turon direkt auf dem Wehrgang über dem Tor Posten bezogen hatte, wo es kaum einen Schutz vor dem eisig von den Bergen herabwehenden Wind gab, schien sie die Kälte nicht einmal zu spüren. Wahrscheinlich einer ihrer Hexentricks, vermutete Turon.
    Er stützte sich mit den Händen auf die Wehrmauer und starrte zu den Hängen des Tharakol hinauf.
    Mehr als eine Viertelstunde war seit dem Aufbruch der Suchtrupps inzwischen vergangen. Turon hoffte nur, dass er sie nicht geradewegs in den Tod geschickt hatte. Aber wenn tatsächlich der schlimmstmögliche Fall eingetreten war und die Dunkelelben nach all der Zeit nun doch einen Weg herauf
an die Oberfläche gefunden haben sollten, dann würden auch diese Mauern keine Sicherheit bieten. Weder diese Bastion noch Elan-Tart würden ihnen standhalten können, und der größte Teil des Zwergenheeres war weit entfernt.
    Es wäre eine besonders grausame Ironie des Schicksals, wenn dies ausgerechnet wenige Stunden nach dem glorreichen Sieg über die Thir-Ailith von Zarkhadul geschehen würde. Es war eigentlich zu unwahrscheinlich, um purer Zufall zu sein, doch konnte sich Turon auch nicht vorstellen, wie diese weit voneinander entfernt stattfindenden Ereignisse miteinander verknüpft sein könnten.
    Die Priesterin neben ihm wurde unruhig, wandte den Kopf und blickte sich nach allen Seiten um.
    »Was ist los?«, fragte Turon alarmiert.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Nur ein Gefühl. Aber ich meine, ich hätte für einen Moment etwas gespürt, etwas Fremdartiges, Finsteres.«
    »Dunkelelben?« Auch Turon blickte sich um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken.
    »Ich weiß nicht. Möglicherweise. Es war zu kurz und zu schwach, um es eindeutig sagen zu können.« Ihre Stimme klang unsicher.
    Er musterte sie einen Moment scharf und verfluchte insgeheim den Schleier, den sie trug und der es ihm unmöglich machte, ihr Gesicht zu erkennen.
    Plötzlich zuckte sie zusammen und fuhr herum.
    »Da war es wieder. Dunkelelben, ohne jeden Zweifel! Ich spüre einen von ihnen. Aber …« Sie zögerte einen Moment und blickte sich noch einmal in alle Richtungen um. »Es kommt nicht von außerhalb. Es kommt von dort!« Sie zeigte in den Hof hinab, zur Rückfront des Forts, wo die Unterkünfte der Krieger lagen.

    Turon schauderte bei dem Gedanken, dass es einem Thir-Ailith offenbar gelungen war, unbemerkt bis ins Innere der Bastion zu gelangen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass eine einzige Priesterin keinen vollständigen Schutz für das gesamte Bauwerk garantieren konnte. Viel entsetzlicher noch war die Bestätigung, dass tatsächlich Dunkelelben an die Oberfläche gelangt waren und nun frei ihr Unwesen trieben. Dennoch fing er sich sofort wieder.
    »Ihr da«, sagte er und deutete auf eine Gruppe von Kriegern, während er seine Axt packte. »Folgt mir!«
    Gemeinsam mit ihnen und Vila eilte er eine Treppe hinunter und quer über den Hof.
    »Er ist nahe«, stöhnte die Priesterin. »Er ist im Inneren der Quartiere. Er scheint

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