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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Dunkelelb den Überblick, war nur damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten. Es gelang ihm mit knapper Not, einen Schwertstreich zu parieren, aber noch bevor er sich wieder völlig gefangen hatte, prasselten weitere auf ihn herab, und diese konnte er nicht mehr abwehren. Ein Hieb traf ihn an der Schulter und schnitt tief hinein, ein anderer trennte ihm den rechten Schwertarm ab, und ein weiterer spaltete ihm den Schädel. Mit einem Mal war die ganze Luft von einer hellen, fast weißen Flüssigkeit erfüllt, von der ein Teil auf Sindilos niederregnete. Erst nach Sekunden, als die Magie der Bestie erlosch und sie im Tod ihre Unsichtbarkeit verlor, begriff der Bürgermeister, dass es sich um das Blut des Thir-Ailith handelte.

11
    DIE SEELENWANDERUNG
    Als Barlok die Augen aufschlug und sich aufrichtete, schien sich nichts verändert zu haben, und im ersten Moment war er davon überzeugt, dass die Beschwörung fehlgeschlagen war.
    Er erinnerte sich vage, dass er eingeschlafen war. Dumpfe Stimmen hatten ihn in den Schlaf begleitet und schließlich auch wieder daraus erweckt, doch vermochte er nicht zu sagen, ob sie einem Traum oder der Wirklichkeit entstammten.
    Gelinian stand nach wie vor neben dem Altar, und er wollte sie schon ansprechen und fragen, was passiert war, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er sich auf bizarre Art doppelt sah. Er hatte den Oberkörper aufgerichtet und lag dennoch weiterhin auf dem Altar. Auch als er die Beine von dem schwarzen Block schwang, schienen diese sich zu teilen, glitten sowohl zur Seite, blieben aber auch weiterhin still liegen.
    »Warlon?«
    Er sah den jungen Krieger hinter dem Kreis stehen, den die Magierinnen und Magier um den Altar gebildet hatten, doch weder er noch sonst jemand reagierte auf seinen Ruf.
    »Die Zeremonie war erfolgreich«, hörte er stattdessen Gelinian sagen. »Seine Seele wurde vom Körper getrennt und beginnt nun ihre Reise.«

    Barlok erhob sich vollständig. Er blickte auf seinen nach wie vor reglos auf dem schwarzen Basalt ruhenden und nur ganz flach atmenden Körper und sah anschließend an sich herab. Es war ihm unmöglich, einen Unterschied zu erkennen. Er konnte nicht durch seinen Körper hindurchsehen, und wenn er sich bewegte, fühlte es sich an wie immer. Dies sollte sein Zustand als körperlose Seele sein? Er konnte es kaum glauben. Probeweise streckte er die Hand nach dem Altar aus und hatte das Gefühl, das Gestein ganz wie gewohnt zu berühren.
    Der Kreis der Magierinnen und Magier löste sich auf. Barlok trat auf einen von ihnen zu und blieb vor ihm stehen, dann schlug er ansatzlos nach seinem Gesicht und hielt kaum zwei Finger breit vor seinen Augen inne. Der Elb blinzelte nicht einmal, schien ihn tatsächlich nicht sehen zu können. Die Verlockung war groß für Barlok, ihn zu berühren, um herauszufinden, ob er es spüren würde, doch er widerstand der Versuchung. Stattdessen wandte er sich um und ging auf den Ausgang der Tempelhalle zu.
    Ihm stand noch eine lange und Gelinians Worten zufolge möglicherweise gefährliche Wanderung bevor - riskanter, als er zunächst gedacht hatte. Es war besser, wenn er seine Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich brachte, statt Zeit mit irgendwelchem Unsinn zu vergeuden.
    Als die Magierin ihm noch im Palast ihren Plan unterbreitet hatte, hatte er sich vorgestellt, er würde als reines Bewusstsein umherschweben, doch die Wahrheit sah völlig anders aus. Er schien sich zu bewegen wie immer, als würde sein Verstand seinen Muskeln den Befehl erteilen, einen Schritt nach dem anderen zu machen, doch fiel ihm das Gehen wesentlich leichter als sonst, da er kein Gewicht besaß. Und doch war etwas anders, aber das wurde ihm
erst bewusst, als er den Vorraum bereits durchquert hatte und den Dunkelturm durch das große Portal verließ: Er atmete nicht.
    Für einen kurzen Moment wallte Panik in ihm auf, bis er begriff, dass das in dieser Daseinsform keinerlei Rolle spielte. Er lief ein Stück und begann schließlich sogar zu rennen, ohne die geringste Anstrengung zu verspüren.
    Mühelos passierte er den geöffneten Flügel des Südtores. Auch hier bemerkte ihn niemand, weder Zwerge noch Menschen noch Elben, nicht einmal die Priesterinnen oder die Elbenmagier, obwohl er mit Absicht ganz dicht an ihnen vorbeiging.
    Etwas schwieriger wurde es, als er die Halle der Helden durchquert hatte und an den schmalen Gewölbebogen gelangte, hinter dem die Treppe begann, die zu den eigentlichen Minen hinabführte.

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