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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Hier waren zahlreiche Zwergenkrieger und menschliche Soldaten unter dem Kommando von Kriegsmeister Loton und dem einarmigen Kampfführer Thilus damit beschäftigt, Barrikaden zu errichten und andere Hindernisse aufzutürmen, um ihre Chancen beim Angriff der Thir-Ailith zu verbessern.
    Gelinian hatte gesagt, dass es für ihn grundsätzlich kein Problem wäre, feste Materie zu durchschreiten, ihn aber auch gewarnt, dass es ihm mit Vorsatz wahrscheinlich nicht gelingen würde, weil sein eigener Verstand ihm dabei im Wege stehen würde. Barlok beschloss, selbst herauszufinden, was nun zutraf. Er griff nach einer der speerartigen Metallstreben. Der Stahl fühlte sich kühl und fest in seiner Hand an. Mit größter Anstrengung versuchte Barlok, ihn mit der Hand zu durchdringen, hielt sich vor Augen, dass sein Körper eigentlich nicht materiell war, aber es nutzte nichts. Zornig versetzte er der Strebe einen Tritt. Sie bebte nicht einmal,
aber sein Fuß prallte davon ab. Trotzdem fühlte er keinen Schmerz.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als mühsam über das aus Holzbalken, Felsen und Metallstangen bestehende Hindernis hinwegzuklettern. Es war verrückt, dass er diese Klettertour auf sich nehmen musste, obwohl er genau wusste, dass er keinen festen Körper besaß - aber sein Unterbewusstsein suggerierte ihm etwas anderes. Die Barrikaden fühlten sich unter ihm völlig massiv an, und hätten ihn nicht alle anderen ignoriert, weil er für sie nicht existent war, obwohl er dicht an ihnen vorüberkam, hätte er fast vergessen können, was mit ihm geschehen war.
    Wenigstens verspürte er keinerlei Erschöpfung, als er das Hindernis schließlich überwunden hatte, sondern konnte seinen Weg unverzüglich fortsetzen. Eine breite Treppe führte hinter dem Durchgang in die Tiefe, nur von Zeit zu Zeit unterbrochen von Absätzen, von denen aus Stollen in die einzelnen unterirdischen Ebenen der Minen abzweigten.
    Erst als er bereits einige Stufen hinuntergestiegen war und das Licht hinter ihm verblasste, wurde ihm bewusst, dass er keine Fackel, Laterne oder sonst eine Lichtquelle mit sich führte und auch gar nicht in der Lage gewesen wäre, sie zu tragen. Zwar hatte er das Gefühl, alle Gegenstände anfassen zu können, doch war das nur eine Einbildung, die sein Geist ihm vorgaukelte. In Wahrheit konnte er absolut nichts hochheben oder auch nur festhalten.
    Aber das Licht stellte kein Problem dar, wie er bemerkte, als er einige weitere Stufen hinunterging. Je dunkler es um ihn wurde, desto mehr veränderte sich seine Sicht. Es begann ganz langsam mit dem Verblassen der normalen Farben, doch je weiter er ging, desto rascher kehrte sich seine
Wahrnehmung um. Alles zerfloss zu düsteren Grautönen, die kaum noch Schattierungen aufwiesen, doch dann begannen einige von ihnen heller zu werden.
    Ungläubig betrachtete Barlok das bizarre Schauspiel, das sich ihm bot. Alle Farben bis auf Grau schienen ausradiert zu sein, doch dieses zeigte sich in Schattierungen, die dem gewohnten Sehen genau entgegengesetzt waren. Alles dunkle Gestein wurde hell, während sich die normalerweise hellen Maserungen dunkel abzeichneten. Als er sich umwandte und zum Durchgang in die von Tageslicht erfüllte Halle der Helden zurückblickte, sah er dort nur einen dunklen Bogen.
    Es war eine äußerst ungewohnte Art der Wahrnehmung, aber wenigstens brauchte er sich nicht blindlings voranzutasten, und nach kurzer Zeit gewöhnte er sich sogar einigermaßen daran.
    Rasch eilte Barlok weiter. Er wusste nicht, wie viele tausend Mal er diese Treppe schon bewältigt hatte, und obwohl er daran gewöhnt war, war es jedes Mal eine Strapaze gewesen, da es sich um tausende Stufen handelte, die viele hundert Meter tief in die Erde hinabführten. Jetzt jedoch verspürte er die Anstrengung nicht, sondern stieg leichtfüßig eine Treppe nach der anderen hinab.
    Manchmal musste er Stollen passieren, wenn die Beschaffenheit des Gesteins es nicht zugelassen hatte, die Treppe auf geradem Weg weiter in die Tiefe zu treiben, und sie sich an einer anderen Stelle fortsetzte. Auf diese Art führte sein Weg Barlok auch an einen der nach allgemeinem Empfinden schönsten Orte der gesamten Tiefenwelt: die Kristalloase. Shain-Dalara , wie sie von den Priesterinnen genannt und als heiliger Ort verehrt wurde, weil der Legende nach die Göttin Li’thil selbst sie vor ewiger Zeit erschaffen hatte,
als sie auf ihren Wanderungen durch die Tiefe hier gerastet hatte.
    Fassungslos und schockiert blieb

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