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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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allein auf seine Schnelligkeit, Kampfkraft und Erfahrung zu vertrauen. Alles, was mit Magie zusammenhing, war ihm suspekt, daran hatte sich nichts geändert, und er konnte auch gut verstehen, weshalb Barlok sich so dagegen gesträubt hatte, sich solchen unbekannten Kräften vollständig auszuliefern.
    Zehn der Magierinnen und Magier bildeten einen Kreis
um Gelinian und den Altar, fassten sich an den Händen und begannen, leise zu summen. Die Melodie war langsamer und irgendwie düsterer als zuvor, und als das Summen kurz darauf in Gesang überging, entstammten die Wörter wiederum einer fremden Sprache, klangen aber ebenfalls düsterer.
    Auch Gelinian fiel in den Gesang ein, während sie ihren Zeigefinger in ein kleines Töpfchen mit irgendeiner roten Substanz darin tauchte und begann, seltsame Symbole und Runen auf Barloks Körper zu malen. Trotz der Trance, in der er sich befand, zuckte er ein paarmal, doch nach einigen Sekunden lag er wieder still.
    »Was geht da vor?«, raunte Warlon Tharlia zu, die neben ihm stand, doch sie zog nur die Achseln hoch.
    »Diese Art von Magie ist mir völlig unbekannt«, gab sie ebenso leise zurück, um die Zeremonie nicht zu stören. »Ich spüre nur, dass etwas geschieht, aber was es ist, darüber weiß ich nicht mehr als Ihr. Seht doch!«
    Warlon riss vor Verblüffung die Augen weit auf. Etwas wie ein flüchtiger weißer Nebel stieg von Barloks Körper auf, verharrte einige Sekunden lang über dem Altar und streckte lange Nebelfinger in alle Richtungen aus, dann zerfaserte das Gebilde und löste sich in Nichts auf.
    »Die Zeremonie war erfolgreich«, verkündete Gelinian. »Seine Seele wurde vom Körper getrennt und beginnt nun ihre Reise.«
     
    In den frühen Morgenstunden waren weiße Nebel aus dem Fluss und den Wiesen aufgestiegen und hatten sich bis ins Zentrum von Clairborn ausgebreitet, wo sie als helle Gespinste in den Straßen hingen und um die Häuser wogten. Sie beeinträchtigten nicht nur die Sicht, wodurch die Suche
nach dem Thir-Ailith, der immer noch nicht hatte aufgespürt werden können, erschwert wurde, auch alle Geräusche klangen seltsam gedämpft und verzerrt.
    Bürgermeister Sindilos hielt sich nicht gerade für einen Feigling, doch empfand er die Atmosphäre als unheimlich. Niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht, wenn er ins Rathaus zurückgekehrt wäre und die Tür hinter sich zugesperrt hätte, statt einen der Suchtrupps zu begleiten, aber diese Alternative erschien ihm noch weniger verlockend. Vor den Sorgen, die ihn bedrückten, konnte er sich nicht verschließen.
    Er war froh, dass er schon vor Stunden eine Ausgangssperre verhängt hatte, die immer noch galt. Vor dem blutgierigen Ungeheuer schützten auch verschlossene Türen nur wenig, wie sich mittlerweile gezeigt hatte. Mehr als ein halbes Dutzend Tote waren inzwischen gefunden worden, davon die ersten beiden wie Mumien ausgetrocknet, doch alle weiteren offenbar nur zu dem Zweck ermordet, möglichst viel Angst und Schrecken zu verbreiten. Und niemand konnte erahnen, wie viele Tote noch in den Häusern liegen mochten, die bislang nicht entdeckt worden waren.
    Aber durch die Ausgangssperre bekamen zumindest nur wenige Einwohner mit, was in dieser Nacht vorging. Widerstrebend hatte Sindilos Lebensmittel für den Transport nach Zarkhadul bereitgestellt, wenn auch weniger als angefordert, da sie sonst für die eigene Bevölkerung nicht ausreichen würden, aber er dachte gar nicht daran, Hunderte oder gar Tausende Zwerge in die Stadt hineinzulassen. Nicht aus Angst vor ihnen, denn er wusste, dass es sich hauptsächlich um Kinder, Alte und Kranke handeln würde, die von den Elben nach Norden verschifft werden sollten. Gerade das bereitete ihm jedoch Sorgen. Es hätte ihm gerade
noch gefehlt, dass die Einwohner von Clairborn diese zu Gesicht bekämen und die bislang hauptsächlich durch den Anblick von bewaffneten Zwergenkriegern geschürte Furcht vor den Fremden in Mitgefühl umschlug.
    Es war schon schlimm genug, dass er bei der Jagd nach dem Thir-Ailith auf die Priesterinnen angewiesen war - dass es ohne sie überhaupt keine Möglichkeit gab, das Ungeheuer zu stellen und zur Strecke zu bringen. Zusätzlich zu den beiden Priesterinnen, die bereits aus Elan-Tart gekommen waren, hatte Königin Tharlia vier weitere in Clairborn zurückgelassen, die bei der Suche halfen. Alles wäre viel einfacher gewesen, wenn es ihnen gelungen wäre, den Dunkelelben schnell aufzuspüren, und sie die Stadt dann rasch

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