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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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sich fast weiß vom ohnehin hellen Fels ab. Hastig wandte Barlok den Blick in eine andere Richtung. Eine ähnliche Darstellung hatte er bereits bei seinem ersten Aufenthalt hier unten auf einer der Säulen in der Nähe des Eingangs gesehen und sich fast darin verloren, weil ihn das Bildnis sogleich in seinen Bann geschlagen und Besitz von ihm ergriffen hatte.
    Wenn man die Linien nur ein paar Sekunden lang betrachtete, schienen sie sich zu verändern, als wären sie lebendig, und ließen Formen entstehen, die schlicht unmöglich waren und jeden normal arbeitenden Verstand überforderten, ihn immer weiter in einen Abgrund stießen, in dem Wahnsinn und vielleicht noch Schlimmeres lauerte. Einmal schon hätte ihn ein solches Bild beinahe geködert, ein weiteres Mal würde Barlok diesen Fehler nicht begehen.

    Ohne dem sinnverwirrenden Bildnis noch einen Blick zu widmen, verließ er die Höhle. Ein regelrechtes Labyrinth von sich kreuzenden und voneinander abzweigenden Stollen erwartete ihn. Obwohl er sich nicht verirren konnte, da er wie jeder Zwerg die Kunst beherrschte, einen einmal gegangenen Weg immer wieder zu finden, würde er wahrscheinlich Tage benötigen, um ohne Hilfe darin zurechtzukommen und einen Weg hindurchzufinden.
    Aber er hatte ohnehin beschlossen, dem Heerzug der Dunkelelben weiterhin zu folgen. Auch wenn für Gelinian die Befreiung der gefangenen Elben im Vordergrund stand, wollte Barlok vor allem herausfinden, was es damit auf sich hatte, dass die Thir-Ailith ihre Krieger »erschaffen« konnten, wie es die Magierin ausgedrückt hatte. Was lag da also näher, als ihren Weg bis zum Ursprung zurückzuverfolgen?
    Die Gänge waren breit und größtenteils in ihrem natürlichen Zustand belassen worden. Zu seiner Überraschung entdeckte Barlok stellenweise aber auch Spuren künstlicher Bearbeitung. Sie waren nur oberflächlich und zweckmäßig ausgeführt worden, längst nicht so kunstvoll, wie Zwerge es getan hätten, aber dennoch mit einem erstaunlichen Geschick, das Barlok den Dunkelelben nicht zugetraut hätte, wenn sie denn dafür verantwortlich waren. Nicht einmal die Hochelben verstanden sich gut auf die Bearbeitung von Stein, sondern schätzten nur lebende Materialien.
    Dennoch - zusammen mit den seltsamen Bildern war dies schon der zweite Hinweis darauf, dass sie in den unterirdischen Höhlen nicht nur hausten, wie sie sie vorgefunden hatten, sondern ihre Umgebung tatsächlich auch umgestalteten. Zumindest die in den Fels gravierten Bilder jedoch zeigten lediglich, wie unglaublich fremdartig und von Wahnsinn durchdrungen ihre gesamte Denkweise war.

    Ansonsten jedoch war zumindest bislang von irgendwelchen Bergbauarbeiten nichts zu entdecken. Dafür stieß Barlok immer wieder auf die bizarren Gravuren in den Wänden, manchmal völlig unvorbereitet hinter einer Biegung des Ganges, sodass es ihm schwerfiel, noch rechtzeitig den Blick abzuwenden, bevor sie ihn in ihren Bann ziehen konnten. Aber wenn alles andere, was die Thir-Ailith hier unter der Erde errichtet haben mochten, der gleichen vom Wahnsinn geprägten Ästhetik entstammte, war es vielleicht besser, wenn er erst gar nichts davon zu Gesicht bekam.
    Immer wieder mündeten die Stollen, denen er folgte, in Grotten und Höhlen, von denen viele nur klein, manche aber auch so gewaltig wie die Wohnhöhle waren, in der sich Elan-Dhor befand.
    Ein kleines Stück hinter einer erneuten Biegung des Stollens, dem er gerade folgte, passierte Barlok einen weiteren großen Torbogen. Kaum hatte er ihn durchschritten, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte auf das unglaubliche Bild, das sich ihm bot.
    Die Halle, die vor ihm lag, war gewaltig, ein ungeheuerliches Gewölbe, das es fast mit dem des Tiefenmeeres aufnehmen konnte, doch das allein war es nicht, was ihn so aus der Fassung brachte.
    Befand er sich überhaupt noch unter der Erde?
    Es fiel Barlok schwer, das zu glauben. Vor ihm erstreckte sich ein riesiger Wald mit Baumstämmen, von denen einige mehrere Meter durchmaßen. Hoch ragten sie empor, ehe sich die Stämme immer stärker in Kronen aus zahlreichen Ästen verzweigten und innerhalb der Höhle ein dichtes Blätterdach bildeten. Um die dünneren Bäume wanden sich schlangengleich Treppen, bei anderen, dickeren,
schraubten sie sich im Inneren der Stämme nach oben und führten zu in unterschiedlicher Höhe im Geäst verankerten Plattformen, auf denen halbkugelförmige Gebäude errichtet waren. Zwischen den Plattformen spannten sich kühn

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