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Zwergenblut: Roman

Zwergenblut: Roman

Titel: Zwergenblut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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geschwungene Stege.
    Zahlreiche bunte Lichter, die sich als unterschiedlich dunkle Flecken abzeichneten, brannten an den Treppen, den Stegen und den Gebäuden, aber vielfach auch an den Baumstämmen und Ästen.
    Barlok wusste nicht, wie lange er nur regungslos dagestanden und die bizarre Baumstadt angestarrt hatte, bis ihm endlich bewusst wurde, dass es sich nicht um einen echten Wald handelte. Zwar hatte er sich im Laufe der letzten Stunden mehr und mehr an die seltsame Art gewöhnt, alles nur in verzerrten, zum größten Teil grell leuchtenden Grautönen zu sehen, aber es war einfach unmöglich, Details richtig zu erkennen. Abgesehen von dem Staunen, das seinen Blick zusätzlich getrübt hatte, musste es wohl an seiner eingeschränkten Sicht liegen, dass ihm erst jetzt bewusst wurde, dass jeder einzelne der Bäume aus Stein gemeißelt war, offenbar in dem Bemühen, den ursprünglichen Lebensraum der in den Wäldern lebenden Elben nachzuahmen.
    Das Ergebnis sah ungeheuer beeindruckend aus, aber nachdem Barlok die Illusion einmal durchschaut hatte, begriff er kaum noch, wie er sich überhaupt hatte täuschen lassen können. In den vergangenen Monaten an der Oberfläche hatte er eine Menge echter Bäume gesehen, denen diese zwar nachempfunden waren, mit deren von der Natur geschaffenen Formen sie aber nicht mithalten konnten.
    Dennoch - für ein Volk, von dem er bislang geglaubt hatte, dass all sein Denken nur auf Töten und Vernichten
ausgerichtet wäre, stellte all dies eine ungeheure Leistung dar, obwohl Zwerge die Arbeit sicherlich noch besser ausgeführt hätten.
    Zumindest anders .
    Irgendetwas an dieser gesamten Stadt störte Barlok. Nicht nur ihre Bauweise wirkte auf ihn befremdlich, da war noch etwas anderes. Immer wieder meinte er etwas zu entdecken, das einfach unmöglich war und jeglichem klaren Denken Hohn sprach. Gekrümmte Geraden oder Winkel, die auf unbeschreibliche Art in sich verdreht waren, runde Objekte mit Ecken, Spiralen, die sich geradewegs in die Unendlichkeit zu schrauben schienen …
    Sein Verstand weigerte sich schlichtweg, diese Details richtig zu sehen. Wann immer Barlok seinen Blick genauer darauf richtete, konnte er nichts Außergewöhnliches feststellen - alle Formen schienen so zu sein, wie sie sein sollten. Und dennoch bildete er sich nicht bloß etwas ein, da er die Unmöglichkeiten fast augenblicklich wieder an einer anderen Stelle wahrnahm, sobald er eine der Sinnestäuschungen gründlicher betrachtete.
    Auf nicht ganz so intensive Weise, aber dafür in viel größerem Umfang erlebte er hier das, was auch die in den Fels gravierten Bilder im Betrachter auslösten, und er fürchtete, wenn er sich zu lange damit beschäftigte, würde es ebenfalls seinen Verstand verwirren und könnte nur im Wahnsinn enden.
    Immer wieder meinte er aus den Augenwinkeln huschende Schatten oder sonstige Bewegungen wahrzunehmen, die einfach nicht vorhanden waren, aber es bewegte sich auch tatsächlich etwas in dieser Stadt.
    Abgesehen von dem Heereszug der Krieger war eine Reihe Dunkelelben auf den Treppen, Stegen oder auch dem
Boden zwischen den künstlichen Baumriesen zu sehen, bei denen es sich vermutlich nicht nur um für den Kampf geschaffene Drohnen, sondern um echte Thir-Ailith handelte.
    Ihr Anblick führte Barlok wieder vor Augen, dass er selbst in dieser körperlosen Existenzform in Gefahr schwebte, wie Gelinian ihm nachdrücklich eingeschärft hatte.
    Es kostete ihn alle Selbstüberwindung, weiterzugehen und die Stadt der Thir-Ailith zu betreten.

12
    LICHT UND SCHATTEN
    »Hast du irgendetwas von Lokin gehört?«, erkundigte sich Ailin. »Seit der Schlacht habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Ich habe ihn zuletzt vor unserem Aufbruch nach Elan-Dhor getroffen«, sagte Warlon. »Wie Tharlia es versprochen hat, wurde er rehabilitiert und ist nicht länger ein Ausgestoßener. Er darf wieder den Namen seines Hauses tragen und wurde mit allen Ehren erneut in die Kriegerkaste aufgenommen.«
    »Das freut mich für ihn. Und was ist mit Barlok? Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten von ihm?«
    »Nein.« Warlon schüttelte den Kopf. »Ich war gerade noch bei ihm. Er liegt wie tot in der Tempelhalle. Und wie es um seinen Geist steht oder wo er sich derzeit befindet …« Er zuckte mit den Achseln. »Ich verstehe nichts von diesen Angelegenheiten, und ich möchte auch gar nicht mehr darüber wissen. Diese ganzen übernatürlichen Dinge sind mir nach wie vor äußerst unheimlich.«
    »Obwohl es unser Volk

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