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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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können allein gehen und kommen auch freiwillig mit euch mit«, protestierte Lokin, doch weder der Narbige noch Wurl nahmen überhaupt nur Notiz von seinen Worten. Unbarmherzig stieß der Tzuul sie vor sich her.
    »Jetzt sitzen wir wohl ganz tief in der Zarkhan-Höhle«, presste Warlon leise hervor. »Sollen wir versuchen, uns mit Gewalt aus diesem Schlamassel zu befreien?« Man hatte ihnen die Waffen nicht abgenommen, und er traute sich durchaus zu, selbst den Tzuul in einem Überraschungsangriff mit seinem Schwert oder der Axt niederzustrecken.
    »Nein, um Li’thils willen, bloß das nicht!«, raunte Lokin erschrocken. »Selbst wenn es uns gelänge, wir kämen nicht mehr lebend aus der Stadt heraus. Niemand erhebt ungestraft die Waffen gegen Xantirox’ Leute. Erinnert Euch daran, was ich über ihn erzählt habe.«
    »Ich habe nicht das Gefühl, als ob wir noch viel zu verlieren hätten.«
    »Das täuscht. Ich glaube nicht, dass Xantirox uns etwas antun wird, nur weil wir zuerst anderswo Erkundigungen eingeholt haben«, behauptete Lokin flüsternd. »Vielleicht kann er uns ja sogar tatsächlich weiterhelfen. Auch wenn ich erst alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen wollte, habe ich von Anfang an befürchtet, dass wir an ihm nicht vorbeikommen würden. Ihr habt ja selbst erlebt, wie gut sein Spitzeldienst arbeitet. In dieser Stadt geschieht nichts, ohne dass er davon erfährt.«
    Warlon schwieg, aber sonderlich beruhigt hatten ihn Lokins Worte nicht. Ihre Bewacher brachten sie in ein besonders
heruntergekommenes Stadtviertel, in dem es überhaupt keine brennenden Straßenlampen mehr gab. Nur aus einigen der Häuser fiel schwacher Lichtschein auf die Straße. Sie näherten sich einem weiteren Wirtshaus, aus dem lautes Lachen und Grölen drang. Weder ein Schild noch sonst irgendeine Beschriftung deutete auf seinen Namen hin.
    »Das Loch «, sagte Lokin. »Die verrufenste Schenke in ganz Gormtal. Nicht einmal die Stadtgarde traut sich hierher. Sie gehört Xantirox, und nur er allein ist hier Herr über Leben und Tod. Also seid besonders vorsichtig!«
    Sie betraten das Wirtshaus. Auf den ersten Blick schien es sich kaum von den anderen zu unterscheiden, außer dass es noch ein wenig verwahrloster war. Auch hier wurde gespielt, gehurt und gezecht, lautstark grölend gingen die zahlreichen Gäste ihren Vergnügungen nach. Wie in vielen der anderen Schenken lagen auch hier Betrunkene unbeachtet auf den hölzernen Bänken oder dem Fußboden, doch als Warlon genauer hinsah, entdeckte er zu seinem Schrecken, dass zumindest einige von ihnen keinesfalls nur betrunken waren. Unter manchen hatten sich Blutlachen ausgebreitet. Einem steckte noch das Messer, mit dem er getötet worden war, in der Brust, einem anderen war die Kehle durchgeschnitten worden. Seine gebrochenen Augen blickten anklagend zur gewölbten Decke hinauf. Niemanden schienen die Toten zu stören.
    Nicht nur die Schankmädchen waren hier barbusig, einige Tänzerinnen räkelten sich sogar völlig nackt in obszönen Posen auf einer kleinen Bühne. Warlon wandte den Blick rasch wieder von ihnen ab.
    Der Tzuul schob sie bis zu einem Tisch, an dem nur ein einzelner, inmitten dieser Umgebung ungewöhnlich prachtvoll
gekleideter Mann zusammen mit mehreren nackten Schönheiten saß, die sich nach Kräften bemühten, ihn zu verwöhnen. Eine knabberte an seinem Ohrläppchen, eine andere kraulte seinen Nacken, wieder eine fütterte ihn mit Trauben, die er mit dem Mund direkt von der Rebe pflückte, und eine hielt einen mit Wein gefüllten Pokal, den sie ihm von Zeit zu Zeit zum Trinken an die Lippen hielt. Mehrere Tzuul standen mit vor der Brust verschränkten Armen hinter ihm, offenbar eine persönliche Leibwache.
    Ohne dass es ihm jemand sagen musste, wusste Warlon sofort, dass es sich bei dem Mann nur um Xantirox handeln konnte. Und es hätte auch Lokins Warnungen nicht bedurft, um auf den ersten Blick zu erkennen, wie gefährlich dieser Mann war. Sein schwarzes Haar musste mit einer Art Öl eingerieben sein, so stark glänzte es und lag straff zurückgekämmt an seinem Kopf. Sein Gesicht mir der spitzen Nase und den stechenden Augen erinnerte Warlon unwillkürlich ein wenig an das einer Ratte.
    Als er die Zwerge sah, stieß er die Mädchen von sich, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    »Lokin, Lokin, ich muss schon sagen, ich bin enttäuscht von dir«, sagte er mit zwar gespielt freundlicher, aber dennoch unsympathisch klingender Stimme. »Haben

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