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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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ließen. Zu wenig Interesse an Vergnügungen. Ich bedaure, aber mir scheint, Ihr habt
Eure Reise umsonst unternommen, wenn Ihr allein deshalb gekommen seid.«
    »Und was nun?«, fragte Warlon, nachdem er sich bedankt hatte und der Wirt wieder zur Theke zurückgekehrt war. »Hast du noch eine andere Idee?«
    »Nur dieselbe wie vorher«, erwiderte Lokin und grinste schon wieder auf eine Art, die Warlon fast zur Weißglut trieb. »Ich habe doch gleich gesagt, dass es nicht leicht sein würde. Und da seid Ihr schon beim ersten Fehlschlag enttäuscht? Von Boladurin habe ich mir ohnehin nicht viel erhofft. Ich -«
    »He, ihr Zwerge!«, wurde er von einem Mann, der zusammen mit einer größeren Gesellschaft an einem anderen Tisch saß, unterbrochen. »Warum setzt ihr euch nicht zu uns und erzählt uns ein paar Geschichten über das Leben unter dem Berg? Es soll nicht euer Schaden sein. Kommt schon, dann bestelle ich sofort eine neue Runde Bier.«
    »Einen Moment noch«, rief Lokin, ehe Warlon das Angebot ausschlagen konnte.
    »Was heißt hier einen Moment? Bei Li’thil, wir sind nicht hier, um Geschichten zu erzählen und -«
    »Ich werde allein losziehen, um Erkundigungen einzuholen«, unterbrach Lokin ihn. »Ich weiß, wie man sich auch in den düsteren Winkeln von Gormtal verhält und an wen man sich wenden muss, um Fragen zu stellen. Allein erreiche ich sicherlich mehr, als wenn wir alle gehen. Ihr könnt Euch mit den anderen solange hier ein paar schöne Stunden machen.«
    Warlon überlegte kurz.
    »Wahrscheinlich würden wir alle gemeinsam tatsächlich unerwünscht große Aufmerksamkeit erwecken«, gab er zu.
»Aber ich lasse dich trotzdem nicht alleine gehen, sondern werde dich begleiten.« An die anderen gewandt fuhr er fort: »Lokin und ich werden versuchen, Informationen zu erhalten, ihr anderen wartet hier. Schließt euch meinetwegen der Gesellschaft an, aber haltet euch mit dem Bier zurück und erzählt nichts von den Dunkelelben. Versucht stattdessen eurerseits, möglichst viele Informationen zu bekommen. Ich weiß nicht, wie lange wir fortbleiben, aber ich vermute, dass es ein paar Stunden werden können, also macht euch keine verfrühten Sorgen.«
    »Ich halte es für keine gute Idee, wenn Ihr mich begleitet«, sagte Lokin, doch Warlon blickte ihn nur finster an.
    »Darüber gibt es keine Diskussionen, das ist mein letztes Wort!«
     
     
    Schon kurz nachdem sie den Roten Hahn verlassen hatten, wurden Warlon zwei Dinge bewusst. Zum einen war seine Äußerung, sie könnten unter Umständen mehrere Stunden fortbleiben, mehr als nur optimistisch gewesen. Zum zweiten begriff er, dass er Gormtal in jedweder Hinsicht unterschätzt hatte: in der Größe, in der Menge der Menschen, der Zahl der Gasthäuser und im Maß der Sündhaftigkeit und Verkommenheit.
    Gegenüber den Gegenden im Zentrum der Stadt, in die Lokin ihn nun führte, nahm sich alles, was er zuvor gesehen hatte, wie eine Dorfidylle aus. Hier reihte sich fast Wirtshaus an Wirtshaus, und es waren durchaus auch Frauen auf den Straßen zu sehen, meist stark geschminkt und in äußerst aufreizender Kleidung, die an Hauswänden lehnten und die vorbeikommenden Männer ansprachen. Manchmal gingen sie anschließend mit ihnen weg. Warlon erkundigte sich bei Lokin danach und war äußerst schockiert über die Erklärung,
die dieser ihm gab. Dass Frauen ihren Körper zeitweilig für Geld verkauften, wäre innerhalb der vergleichsweise kleinen, von der Außenwelt weitgehend isolierten Zwergengemeinschaft Elan-Dhors absolut undenkbar.
    »Bei Menschen ist das Triebverhalten viel ausgeprägter als bei uns Zwergen«, behauptete Lokin. »Bei einem schrumpfenden Volk wie dem unseren dient der Trieb hauptsächlich der Fortpflanzung, während er viele der Menschen beherrscht und sie in erster Linie der Befriedigung ihres Verlangens frönen.«
    »Das ist krank«, schnappte Warlon. »Abstoßend und Ekel erregend.«
    »Es ist menschlich«, entgegnete Lokin lächelnd.
    Sie betraten eines der Wirtshäuser, durch dessen Fenster trübes Licht auf das Straßenpflaster fiel. Es bot einen enormen Gegensatz zum sauberen und ordentlichen Roten Hahn . Wesentlich mehr Menschen hielten sich hier auf, unter ihnen auch mehrere Tzuul. Betrunkene schliefen an einigen Tischen, manche lagen auch auf dem Boden. Dieser war nicht nur schmutzig, stellenweise hatten sich sogar Pfützen von verschütteten Getränken gebildet. Bei jedem Schritt blieben Warlons Stiefel kleben und erzeugten ein

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