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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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saugendes Geräusch. Barbusige Frauen bedienten die Gäste.
    Lokin blickte sich kurz um und steuerte dann einen Tisch an, an dem mehrere Männer tranken und würfelten. Er wartete, bis sie ihr laufendes Spiel beendet hatten, dann sprach er einen der Männer an.
    »Habt Ihr einen Moment Zeit für mich, Nobellon? Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit.«
    »Für Geschäfte habe ich immer Zeit«, erwiderte der Angesprochene mit vom Trinken bereits leicht lallender Stimme.
Sein dunkles Haar hing ihm strähnig und ungepflegt über die Schultern, und in seinem Blick war etwas Lauerndes, das ihn Warlon sofort unsympathisch machte. »Sprecht ruhig, vor meinen Freunden habe ich keine Geheimnisse. Habt Ihr wieder ein paar Zwergenkunstwerke anzubieten wie beim letzten Mal?«
    »Nein, diesmal geht es nur um eine Auskunft«, erklärte Lokin. »Wir suchen jemanden, der uns den Weg zur Heimstatt der Hochelben beschreiben kann. Ich bin bereit, dafür zu bezahlen.«
    Dröhnendes Gelächter folgte seinen Worten.
    »Zu den Elben?«, entgegnete der mit Nobellon Angesprochene. »Da kann ich Euch nicht helfen, und wahrscheinlich auch sonst keiner in Gormtal. Wer will schon was mit diesem langweiligen Pack zu tun haben? Ich jedenfalls nicht.«
    »Dann kommen wir wohl nicht ins Geschäft und werden uns anderweitig umhören müssen. Habt trotzdem vielen Dank.«
    »Vielleicht ein andermal, wenn Ihr wieder etwas anzubieten habt. Was wollt Ihr überhaupt bei den Elben? Soweit ich weiß, waren die Beziehungen zwischen ihnen und den Zwergen nie besonders gut.«
    »Deshalb wollen wir sie verbessern«, behauptete Lokin und wandte sich um. Eine der barbusigen Bedienungen stellte sich Warlon und ihm in den Weg.
    »Ihr wollt doch nicht etwa schon gehen, kleine Männer?«, fragte sie mit einem koketten Augenaufschlag. »Kommt, trinkt etwas, und wenn ihr bezahlen könnt, machen wir uns anschließend in einem der Hinterzimmer eine schöne Zeit.«
    »Kein Interesse«, stieß Warlon mit belegter Stimme hervor. »Geh uns aus dem Weg.«

    »Mieses Zwergenpack, dann macht’s euch doch selbst«, zischte das Schankmädchen, schnitt ihnen eine Grimasse und verschwand mit klirrenden Armreifen im Gedränge.
    »Bei Li’thil, hütet Eure Zunge, ich habe Euch doch gewarnt«, sagte Lokin scharf. »Wir dürfen die Leute nicht gegen uns aufbringen, vor allem nicht die Mädchen. Sie haben alle ihre Beschützer, und wenn sie denen nur einen Wink geben, finden wir uns ganz schnell auf der Straße wieder, wenn wir Pech haben sogar mit eingeschlagenem Schädel oder einem Messer im Bauch. Am besten, Ihr schweigt und überlasst allein mir das Reden.«
    Warlon antwortete nicht. Was er in diesem Wirtshaus erlebte, war er nicht gewöhnt, weder das Gedränge unter den wesentlich größeren Menschen noch die unverhohlene Lasterhaftigkeit. Obwohl die nackten Brüste der Menschenfrauen auf ihn eher provozierend als erregend wirkten, brodelte es in ihm. Diese verkommenen Menschen sollten das große, aufsteigende Volk sein, das die älteren Völker wie die Elben und auch die Zwerge immer mehr zurückdrängte und sich anschickte, ihr Erbe anzutreten?
    Wie zur Bestätigung seiner Gedanken gerieten an einem Tisch weiter hinten zwei Männer in Streit und begannen aufeinander einzuprügeln. Keiner der Umstehenden machte Anstalten, schlichtend einzugreifen, im Gegenteil, sie feuerten die beiden Raufbolde noch an. Selbst als einer der beiden zu Boden ging, schlug der andere noch weiter auf ihn ein und hörte erst auf, als er das Gesicht seines Gegners zu einer blutigen Masse zerschlagen hatte. Niemand kümmerte sich um den Gefallenen. Lachend nahmen die Umstehenden ihre vorherigen Tätigkeiten wieder auf. Ein Leben zählte hier wirklich nicht viel, und das eines Zwergs vermutlich noch weniger als das eines Menschen.

    Schaudernd wandte Warlon sich ab. Es mochte unfair sein, ein ganzes Volk nur nach dem Abschaum zu beurteilen, der sich offenbar hier versammelt hatte, aber es ekelte ihn alles an. Schon bedauerte er, dass er darauf bestanden hatte, Lokin aus einem möglicherweise übersteigerten Misstrauen heraus zu begleiten.
    Dieser wandte sich einem anderen Tisch zu und sprach jemanden an, doch auch diesmal hatte er keinen Erfolg, und sie verließen das Wirtshaus wieder. In mehr als einem Dutzend anderer Schenken, eine so schäbig wie die andere, lief es nicht anders.
    »Sieht nicht gut aus«, stellte Warlon schließlich niedergeschlagen fest. »Glaubst du, dass es überhaupt noch

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