Zwergenfluch: Roman
wir nicht schon gute Geschäfte miteinander gemacht? Warum also wendest du dich nicht auch zuerst an mich, wenn du Auskünfte benötigst, statt deine Zeit anderswo zu vergeuden und dabei das Risiko einzugehen, womöglich noch an einen Betrüger zu geraten?«
Mit einer Geste bedeutete er den beiden Zwergen, sich zu setzen, was sie bereitwillig taten, obwohl der Anblick der Tzuul hinter dem Tisch und das Wissen, dass ein weiterer zusammen mit dem Narbigen direkt hinter ihnen stand,
Warlon absolut nicht behagte. Fast wünschte er sich nach Elan-Dhor zurück. Im offenen Kampf gegen die Dunkelelben gab es wenigstens keine Zweifel daran, wer der Feind war, und er würde ihm mit Axt und Schwert gegenübertreten, statt zu versuchen, Geschäfte mit ihm zu tätigen.
Aber auch die Aufgabe, die er hier erfüllte, diente der Rettung seiner Heimat, war vermutlich sogar weitaus wichtiger als ein weiteres Schwert im Kampf. Dieser Gedanke verlieh ihm die Kraft, alles andere zu verdrängen.
»Es lag keineswegs in meiner Absicht, Euch zu brüskieren, ehrenwerter Xantirox«, versicherte Lokin. »Dies ist übrigens Warlon, der wie ich aus Elan-Dhor stammt. Wie ich schon Eurem Boten berichtete, waren wir ohnehin bereits auf dem Weg zu Euch, haben nur unterwegs ein paarmal Halt gemacht, um bereits dort unser Glück zu versuchen. Zudem erschien uns unser Anliegen zunächst viel zu unbedeutend, um Euch damit zu belästigen, bis wir merkten, dass die Antworten auf unsere Fragen doch schwerer zu bekommen sind, als wir erwartet haben.«
»Und? Hattet ihr Glück?«, hakte Xantirox nach, obwohl Warlon sicher war, dass er die Antwort längst kannte.
»Bedauerlicherweise nicht«, entgegnete Lokin.
»Demnach habt ihr wirklich eure Zeit vergeudet und hättet besser auf direktem Weg zu mir kommen sollen. Lass dir das für künftige Besuche in Gormtal eine Lehre sein.«
»Heißt das, dass Ihr uns tatsächlich Antworten auf unsere Fragen geben könnt?«, erkundigte sich Lokin aufgeregt.
»Hätte ich euch sonst extra zu mir bringen lassen?« Tadelnd schüttelte der Rattengesichtige den Kopf. »Ihr sucht nach jemandem, der euch den Weg zur Heimstatt der Elben beschreiben oder euch vielleicht sogar hinführen kann, wie ich hörte. Ich selbst besitze dieses Wissen nicht, habe
mit diesem spitzohrigen Pack nichts zu schaffen. Allerdings weiß ich von jemandem, der euch mit großer Wahrscheinlichkeit weiterhelfen kann, vermutlich der Einzige im Umkreis von sehr vielen Tagesmärschen.«
»Wer ist es, und wo können wir ihn finden?«, fragte Lokin.
»Immer langsam, nur mit der Ruhe«, entgegnete Xantirox. »Zunächst einmal müssen wir uns über den Preis einig werden, den euch diese Information wert ist. Außerdem wüsste ich gerne, warum man in Elan-Dhor mit einem Mal so interessiert daran ist, Kontakt zu den Elben zu bekommen. Das Verhältnis zwischen ihnen und den Zwergen war niemals sonderlich gut.«
»Wir sind im Auftrag der Gelehrtenkaste unterwegs. Es geht um den Austausch von Wissen«, log Lokin. »Viele unserer alten Schriften fielen unglücklicherweise einem Brand zum Opfer. Nun sind unsere Schriftgelehrten sehr daran interessiert, Einblick in die umfangreichen Archive der Elben nehmen zu dürfen und möglicherweise sogar einige ihrer alten Schriftrollen, die sich mit Elan-Dhor beschäftigen, zu erwerben.«
»Alte Schriftrollen, Wissen über eine längst vergessene Vergangenheit«, schnaubte Xantirox verächtlich. »Wenn das alles ist, wonach man in Elan-Dhor strebt, ist es nicht verwunderlich, dass es mit eurem Volk bergab geht. Aber es scheint, als läge euch viel daran. Wie viel mag euch eine hilfreiche Information wohl wert sein?«
Warlon konnte sich nicht mehr länger beherrschen.
»Nennt uns Euren Preis, und wir werden ihn bezahlen«, platzte er heraus, ohne zu überlegen.
»Innerhalb vernünftiger Grenzen natürlich«, fügte Lokin hastig hinzu im Bemühen, noch zu retten, was zu retten war.
»Wie wäre es mit dreißig Goldtalern?«, fragte Xantirox lauernd, wobei sein Gesicht mehr denn je an das einer Ratte erinnerte. Warlon sog scharf die Luft ein, als er den unglaublichen Wucherpreis hörte. Für so viel Geld bekam man im Ostviertel Elan-Dhors schon ein ganzes Haus, und zwar eines der besten.
»Das ist viel zu viel«, protestierte Lokin. »Vor allem, da Ihr uns nicht einmal eine sichere Garantie geben könnt, dass Euer Informant uns wirklich helfen kann. Lasst uns mit ihm sprechen, dann werden wir entscheiden, ob sein
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