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Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Titel: Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Feststellung.
    »So ist es. Und nun denk an nichts anderes mehr, nur an das Bild aus dem Inneren des Leviathans, das du offenbar schon länger in dir trägst.«
    »Ja …«, flüsterte sie.
    »Schließ die Augen, wenn es dir hilft.«
    Olba schloss die Augen, aber im ersten Moment hatte sie überhaupt nicht das Gefühl, dass es ihr half. Dann hörte sie Lirandil eine Formel in der Elbensprache murmeln. Das ermöglichte es ihr, sich besser zu konzentrieren. Sie war auf einmal auch weniger ängstlich.
    Wieder sah sie den hohen, von einem eigentümlichen Schimmern erfüllten Raum, von dem sie nun endlich wusste, dass es sich um das Innere eines Leviathans handelte. Und dann erblickte sie noch etwas. Etwas, das für kurze Zeit so grell aufleuchtete, dass ihre Augen schmerzten, obwohl es nur in ihrer Vorstellung war.
    Sie stieß einen überraschten Schrei aus.
    Lirandil fragte sie nicht, was los sei. Er schien es zu wissen. Sie spürte den Druck seines Fingers an ihrer Schläfe.
    »Sieh hin!«, sagte der Elb ruhig, aber bestimmt. »Hab keine Angst und sieh hin.«
    Für einen kurzen Moment sah sie einen Schädel aus kristallklarem Glas, der aus seinem Inneren heraus leuchtete. Seine Augen hoben sich dunkel gegen das Licht ab, und ihr eigentümlicher Schimmer verriet, woraus sie gefertigt waren.
    Dunkelmetall , erkannte Olba.
    Dann sah sie nichts mehr. Da war nur noch Finsternis.
    Plötzlich war es, als erwachte sie. Allmählich hörte sie um sich herum wieder die aufgeregten Rufe und nahm die hektischen Bewegungen wahr. Soldaten erteilten Befehle, Hornsignale wurden geschmettert. All das hatte sie einige Augenblicke lang nicht mehr mitbekommen.
    Sie öffnete die Augen und sah zu den sich nähernden Leviathanen hinüber. »Sie werden bis zu den Mauern vordringen und auf jeden Fall angreifen«, sagte sie. »Auch mit all den Katapulten wird man sie nicht abwehren können.«
    »Solange du nicht vorhersiehst, dass sie die Mauern niederdrücken, müssen wir uns keine Sorgen machen«, sagte der Elb mit seiner ruhigen Stimme.
    »Aber genau das werden sie«, erklärte Olba mit Bestimmtheit. »Das heißt jedoch nicht, dass wir nichts dagegen unternehmen können.«
    Sie blickte in Lirandils Gesicht. Auf der alterslosen, normalerweise vollkommen glatten Stirn hatte sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet.
    »Außerdem habe ich den Kristallschädel gesehen!«, stieß das Zwergenmädchen hervor.
    »Beschreib genauer, was du gesehen hast!«
    »Möglich, dass sich der Schädel im Inneren eines Leviathans befindet, aber es kann auch ein anderer Ort gewesen sein. Das Licht, das von ihm ausging, hat alles so sehr überstrahlt, dass ich kaum etwas erkennen konnte.«
    »Aber du bist dir sicher, dass der Kristallschädel im Zusammenhang mit den Leviathanen steht?«, vergewisserte sich Lirandil.
    »Ganz sicher.«
    Lirandil nickte bedächtig. »Immerhin haben wir nun einen vagen Anhaltspunkt, wo wir den Kristallschädel suchen müssen.«
    »Im Magen eines Leviathans?«
    »Wenn Leviathane Mägen hätten, dann vielleicht«, gab Lirandil zurück.
    Die Front der anrückenden Leviathane fächerte sich auf, und sie formten einen weiten Halbkreis. Von der Mauer aus konnte man erahnen, dass sie auf diese Weise die gesamte Landseite der Stadt umschlossen.
    Die riesigen Körper bildeten eine lebende Wand, die niemand würde durchdringen können. Offensichtlich hatten sie sich nach Größe geordnet. Der äußere Wall, der Hiros vom Rest des Landes trennte, bestand aus den längsten Leviathanen.
    Die anderen hatten sich nebeneinander aufgereiht, als wollten sie sich für einen Sturmangriff bereitmachen und gemeinsam die Mauern von Hiros niederwalzen.
    Doch noch warteten sie.
    Dann erklangen schrille Pfiffe. Offenbar tauschten die Leviathan-Reiter auf diese Weise Botschaften aus.
    »Gleich wird einer von ihnen vorrücken«, prophezeite Olba. »Und man darf ihn nicht angreifen!«
    »Warum nicht?«, fragte Lirandil.
    »Weil …« Olba schloss kurz die Augen, bevor sie fortfuhr: »Weil das schlimme Folgen hätte. Genauer kann ich es leider nicht sagen.«
    In diesem Moment setzte sich einer der Leviathane in Bewegung. Seitwärtsschlängelnd schob sich die gewaltige Kreatur durch den Sand. Sie ließ durch ihr geschlossenes Maul hindurch ein Brummen hören, das so tief war, dass Menschen und Zwerge gar nicht alle Töne davon vernehmen konnten. Aber jeder spürte die Schwingungen in der Magengegend.
    Für Lirandil war das Brummen im ersten Moment fast unerträglich. Er

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