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Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Titel: Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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musste sich mit einer Zauberformel davor schützen.
    Durch die Töne, die der Leviathan ausstieß, geriet der Boden in Schwingungen. Der Sand wurde in einem weiten Kreis um ihn herum aufgewirbelt.
    Die Mauern, auf denen die Krieger von Hiros standen, um dem Angriff zu begegnen, zitterten leicht. Olba sah, dass hier und dort bereits Risse im Gemäuer entstanden.
    »Sie brauchen die Mauern gar nicht niederzuwalzen!«, stieß sie hervor. »Es reicht, wenn sie knurren!«
    Der Leviathan bewegte sich immer schneller. Dann öffnete er das Maul. Es war höher und breiter als das Haupttor von Hiros, durch das bequem zwei große, von karanorischen Echsen gezogene Wagen nebeneinander in die Stadt fahren konnten.
    Zum ersten Mal konnte Olba einen Blick in das Innere des walartigen Geschöpfs werfen. Da war tatsächlich ein seltsames Schimmern, so wie Lirandil es beschrieben und sie selbst es in ihrer Vision gesehen hatte. Da die Dämmerung schon weit fortgeschritten war und es immer dunkler wurde, war es deutlich zu sehen.
    Das Maul war zahnlos, doch mehrere Dutzend mit Speeren bewaffnete Krieger standen auf dem Unterkiefer. Leise wehte der Wüstenwind den Klang ihrer Stimmen herüber. Auch oben, auf dem Rücken des Kolosses, waren Gestalten auszumachen.
    Noch mehr Leviathan-Reiter, durchfuhr es Olba.
    Auf welche Weise sie es schafften, das gewaltige Geschöpf zu lenken, konnte sie nicht erkennen. »Sie dürfen nicht angegriffen werden!«, mahnte sie noch einmal. »Sie wollen verhandeln!«
    Olba sah diese Möglichkeit voraus, doch sie hätte das gar nicht aussprechen müssen, Lirandil erkannte es auch so. Schließlich näherte sich nur ein einzelner Leviathan der Stadtmauer, und seine Reiter standen ungeschützt auf seinem Rücken. Offensichtlich wollten sie erst einmal mit den Verantwortlichen in der Stadt sprechen.
    Doch es war schon zu spät. Auch Lirandil konnte nichts mehr unternehmen. Es wäre ohnehin fraglich gewesen, ob irgendjemand auf ihn gehört hätte.
    Die Katapulte schleuderten ihre Ladung auf den Leviathan, als dieser schon bis auf weniger als hundert Schritt heran war. Dicke, schwere Gesteinsbrocken flogen durch die Luft und gingen auf ihm nieder.
    Die Krieger auf dem Wesen versuchten den Geschossen zu entgehen, indem sie über seinen Rücken nach hinten liefen. Das Maul schloss sich augenblicklich, sodass keiner der Steine ins Innere gelangen konnte.
    Der Leviathan hielt an.
    »Aufhören!«, rief Lirandil einem der Hauptmänner zu.
    Der aber sah den Elb verständnislos an und verlangte dann zu erfahren: »Was hat hier jemand zu suchen, der nicht das Wappen des Fürsten trägt?«
    Dass darauf bisher niemand geachtet hatte, war Lirandils Magie zu verdanken gewesen.
    Mit lautem Knall wurden die Riesenarmbrüste abgefeuert. Ihre Durchschlagskraft war so groß, dass ihre Geschosse Mauern durchbrechen konnten.
    Mehrere der balkendicken Pfeile trafen den Leviathan.
    Ohne sein Maul zu öffnen, stieß dieser wieder ein Brummen aus, das den Boden erzittern ließ. Die Risse im Mauerwerk verbreiterten sich knirschend. Eine Zinne brach ab und stürzte in die Tiefe.
    Armbrustbolzen hagelten auf dem Leviathan nieder. Doch die kleinen Geschosse waren für das riesige Geschöpf kaum mehr als Nadelstiche. Sie konnten ihm nicht gefährlich werden. Wie die normalen Pfeile prallten sie meist einfach von ihm ab, als würden sie auf Stein treffen. Nur die Pfeile der Riesenarmbrüste blieben in seiner dicken Haut stecken.
    Der Leviathan drehte sich seitwärts und trat den Rückzug an, allerdings nicht ohne noch einmal ein tiefes Brummen von sich zu geben. Einem zylopischen Riesen, der zu den Katapultmannschaften gehörte, wurde davon so schlecht, dass er sich über die Mauer übergab.
    Auch Lirandil verzog qualvoll das Gesicht, dann murmelte er eine Formel, um sein feines Gehör mit Magie zu schützen.
    Olba fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Schlag in den Magen versetzt oder als hätte sie Steine gegessen.
    Sie wusste allerdings, dass es im nächsten Moment noch schlimmer kommen würde – die anderen Leviathane antworteten mit dem gleichen dumpfen Brummen.
    Der Boden bebte, Sandwolken wallten auf und machten es innerhalb weniger Augenblicke unmöglich, noch irgendetwas zu erkennen. Jener Leviathan, der zuvor auf die Mauern der Stadt zugekrochen war, tauchte darin ein.
    Hornsignale ertönten, und der Beschuss mit den Katapulten wurde eingestellt. Olba sah, dass zwischen ihr und Lirandil ein Riss quer über den Wehrgang verlief,

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