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Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Titel: Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auseinanderbrechen würde.
    Tomli spürte, wie er immer schwächer wurde. Der Druck, der auf ihm lastete, war einfach zu übermächtig.
    Da fiel ihm ein Stück Metall auf, das aus dem Mauerstück ragte. Es hatte zu einem Geländer gehört. Jetzt war nur noch ein Eisenstab davon übrig.
    Wie ein Zauberstab! , durchfuhr es Tomli. Er musste seine Kräfte darauf konzentrieren.
    Als er es tat, glühte der Eisenstab hell auf.
    Im nächsten Moment wurde das Mauerstück mit einem lauten Pfeifen in die Höhe gerissen, wobei es auseinanderbrach. Der Eisenstab löste sich aus dem Stein.
    Die beiden Mauerteile wurden in den Himmel geschleudert und zerbarsten in tausend Einzelteile. Ihre Reste glühten auf und gingen wie ein Meteoritenschauer in der Wüste vor der Stadtmauer nieder, wo sich die Leviathan-Reiter befanden.
    Der Eisenstab jedoch schlug eine andere Richtung ein. Erfüllt von magischer Kraft drehte er sich immer wieder um seinen Schwerpunkt, schwebte empor, beschrieb einen Bogen und kehrte dann zurück.
    Instinktiv streckte Tomli die geöffnete Hand nach ihm aus, doch der Stab landete auf dem von den Erschütterungen aufgebrochenen Pflaster.
    Tomli stemmte sich hoch, machte einen Schritt auf den Eisenstab zu und murmelte eine Formel. Der Stab bewegte sich leicht, zitterte klirrend auf den Pflastersteinen und schnellte dann in die ausgestreckte Hand des Zwergenjungen.
    Dessen Finger schlossen sich um das Metall. Das sollte in Zukunft sein Zauberstab sein! Einen anderen zu finden wäre sehr schwierig gewesen, da sich nach den letzten dröhnenden Rufen der Leviathane der Markt mehr oder weniger aufgelöst hatte.
    Ambaros galoppierte auf Tomli zu, und auch einige der anderen Zuschauer wagten sich zögernd näher.
    »Bravo!«, rief der Zentaur. »Du bist ja stärker als jedes Katapult!«
    Tomli atmete tief durch. Er war noch gar nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort hervorzubringen. Abgesehen davon fühlte er sich ganz und gar nicht stark, sondern vollkommen geschwächt. Seine Muskeln hatte er zwar überhaupt nicht benutzt, aber auch eine geistige Anstrengung konnte einen körperlich erschöpfen.
    »Ein Magier!«, rief einer der Händler und klatschte begeistert in die Hände. »Ein so mächtiger Zauberer könnte unsere Stadt vor den Bestien retten!«
    Auch andere Männer und Frauen zeigten sich geradezu begeistert von Tomlis Tat. »Der kleine Mann mit dem Bart soll unseren Soldaten helfen!«, rief eine Frau.
    Es kamen nicht viele Zwerge nach Hiros, und daher war den Bewohnern offenbar nicht bekannt, dass auch Zwergenkindern schon Bärte wuchsen.
    »Bringt ihn zu unserem Fürsten!«, rief ein Mann.
    »Ja, er muss uns helfen!«
    »Bitte, helft uns, großer Magier! Die Leviathane werden sonst unsere Stadt zerstören!«
    Stimmengewirr erhob sich, und die Menschen rückten von allen Seiten heran. Ihre anfängliche Scheu vor dem mächtigen Magier, für den sie Tomli hielten, schwand immer mehr.
    »Ich schlage vor, wir machen uns schleunigst vom Pflaster«, murmelte Ambaros. »Die sind dir zwar alle sehr zugetan, aber ich sage dir, das kann hier trotzdem unangenehm werden.«
    »Was meint Ihr damit?«, wollte Tomli wissen.
    »Sie erwarten vielleicht mehr von dir, als du vollbringen kannst.«
    Tomli schluckte. Einen kurzen Moment lang war er über sich hinausgewachsen und hatte etwas geschafft, was er sich nie im Leben zugetraut hätte. Aber das bedeutete nicht, dass er auch in der Lage war, die Stadt zu retten. Er war im Grunde einfach nur froh, dass er das Mauerstück nicht auf den Zwergenhelm bekommen hatte.
    »Hilf uns, großer Magier!«, rief ein sechsarmiger Riese aus Zylopien, der für einen der Händler als Lastenträger arbeitete.
    »Was machen wir jetzt?«, raunte Tomli dem Zentauren zu.
    »Schwing dich auf meinen Rücken!«, verlangte Ambaros. »Und dann ab durch die Mitte!«
    Tomli wusste zwar nicht genau, was Ambaros vorhatte, aber er war im Moment zu verwirrt und ratlos, als dass ihm selbst etwas eingefallen wäre. Da war es wohl das Beste, einfach zu tun, was der Zentaur verlangte. Also steckte er den Eisenstab hinter den Gürtel und sprang auf.
    »Lass dir was einfallen, womit du sie vertrösten kannst«, raunte Ambaros.
    »Aber ich kann die Stadt nicht vor den Leviathanen retten«, flüsterte Tomli zurück. »Das eben war nur Glück!«
    »Willst du den Leuten hier alle Hoffnung nehmen?«
    »Ich soll sie belügen?«
    »Was für ein hässliches Wort. Rede einfach um die Wahrheit herum. Das muss ich als

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