Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge
Händler auch manchmal tun, wenn …«
»… Eure Ware in Wirklichkeit nichts taugt«, sagte Tomli.
»Darüber reden wir besser ein anderes Mal«, meinte Ambaros.
Sie waren mittlerweile eingekreist.
»Die Leviathane werden hier keinen Stein auf dem anderen lassen, wenn Ihr sie nicht vertreibt!«, rief ein Händler, der in kostbare Elbenseide gekleidet war.
»Ich kann euch nichts versprechen«, antwortete Tomli. »Ich bin nur ein Lehrling, der ohne Zauberstab kaum Magie zu wirken vermag. Und ich wüsste auch nicht, wie ich gegen die Leviathane kämpfen sollte. Ein paar Steine auf sie zu schleudern, dürfte kaum ausreichen, um sie in die Flucht zu schlagen!«
Niemand verstand wirklich, was er sagte. Und niemand wollte es hören.
»Ich muss jetzt leider fort!«, rief Tomli. »Mein Meister wartet auf mich.«
Sein neuer Zauberstab war ein Stück weit aus dem Gürtel gerutscht. Er war zu schwer, sein eigenes Gewicht zog ihn nach unten. Irgendwie schien er nicht so recht für die Aufgabe geeignet zu sein, die Tomli ihm zugedacht hatte.
Der Zwergenjunge griff danach. Dummerweise war seine Hand noch ziemlich stark mit Magie aufgeladen, ein greller Blitz schoss aus dem unteren Ende des Eisenstabs in den Boden.
Ambaros erschrak und stieg unwillkürlich auf die Hinterhand. Tomli musste sich an seinen Menschenschultern festhalten, während die Bewohner von Hiros mit einem Aufschrei zurückwichen.
»Seht nur, wie mächtig der kleine Mann mit dem Bart ist!«, rief jemand.
Ambaros nutzte die Gunst des Augenblicks und galoppierte durch die Lücke, die durch das erschrockene Zurückweichen in der Menge entstanden war.
Er lief so schnell ihn seine Hufe zu tragen vermochten.
Der Retter der Stadt
T omli und Ambaros erreichten die Herberge »Zur letzten Hoffnung«.
Inzwischen war es längst dunkel geworden.
Normalerweise wurde Hiros am Abend von unzähligen Laternen und Öllampen erhellt. Aber in dieser Nacht war das anders. Die meisten Einwohner der Küstenstadt hatten ihre Lichter gelöscht. Zu groß war die Gefahr, dass durch weitere Erschütterungen eine Laterne oder eine Öllampe zu Boden fiel und ein Feuer ausbrach.
Allerdings stand der Vollmond groß und hell am wolkenlosen Himmel, sodass man sich immer noch in der Stadt orientieren konnte.
Olba und Arro tauchten in der Tür der Herberge auf. Offenbar hatten sie voller Sorge auf Tomli und Ambaros gewartet. Hinter ihnen machte der Zauberlehrling einen Schatten aus, von dem er annahm, dass es sich um Lirandil handelte.
Tomli schwang sich vom Rücken des Zentauren und landete sicher auf seinen Füßen. Den Eisenstab hielt er dabei fest, aus Angst ihn zu verlieren.
Richtige Zauberstäbe hatten durch magische Behandlung meist ein geringeres Gewicht, sodass man sie einfacher bei sich tragen konnte. Oder sie wurden direkt aus einem leichteren Metall gefertigt. In den Zwergenschmieden beherrschte man die Kunst der Metallverarbeitung wie nirgends sonst. Selbst die Elben konnten es in dieser Hinsicht nicht mit den Zwergen aufnehmen.
Tomlis neuer Zauberstab allerdings war nur ein einfaches Stück Metall, das von Menschenhand gefertigt worden war. Doch trotz seiner Unhandlichkeit und seiner minderwertigen Metallqualität hatte er Tomli das Leben gerettet.
»Ich wusste, dass du in diesem Augenblick zurückkehren würdest«, sagte Olba. »Erzähl mal, was geschehen ist.«
»Wir haben alle die Steinbruchstücke gesehen, die auf einmal mitten aus der Stadt zu den Leviathanen geschleudert wurden«, sagte Arro. »Olba war überzeugt davon, dass es was mit dir zu tun hat.«
Lirandil trat aus der Herberge. »Wie ich sehe, bist du im Besitz eines Zauberstabs!«
»Ja«, sagte Tomli stolz. »Und ich habe dafür keine einzige Eurer Münzen ausgeben müssen.« Er lauschte. »Ich höre schon seit einiger Zeit nichts mehr von den Leviathanen«, stellte er fest. »Dieses dumpfe Brummen, das die Mauern einstürzen und den Boden erzittern ließ, ist völlig verstummt.«
»Die Leviathan-Reiter haben sich zurückgezogen und verhalten sich ruhig«, erklärte Lirandil. »Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Wenn sie die Stadt zum Einsturz hätten bringen wollen, hätten sie einfach nur ihre Reittiere weiterbrüllen lassen müssen.«
»Vielleicht wollten sie das ja nicht«, äußerte Olba mit einem Schulterzucken.
»Hast du eine Ahnung, warum sie die Stadt überhaupt angegriffen haben?«, fragte Tomli.
Olba schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht einmal
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