Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge
versteht!«, wies er den Zentauren zurecht. »Ihr seid schließlich weder ein Magier noch ein Zwerg.«
»Dafür kann ich jedem mein Gesicht zeigen!«, entgegnete Ambaros spitz und ziemlich beleidigt.
Damit hatte er Saraduls wunden Punkt getroffen.
»Das war nicht sehr nett von Euch, Ambaros!« Der Zwergenzauberer strich sich das Halstuch glatt und zog es noch etwas höher, sodass es fast bis zur Nasenwurzel reichte. »Sich über den Schaden eines anderen lustig zu machen, ist leicht.«
Lirandil wandte sich Olba zu. Ihn interessierten die Streitereien zwischen Ambaros und Saradul nicht. »Du sagtest gerade, du hättest Zweifel daran, dass die Leviathan-Reiter überhaupt angreifen wollten.«
»Ach, ich habe nur laut nachgedacht, werter Lirandil«, sagte sie. »Schenkt dem nicht allzu viel Beachtung.«
»Es wundert mich nur, denn du sagtest zuvor auch, sie würden die Mauern zum Einsturz bringen.«
»Nun, ich habe auch vorausgesehen, wie Ihr mit Ihnen verhandelt.«
»Ich?«, fragte Lirandil erstaunt.
Olba nickte. »In diesem Bild, das ich vor Augen hatte, wart Ihr zumindest dabei. Aber ich kann mich der Einzelheiten kaum entsinnen. Die Erinnerung daran ist verblasst, denn es trat ja nie ein.«
»Aber weißt du noch, worum es bei den Verhandlungen ging?«, hakte Lirandil nach.
Olba runzelte die Stirn, dachte nach und sagte dann: »Ich glaube, um den Kristallschädel.«
»Was hat denn der Kristallschädel mit den Leviathan-Reitern zu tun?«, fragte Arro verwundert.
Er war nicht der Einzige, der der Unterhaltung zwischen Lirandil und dem Zwergenmädchen gelauscht hatte, denn auf einmal waren alle Blicke auf Olba gerichtet.
»So genau weiß ich das nicht«, gestand sie. »Aber ich habe doch erwähnt, dass ich den Kristallschädel im Zusammenhang mit den Leviathanen sah. Als wir auf der Mauer standen.«
Lirandil nickte. »Du warst dir nicht sicher, ob er sich vielleicht im Bauch eines dieser Ungeheuer befindet.«
»In naher Zukunft werden wir die Antwort auf dieses Rätsel erfahren«, erklärte Olba zuversichtlich.
»Aber wohl nur dann, wenn wir uns jetzt darum bemühen, sie zu finden«, meinte Lirandil.
»Der Kristallschädel ist hier in Hiros«, sagte Tomli auf einmal.
»Hellseherei habe ich dir nie beigebracht«, grummelte Saradul. »Und sie gehört streng genommen auch nicht zum Handwerk eines Zauberers.«
»Ihr solltet Euch glücklich schätzen, dass der Lehrling den Meister übertrifft«, stichelte Ambaros.
»Zumindest versetzt der Lehrling den Meister in Erstaunen«, gab Saradul zu.
»Am besten, wir lassen Tomli zunächst einmal ausreden«, schlug Lirandil vor.
Und damit richteten sich diesmal alle Blicke auf Tomli.
Das mochte er gar nicht. Es machte ihn verlegen, und so stammelte er: »Ich … äh, ich weiß das von Ar-Don. Ich … habe es in seinen Gedanken gelesen.«
»Ist dir der Gargoyle noch einmal begegnet?«, fragte Lirandil.
»Er flatterte über der Stadt, bevor die Rufe der Leviathane erklangen«, berichtete Ambaros.
»Und seine Gedanken wurden von diesem Kristall beherrscht«, erklärte Tomli. »Ich glaube, der Schädel war der Grund, warum er über der Stadt kreiste.«
»Das könnte tatsächlich sein«, meinte Saradul. »Wir haben ja schon vermutet, dass er womöglich gar nicht der Elbenpferde wegen in den Stall eindrang. Dieses Wesen, das sich selbst Ar-Don nennt, fühlt sich offenbar von starken magischen Kräften angezogen. Von der Streitaxt des Ubrak zum Beispiel. Warum nicht auch vom Kristallschädel.«
Lirandil nickte. »Dem Schädel wohnt eine noch viel stärkere Magie inne als der Drachenschuppe, dem Amulett und der Axt.«
»Vielleicht ist der Schädel sogar der Grund dafür, dass Ar-Don nach seiner Reise durch Raum und Zeit ausgerechnet in Hiros abstürzte«, überlegte Saradul laut, »und nicht ein paar hundert Meilen weiter in der Wüste von Rhagardan.«
»Oder im Ozean«, ergänzte Arro.
Meister Saradul nickte. »Ganz genau.«
»Aber was haben die Leviathan-Reiter mit dem Schädel zu tun?«, fragte Olba. »Ob er sich wohl tatsächlich irgendwo hier in der Stadt befindet?«
»Ich hatte gehofft, du könntest uns darüber etwas sagen«, entgegnete Lirandil. »Versuch dich an das zu erinnern, was du in deiner Vision gesehen hast. Selbst wenn es ungenau und vage ist, so ergeben sich daraus vielleicht neue Erkenntnisse, die uns ein Stück weiterbringen können.«
»Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass es den Leviathan-Reitern nicht wirklich darum geht, die Stadt
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