Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge
nach dem Kristallschädel und rissen ihn Tomli aus den Händen. Wegen des grellen Leuchtens, das von dem Schädel ausging, war Ar-Don für die anderen kaum zu erkennen. Selbst Lirandil und Olfalas sahen ihn erst, als es schon zu spät war.
Olfalas griff blitzschnell zum Bogen und sandte der Kreatur einen magischen Pfeil hinterher. Gleichzeitig schleuderte einer der Leviathan-Reiter seinen Speer nach dem Halbelben. Saradul lenkte ihn jedoch mit seiner Magie ab, sodass er mit der Spitze in den Boden fuhr.
»Ar-Don hat es geschafft!« , erreichte Tomli ein triumphierender Gedanke des Gargoyles. »Wir haben den Gegenstand gefunden! Genug Macht schlummert darin!«
Auch die Leviathan-Reiter begriffen nun, was geschehen war.
Akok schrie erschrocken auf und blickte in die Höhe, und selbst der Leviathan stieß einen gequält klingenden Laut aus.
»Jetzt kehren wir zurück!« , empfing Tomli die nur noch schwach wahrzunehmenden Gedanken des Gargoyles. »Kehren zurück … durch Raum und Zeit … auf dem langen kalten Weg in eine ferne Zeit …«
Für einen kurzen Moment war am Himmel noch das grelle Aufblitzen des Schädels zu sehen, dann waren sowohl der geflügelte Dieb als auch seine Beute verschwunden.
»Ich kann nichts dafür«, verteidigte sich Tomli, als er die Blicke aller auf sich gerichtet sah. »Seine Gedankenstimme hat mich … gezwungen!«
»Gegen so etwas gibt es Magie!«, schimpfte Saradul. »Habe ich dir denn gar nichts beibringen können?«
»Der Gargoyle hat seinen Angriff perfekt geplant«, sprang Lirandil dem verzweifelten Zwergenjungen bei. »Keinem von uns war es möglich, rechtzeitig einzugreifen.«
»Wahrscheinlich nutzt er die Kraft des Schädels, um in die Zeit zurückzukehren, aus der er gekommen ist«, sagte Arro.
»Und damit dürfte der Schädel für uns unerreichbar sein«, sagte Olfalas resigniert. Dann wandte er sich an die Leviathan-Reiter: »Wenn mein zwergischer Gefährte Saradul nicht gewesen wäre, hätte mich der Speer durchbohrt, den einer von Euch nach mir warf!«
»Wir dachten, du wolltest uns angreifen«, verteidigte Akok sich und seine Krieger.
Tomli bemerkte, dass auch die Leviathan-Reiter sehr niedergeschlagen, ja, geradezu verzweifelt wirkten.
»Jetzt ist alles verloren«, stieß einer der Krieger hervor. Auf seiner Stirn leuchteten zwei mit Leviathan-Blut gemalte Kreuze. Er streckte die Hand aus und wies auf die Elben, die Zwerge und den Zentauren. »Ihr tragt die Schuld daran, wenn die Erde aufreißt und die ganze Welt verschlungen wird!«
Als er sich zu Akok umdrehte, benutzte er die Sprache der Leviathan-Reiter. Tomli verstand jedoch einzelne Bruchstücke, denn diese Sprache war offenbar mit der der Rhagar verwandt. Mehrmals vernahm er die Worte zerstören und Stadt .
»Mein Krieger meint, dass wir die Stadt besser vernichtet hätten, anstatt auf die Vernunft ihrer Bewohner zu hoffen«, erklärte Akok. »Jetzt ist alles verloren!«
Er wirbelte herum und wollte zum Maul des Leviathans zurückgehen.
»Wartet!«, rief Lirandil. »Euren Worten entnehme ich, dass Ihr vom Weltenriss wisst, der sich tief unter der Erde immer mehr ausbreitet und alle Länder bedroht!«
Akok wandte sich ihm zu, während der Krieger mit den zwei Kreuzen auf der Stirn heftig auf den Stammesführer einredete. Dazu machte er weit ausholende Gesten.
Tomli begriff, dass er es für pure Zeitverschwendung hielt, sich weiterhin mit Lirandil und seinen Begleitern abzugeben. Doch Akok brachte seinen Krieger schließlich mit einer Handbewegung zum Schweigen und sagte zu Lirandil: »Weltenriss? Ja, so könnte man es nennen. Eine gefährliche Magie tobt in der Tiefe unter uns. Sie zerreißt alles und wird uns am Ende verschlingen. Es gibt Orte in der Tiefen Wüste, an denen das Unheil bereits an die Oberfläche drängt. Dass sich vor Kurzem die Sonne verdunkelte, muss wohl als böses Omen gewertet werden.«
»Wir sind unterwegs, um sieben magische Gegenstände zu finden, mit denen man den Weltenriss schließen kann«, erklärte Lirandil. »Und der Kristallschädel ist einer davon.«
Akok wandte sich direkt an Tomli. »Dann war es nicht sehr klug, was du getan hast!«
»Glaubt mir, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Dieses Wesen, das den Schädel gestohlen hat, war einfach zu mächtig.«
»Aber den Weltenriss will so ein Knirps wie du schließen, ja?«, spottete der Krieger mit den zwei Kreuzen.
»Beleidigt keinen Zwerg!«, fuhr Arro dazwischen.
»Zwerge von Gestalt und Zwerge im Geiste
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