Zwergensturm
betrachten. Haggy feuerte weiter auf den Kopf des Ungeheuers, fokussierte seine Beobachtungen aber auf diesen Umstand. Tatsächlich, auch jetzt, wo er sich nach Otto und Zahrin umsah, verdrehte er den Kopf weiter als vorher. Die andere Augenhöhle würde Haggy aber nicht erreichen können, dazu stand der Dämon falsch; außerdem dürfte er nun gewarnt sein. „Falls an dem, was ich zu bemerken glaube, überhaupt etwas dran ist“, dachte Haggy.
Haggy überlegte kurz, ob er seinen eigenen Standort so weit würde ändern können, dass er freie Schussbahn auf die zweite Augenhöhle hätte. Doch für so dämlich hielt er den Dämon nicht, dass, falls sein Schuss wirklich Wirkung gezeigt haben sollte, er eine Repositionierung einfach abwarten und sich ins andere Auge schießen lassen würde.
Das Gefecht wog te hin und her, und so langsam schmerzten Haggys Arme vom Halten der Waffe. Wie musste es erst Bong ergehen, dessen Körper alle paar Augenblicke zerfetzt und verbrannt wurde, nur um Bruchteile später wieder geheilt zu werden? Inzwischen verzichtete der Gnom auch darauf, am Dämon hochzuspringen und ihm Verwünschungen zuzurufen; der Dämon schien ohnehin nicht von ihm abzulassen. Thrylas’ und Wynlanas Atemfrequenzen hatten sich deutlich erhöht. Auch sie litten unter der Dauer des Kampfes. Haggy ahnte, dass sie diese Intensität nicht mehr ewig durchhalten würden.
Auch Zahrins Arme waren schwer geworden.
Dem Dämon hingegen war, außer dem Problem mit seiner Augenhöhle, keine Erschöpfung anzumerken. Im Gegenteil, je mehr er zauberte, umso stärker schienen die Zauber zu werden.
Mit einem lauten Schrei und ohne jede Vorwarnung streckte Ushgor seinen Körper nach hinten durch, und dann fuhren seine beiden Arme zugleich nach vorn. Selbst die Finger waren gestreckt, und alles, seine ganze Körperhaltung, deutete auf Thrylas. Der Elf ging augenblicklich in einem dunkelvioletten Flammenmeer auf. Wynlana schrie laut auf, nicht jedoch ohne den letzten Heilzauber auf Bong zu Ende wirken, und kniete danach entsetzt neben Thrylas’ zu Boden gegangenem leblosen Körper nieder. Durch die Reste des Dunkelfeuers hindurch berührte sie dessen Stirn. Sie nahm die Hand nicht weg, doch starrte sie den Dämon an, wobei ihr Mund Wörter aussprechen wollte, die sie jedoch nicht zu formulieren vermochte. Der Dämon glich nun selber einem Wesen aus Feuer, aus dunklem, bösartigem Feuer, das diesen typischen dunkelgrünen Schein hatte. Seine Stimme klang brutaler, mächtiger als zuvor, als er ausrief: „Und jetzt … sterbt! Ihr glaubt doch nicht, ich bin so dämlich, nicht zuerst eure Heiler zu töten? Aber ihr habt mich mächtig gemacht, so mächtig … wie nie zuvor!“ Die letzten Worte schrie er fast, und sein bösartiges Gesicht starrte auf Wynlana, die immer noch neben Thrylas kniete. Er fletschte gar seine Zahnreste und schrie nochmals laut auf, als sein rechter Arm nach vorn schnellte. Eine Verpuffung um Wynlana herum raubte für eine Sekunde den Blick auf sie, dann sah Haggy, wie sie neben Thrylas am Boden lag, genauso leblos wie ihr Lebensgefährte. Ihr Körper war eigenartig verrenkt. Otto und Zahrin starrten entsetzt zu den ausgeschalteten Heilern hinüber. Selbst der kampferfahrene Bong stand wie gelähmt vor dem flammenden Dämon, auch wenn Wynlana es mit ihrem letzten Heilzauber noch einmal vermocht hatte, Bongs Wunden zu heilen.
De r Dämon lachte schrill auf und verschluckte sich fast am Feuer, das ihn umgab: „Insekten, Maaaden“, schrie er wie verrückt und tanzte brennend auf der Stelle umher. Wut überkam Haggy. Wut darüber, dass der Dämon seine noch lebenden Freunde beleidigte, und darüber, dass er so machtlos mit ansehen musste, wie Ushgor Thrylas und Wynlana ausgeschaltet hatte. In schneller Folge schoss er drei, vier Schüsse auf Ushgors Schädel ab, doch der Dämon tanzte weiter auf der Stelle und lachte irre. Wenigstens hatte der Schusslärm Bong aus seiner Starre gerissen. Der Gnom streckte sich, atmete einmal tief ein und aus, ging wieder in Kampfstellung und schraubte sich in seiner unnachahmlichen Manier in die Lüfte, schlug sein Kurzschwert dorthin, wo die Wange des Dämons sein sollte, und schrie wieder einmal einen fremdartigen Fluch hinaus. Noch bevor er landen konnte, wischte der Dämon den Gnom mit einer kräftigen Armbewegung aus der Luft. Bong fiel einige Schritte entfernt auf den Boden, wobei er sein Schwert verlor. Auf dem Rücken liegend stemmte er sich auf die Ellbogen und
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