Zwergensturm
Ushgor, der Traumdieb. Ich komme des Nachts und raube eure Träume. Ich herrsche über die Südflanke des Gefallenen Gebiets. In der Mitte herrscht Domraan, der Dieb der Liebe. Ihm habt ihr es zu verdanken, dass ihr nicht zu lieben vermögt.“ Er neigte den Kopf ein wenig und fuhr fort: „Glaubt mir, seid dankbar dafür. Die Liebe kann so wehtun.“ Er verzog seine Gesichtsreste zu einer mitleidigen Fratze. „Der letzte und mächtigste der Lords ist Soulzor, der Seelendieb. Er beherrscht den Norden und ist Stellvertreter des Übermeisters, des Größten aller, des Herrschers über Leben und, noch besser, Tod, das Böse in ungetrübter Reinheit, des Einzigen und Einzigartigen, unseres Gebieters und Liebhabers, des Herrschers der Unterwelt …“ Otto schüttelte den Kopf: „Der ist total bekloppt.“ Tinchena pflichtete ihm bei: „Was würdest du erwarten? Sieh dir den doch mal an, der ist seit ein paar Hundert Jahren tot. Meine Güte, so viele Stinkmorcheln könnte ich gar nicht fressen, dass ich so voller dunkler Energie wäre.“
Leiser machte sich Thrylas bemerkbar: „Wir müssen hier raus, lebend. Wenn es noch zwei dieser … laufenden, verknöcherten Fleischreste gibt, müssen wir die Großkönigin und den König warnen. Und irgendwas unternehmen.“ „Falls der König noch lebt“, knurrte Haggy müde.
Der Dämonenlord hatte seine Lobesorgie auf seinen Herren beendet und sich wieder der Gruppe zugewandt: „Nun wisst ihr alles. Nicht alles, natürlich nicht, aber doch gerade so viel, dass ihr es sicherlich versteht, dass ich euch an Ort und Stelle verzehren muss. Nicht, dass ihr uns aufhalten könntet, aber so ein leckerer Imbiss kommt selten in meine gute Stube.“
Ushgors rechte Hand beschrieb blitzschnell einen klitzekleinen Kreis, und ohne Verzögerung erschütterte eine kleine, dunkelviolette Explosion den Unterleib von Wynlana, die zu Boden ging. Der linke Arm Ushgors schnellte hervor und zielte auf die Elfin. Jetzt ging alles ganz schnell. Bong und Piggy stürmten gleichzeitig frontal auf den Dämonenlord ein und rammten ihm von vorne ihr ganzes Körpergewicht vor die Beine. Ushgor strauchelte leicht, gerade genug, um seinen Zauber an Wynlana vorbei in die Mauer einwirken zu lassen. Eine erneute dunkelviolette Explosion riss dort ein faustgroßes Loch in die Wand. Thrylas kniete bereits über seiner Gefährtin und sprach mit geschlossenen Augen einen Heilzauber. Wynlana erhob sich schon wieder und begann, Hellmagie auf Bong zu richten, als Haggys Kupferbüchse erklang und ein erster Schuss den Dämonen traf. Zahrin schlug demselben ihre Keule seitwärts in die Hüften, dass es knirschte und knarrte. Otto war von der anderen Seite herangekommen und stieß dem Dämonenlord immer wieder die Dolche in den Körper, ohne irgendwo auf spürbaren Widerstand zu stoßen.
Geschoss um Geschoss, Hieb um Hieb fanden ihr Ziel, doch der Dämon zeigte sich wenig beeindruckt, auch wenn aus einigen Wunden eine dicke Flüssigkeit zu tropfen begann. Wenigstens hatte Bong es vermocht, die unwirklichen und schwer erkenn baren Angriffe des Dämons auf sich zu lenken. Immer wieder beschrieb dieser kurze Bewegungen mit den Armen, und immer wieder flackerte es dunkelgrün oder dunkelviolett im, am oder um den Gnom herum auf. Sein Fleisch verbrannte oder verschmolz mit der Rüstung, seine Haare standen unter dem Helm in Flammen, durch Löcher in der Rüstung hing das Fleisch heraus. Doch kaum waren ihm die Wunden beigebracht, senkten sich die Hellmagiezauber Wynlanas und Thrylas’ über sie und erstickten die bösen Energiefeuer mit der Macht der Reinheit und Unschuld. Otto und Zahrin, die dem Gnom am nächsten standen, hörten das Keuchen und Seufzen Bongs am deutlichsten. Trotzdem stieg der Gnom zum wiederholten Male in die Höhe und schrie dem Dämon eine Verwünschung ins Gesicht, die sicherstellte, dass dessen Angriffe ihn trafen.
Kaum vernehmbar schüttelte Haggy den Kopf: Bei den Göttern, was macht der mit? Wie hält der das nur aus?
Zahrin hatte eine Wunde am Körper des Dämons erspäht, die Otto ihm gerissen hatte. Kurz zielte sie, dann schlug sie, so fest sie konnte, ihren Kolben genau in diese. Knochen knackten laut und brachen, doch das brachte den Dämon weder aus der Fassung noch verlor er den Halt. Es sind nicht die Knochen, die ihn tragen , überlegte sie.
Hochkonzentriert stach Otto beide Dolche abwechselnd in die Reste des ehemals menschlichen Körpers vor ihm. Überall dort, wo dieses gelbe,
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