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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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die für ein Theaterstück üben.“ Die Gestalt lachte. „Ja, natürlich. Das könnt ihr jemand anderem erzählen, aber nicht uns. Wir kennen eure Sorte. Seht, wir nehmen von den Privilegierten und geben davon – nach Abzug der Unkosten – denen, die es nicht so gut haben.“
    Haggy fiel ein Abzeichen auf, das die Gestalten an den Jacken trugen – ein weißer Stern auf schwarzem Grund –, da schoss es ihm durch den Kopf: Räuber! Er hatte von ihnen gehört, doch niemand in der Stadt wusste, ob es sie wirklich geben würde … Die Gilde der Räuber!
    „Deshalb würde ich euch anraten, uns von eurem Reichtum abzugeben. Wenn ihr das nicht wollt, werden wir …“, die Gestalt verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die Haggy beim besten Willen nicht hätte imitieren können, „Gewalt anwenden müssen, ihr versteht. Und ihr seht nicht so aus, als ob ihr euch wehren könntet.“ Die drei anderen Räuber lachten.
    Haggy überlegte. Wenn es stimmte, was man über die Gilde der Räuber sagte und was sich im Grunde genommen mit dem deckte, was der Räuber selbst eben zum Besten gegeben hatte, dann waren es eigentlich keine Feinde. Es handelte sich nur um ein großes Missverständnis.
    „Hört her“, sagte er daher, „das ist ein Irrtum. Wir reisen nicht im Auftrag der Dunkelelfen. Genau genommen wissen die Dunkelelfen gar nicht, was wir vorhaben. Wir wollen nur einem alten Freund einen letzten Wunsch erfüllen.“ „So, so“, antwortete der erste Räuber. „Dann zeig uns mal, was du alles nicht in dem Leinen eingewickelt hast.“ Er deutete auf Haggys Kupferbüchse.
    „Nun, das kann ich euch nicht zeigen, das geziemt sich nicht.“ Haggy errötete.
    Der Räuber lachte wieder. „Das geziemt sich nicht? Ist es gar eine nackte Frau? Oder etwa ein Kunstwerk, das eine solche darstellt? So eines, wie die Dunkelelfen es gerne haben würden? Los, zeig her!“ Er ging auf Haggy zu. Stier schnaubte wütend und machte einen Schritt zurück. Der Räuber ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und war kaum mehr als zwei Schritte vom Pony entfernt, als Haggy das Leinen herunterriss, die Flinte in Anschlag nahm und auf den Räuber zielte: „Zwing mich nicht, das hier zu benutzen.“ Der Räuber blieb augenblicklich stehen. „Was ist das?“, fragte er leicht irritiert.
    „Ein Gewehr, eine Waffe“, teilte Haggy ihm mit und fuchtelte damit herum. „Lasst uns weiterreisen, dann passiert keinem was.“
    „Bewaffnete Händler, interessant. Hochinteressant. Das gibt es nun wirklich nicht ohne Erlaubnis der Dunkelelfen.“ Haggy ahnte, dass der Räuber sich in seinen Vermutungen bestätigt sah. Der Räuber drehte sich zu seinen Kumpanen um und wies sie an: „Nehmt ihnen die Waffen, die Ponys und die Waren ab, fesselt sie, und dann nichts wie weg, bevor ihre Dunkelelfenprotektoren hier auftauchen.“
    Haggy unterdrückte den Reflex, einfach abzudrücken. Stattdessen stieg er langsam von seinem Pony ab, die Waffe immer noch im Anschlag. Seine Freunde taten es ihm gleich.
    Er raunte ihnen zu: „Verletzt sie nicht allzu sehr, es sind nicht unsere Feinde. Glaube ich“, fügte er hinzu. „Das wird also unser erster Kampf.“ Otto zog seine Messer aus dem Gürtel und begab sich in das, was er für eine gute Kampfstellung hielt. Zahrin zögerte kurz, bis sie ihren Kolben auspackte – offenbar befürchtete sie erneuten Spott – , nahm ihn dann jedoch entschlossen in beide Hände und begab sich ganz nach vorne, zu Otto. Haggy ließ sich etwas zurückfallen, um mit der Waffe von hinten wirken zu können. Tinchena schließlich blieb noch hinter Haggy. Einen Sekundenbruchteil lang sorgte sich Haggy darum, dass ihr Dunkelfeuer ihm auf dem Weg zu den Räubern den Rücken verbrutzeln könnte. Dann vertraute er aber wieder auf die Fähigkeiten seiner kleinen Freundin.
    Trotzdem spürte er, wie sein Herz in seiner Brust nervös pochte. Er war sich sicher, dass es den anderen nicht anders erging.
    Auch die Räuber hatten ihre Waffen gezogen. Sie alle hielten je einen Dolch in jeder Hand und bewegten sich deutlich erfahrener als unsere Abenteurergruppe. Haggy befürchtete Schlimmes.
    Beide Gruppen standen sich gegenüber, die Waffen fest umklammert , und lauerten auf eine Gelegenheit. Urplötzlich machte Zahrin einen großen Ausfallschritt nach vorne und schwang kraftvoll mit ihrer Keule nach dem Räuber, der ihr am nächsten war. Sie streifte ihn an der Schulter, was genug war, um ihn umzuhauen. Doch sie hatte den Schwung der Keule

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