Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
Vom Netzwerk:
selber es mit fünf Orks hätten aufnehmen können.
    „Allmählich könnte ich auch was essen“, dachte sich Olly und spürte, wie sein Magen sich bemerkbar machte. Jetzt aber würde er dafür keine Zeit haben.
    Zwei Männer, die am linken Ende des Tresens standen, bestellten noch zwei Humpen Bier, als die Eingangstür forsch aufgerissen wurde. Im Eingang stand eine junge Frau mit blutverkrustetem Gesicht. Auch ihre Kleidung wies zahlreiche Blutspuren auf, in verschiedenen Farben. In der Hand hielt sie einen riesigen Morgenstern, wie Olly ihn noch nie gesehen hatte. Augenblicklich erlosch jedes Gespräch.
    Die Frau atmete laut hörbar ein. Sie sah erschöpft aus. Sie sah sich um, nickte kurz in den Raum und ging zum Tresen. Olly wandte sich ihr zu: „Kann ich Euch helfen? Braucht Ihr etwas?“ Die Frau nahm einen der Hocker und setzte sich. Sie legte den Morgenstern auf die Theke. Olly sah jetzt, dass auch er mit einer gelben Flüssigkeit verschmiert war.
    Die Frau blickte ihn an: „Ja, bitte, gebt mir … Habt Ihr Milch?“ Olly nickte und beeilte sich, der Frau ihren Wunsch zu erfüllen. Sie nahm den Becher und trank ihn mit einem Zug leer. Sie bat ihn, den Becher wieder aufzufüllen. Auch fragte sie nach Essbarem. Olly holte den Koch, der ihr das Tagesangebot erläuterte. Sie entschied sich für Stücke vom Schwein, angerichtet mit angebratenem Brot.
    Als der Koch wieder in der Küche verschw unden war, gesellte Olly sich zu ihr und sprach sie erneut vorsichtig an: „Versteht, Eure Aufmachung ist unüblich! Kommt Ihr … kommt Ihr von den Minen?“ Olly bemerkte, dass ausnahmslos alle Gäste dem Gespräch folgten. Die Frau bemerkte das ebenso und schaute scheu über die Schulter. „Ja.“ Sie sprach laut und deutlich, offenbar hatte sie keine Lust, ihre Geschichte mehrfach zu erzählen und sich daher entschieden, gleich so laut zu sprechen, dass jeder Interessierte zuhören könnte. „Ja, ich komme von den Minen. Viele Jahre lang habe ich dort gearbeitet.“ Sie senkte den Kopf. „Alle sind tot. Fast alle. Diese riesigen grünen Monster haben alles erstochen, zerschlagen, zerrissen, was lebte. Ohne Hemmungen. Ohne Mitleid. Es war, als würde es ihnen Spaß machen.“
    Olly bemerkte, dass einige der Großmäuler rot anliefen.
    „Es waren Hunderte. Dazu noch diese Riesen, die mit ihren bloßen Händen Steine so groß wie Häuser werfen können. Wir hatten überhaupt keine Chance. Wir wurden einfach überrannt. Und niedergemetzelt.“ Eine Träne kroch aus ihrem linken Auge.
    Aus dem Hintergrund meldete sich ein Gast zu Wort: „Und die Dunkelelfen? Haben die verdammten Bohnenstangen nichts unternommen?“ Finscha drehte sich zu dem Gast um. Sie deutete ein Lächeln an: „An unserer Mine waren nur zwei Wachen. Sie haben gekämpft wie die Teufel. Es müssen Dutzende Orks sein, die sie mit in den Tod genommen haben. Einem der Dunkelelfen, der auch entkommen konnte, habe ich mein Leben zu verdanken.“ Ein Freund des Gastes schaltete sich in das Gespräch ein: „Hört, hört, die Klappergestelle können kämpfen! Und das sogar gegen bewaffnete Gegner. Wer hätte das gedacht?“ Er erntete einige Lacher seiner Freunde. Finscha jedoch sah ihn böse an: „Was fällt euch ein? Ihr sitzt hier in der Kneipe und urteilt über jene, die gekämpft haben und gestorben sind! Schämt euch!“ Der Zwischenrufer war überrumpelt. Finscha ergänzte, still und betont: „Wir haben zusammen gekämpft.“ Jetzt war es wieder still in der Kneipe.
    Nur aus der hintersten, dunkelsten Ecke des Gastraumes war ein düsteres Kichern zu hören.

Straße südlich von Pruda
    Die Stimmung war immer noch gedämpft. Zu sehr war ihnen die Endlichkeit des Seins bewusst geworden; noch nie waren sie dem Tod so nahe gewesen. Und sie hatten keine Ahnung davon, wie nahe sie ihm noch kommen würden.
    Es wurde langsam dunkel. „Wir müssen mal schnell was zum Kauen besorgen“, warf Zahrin ein. „Ein Gasthaus ist weit und breit nicht in Sicht, und, äääh, nach Stinkmorcheln steht mir nicht so der Sinn!“ Die anderen stimmten ihr zu. Tinchena räusperte sich: „Wie ihr wünscht, ihr kulinarisch Ahnungslosen, dann bleibt eben mehr für mich!“
    Zahrin wollte die Angelegenheit nicht weiter vertiefen. Stattdessen sagte sie: „Wir müssen uns ja wohl trotzdem keine Sorgen um das Essen machen. Unser Meisterschütze hier“, sie zeigte auf Haggy, „wird uns sicherlich ein gewaltiges Abendmahl zurechtschießen!“
    Haggy wirkte so, als ob er sich

Weitere Kostenlose Bücher