Zwergensturm
den Geruch von Ponys, ein Geruch, der ihm nach all den Jahren im Stall sehr vertraut war. Er beschleunigte weiter und hatte die Buschreihe bald erreicht. Seine Freunde folgten ihm nun ebenfalls.
Haggy sah, wie sich die Büsche links und rechts der Straße aufreihten; zuerst kleinere, weiter hinten waren sie jedoch so hoch, dass sie einen ausgewachsenen Menschen durchaus um das Doppelte überragten. Etwa mittig sah er einige Schatten zwischen den Büschen. Jetzt blitzte auch ein schwarzes Fell auf! Haggy stürmte voran und schlug sich dort in die Büsche, wo er das Fell gesehen hatte. Die anderen hatten einige Mühe, ihm zu folgen.
De r Zwerg bahnte sich einen Weg durch den Busch, ein Zweig ratschte ihm die linke Gesichtshälfte einen Finger lang auf. Er schob einen letzten Zweig zur Seite, und dann stockte er. Tatsächlich. Einer der Stallgesellen stand dort, inmitten von vier Ponys. Darunter Stier! Haggy warf beide Arme in die Luft, stieß ein ungestümes „Juchhuuuu!“ aus, rannte zu Stier und schloss das Pferd in seine Arme. Auch Stier schnaufte wieder erfreut und stupste seine Nase in Haggys Bauch. Jetzt hatten auch die übrigen drei die Stelle erreicht. Ein breites Grinsen tat sich in Ottos Gesicht auf, Tinchena und Zahrin staunten. „Seht her“, rief Haggy ihnen zu, „ein Abschiedsgeschenk von meinem Meister!“ Wieder lachte er und gab Stier noch einen Klaps auf den Hals, bestimmt schon den zehnten. In Momenten wie diesem dachte Zahrin, dass Haggy manchmal seinem Vater doch mehr ähnelte, als er selber zugeben würde. Sie fragte ihn: „Werden dein Meister …“, sie deutete unauffällig zu dem Gesellen, „und der da auch schweigen? Sind die vertrauenswürdig?“ „Ja, na klar“, sprudelte es aus Haggy heraus. „Für beide lege ich meine Hand ins Feuer!“
Der Meister hatte nicht zu viel versprochen. Die vier Ponys waren satt, ausgeschlafen, frisch gestriegelt und geputzt. Für alle hatte er Zaumzeug mitbringen lassen und Sättel, die zur Größe der Truppe passten: zwei große, ein en mittleren und einen kleinen. Zudem trugen zwei der Ponys noch Säcke mit Möhren, die dazu gedacht waren, die Reittiere bei Laune zu halten.
Haggy bedankte sich überschwänglich bei dem Gesellen, wollte ihm gar etwas von seinem wenigen Gold abgeben. Der Geselle lehnte lachend ab und wünschte ihnen in seinem und im Namen des Meisters viel Glück. Dann verabschiedete er sich und lief geduckt fort, jedoch nicht in Richtung des Tores, sondern parallel zur Stadtmauer. Haggy vermutete, dass er einen anderen Weg in die Stadt hinein und aus ihr heraus kannte und dachte sich, dass er seinen Meister auch danach hätte fragen können. Aber er beließ es bei dem Gedanken und gab Stier noch einen Klaps.
„Das ist aber wirklich eine glückliche Fügung!“ Otto wirkte wie die anderen erleichtert. „Das scheint ja doch ein ganz schön weiter Weg zu sein, und mit den Ponys wird es doch gleich noch − gemütlicher!“ „Ja, da freuen sich auch meine kleinen Beine!“, sagte Tinchena.
Sie nahmen sich etwas Zeit, die Ponys unter sich aufzuteilen, die Sattelungen zu überprüfen und ihr Gepäck zu befestigen. Tinchena nutzte die Gelegenheit für eine weitere Stinkmorchel. Auch ihrem Pony bot sie eine an, doch das Tier drehte den Kopf angewidert weg. Das beleidigte die Gnomin leicht.
Sie stiegen auf die Ponys und suchten sich einen Weg zurück zur Straße, die sie bald wiederfanden. Erleichtert begannen sie nun ihre Reise ins Ungewisse, zuerst immer Richtung Süden, später nach Südosten, bis sie auf Grünleben stoßen würden.
Grünleben, Herrscherpalast
Maui haderte mi t sich und ihrem Schicksal. Sie saß auf ihrem Thron, den rechten Arm auf der Lehne, und spielte mit ihrer Hand in ihrem Haar. Bald würde ihr Beauftragter für Handel und Künste ihr Bericht erstatten, wo es was für wie viel Geld zu holen gäbe. Ihr Beauftragter für die Finanzen würde sich dazugesellen und darüber informieren, was von alledem man sich leisten könne. Und wenn nicht, welche Maßnahmen man zur Optimierung des Haushaltes unternehmen müsse.
Die Herrscherin war unzufrieden. Sie dachte daran, wie wichtig ihr die Kunst, die filigranen Werke der ganzen Welt einmal gewesen waren und wie gerne sie sie hatte besitzen wollen. Es war das, was die Dunkelelfen antrieb. Ja, sie waren gute Kämpfer, insbesondere gute Langbogenschützen, doch in ihrer langen Geschichte war der Krieg immer nur Mittel zum Zweck gewesen. Zu dem nämlich, Völker und
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