Zwergensturm
mittlerweile seinem bärtigen Kollegen zu r Hilfe gekommen und hatte es gemeinsam mit ihm geschafft, den Bart zu löschen. Auch der Niedergeschlagene und der mit der Schnittwunde krochen zu ihren Kumpanen herüber.
Der Räuber, den sie als Erstes wahrgenommen hatten und der letztendlich von Zahrin niedergeschlagen worden war, sprach sie wieder an: „Die Hellmagie beherrscht ihr also auch. Wer seid ihr, zum Teufel?“
Haggy wandte sich ihm zu: „Wir haben euch nicht angelogen. Wir sind Reisende, die einem alten Freund einen Wunsch erfüllen. Wir arbeiten nicht für die Dunkelelfen.“ „Aber die Ausrüstung, die Ponys, die Waffen … Wie kann das sein?“ „Seht es mal so“, sagte Haggy und hoffte, den richtigen Ton zu treffen: „Würden wir tatsächlich für die Dunkelelfen arbeiten, meint ihr nicht, wir hätten euch an die Garnison in Pruda ausgeliefert und für euch eine Belohnung kassiert? Es gibt mehr im Besetzten Land als ihr denkt, als ihr für möglich haltet.“ Seine pathetischen Worte überraschten ihn selber. Er bemerkte, wie Zahrin ihn ansah. Er verstand und nickte ihr zu. Sie ging zu den Räubern mit der Schuss- und der Stichverletzung und heilte auch ihre Wunden. „Den Zahn mache ich dir aber nicht wieder dran“, lächelte sie den einen Räuber aufmunternd an.
Der Räuberhauptmann konnte das alles kaum glauben. „Nun heilt ihr auch noch unsere Wunden. Ihr habt der Gilde der Räuber die erste Niederlage überhaupt zugefügt, doch weder verspottet ihr uns, noch liefert ihr uns aus oder tötet uns. Ich werde dafür sorgen, dass an geeigneter Stelle von euren Taten berichtet wird.“ Sie humpelten davon.
Die vier Freunde versammelten sich. Haggy schmerzte die Schulter noch. „Soll ich mal nachsehen?“ „Nein, danke, Zahrin, es geht schon.“ „Das war also unser heldenhafter erster Kampf“, sinnierte Otto. „Für mich wäre es wohl auch schon fast der letzte gewesen, wenn wir unsere Zahrin nicht hätten.“ Tinchena meinte: „Oh ja, was sind wir für Helden! Haggy fällt beim Schießen selber mit um, Zahrin beim Hauen, und du liegst schon, bevor du dein Brot- und dein Fleischmesser benutzen konntest. Und ich entzünde mit einem mächtigen Dunkelfeuer“, ihre Hände zeigten wieder einen großen Kreis, „einen ganzen Schnürsenkel!“
„Na, nun lass uns mal nicht zu kritisch sein.“ Haggy fand, dass sie sich nicht so schlecht geschlagen hatten. „Überlegt mal, es war unser erster Kampf, und der richtete sich gegen sehr erfahrene Gegner. Das hätte viel schlimmer enden können! Wir haben doch gesiegt, gleich beim ersten Mal!“ Otto lächelte ihn an: „Wir wollten das auch nicht schlechtreden. Wir müssen uns nur der Gefahren viel bewusster werden. Das Land ist schön, wunderschön. Aber es birgt auch Gefahren, von denen wir keine Ahnung haben.“
Alle stimmten zu. Innerlich fragte Haggy sich, ob sie Grünleben wohl jemals zu Gesicht bekommen würden. Stier gab ein fröhliches Schnaufen von sich.
Ehemalige Zwergenhauptstadt Aurum, Kneipe „Zur dampfenden Wurst“
Olly hatte seine Kneipe vor einigen Stunden geöffnet und erfreute sich einer relativ zahlreichen Kundschaft. „Prima“, dachte er sich, „heute gibt es einen Batzen Gold zu verdienen!“ Der Zehnt war mal wieder fällig, und er hatte einige Investitionen vorgenommen. Der Tresen war etwas ausgebessert worden, einige Tische hatten krumm gestanden, ein paar Stühle mussten neu beschafft werden. Nichts Großes, aber trotzdem rissen solche Sachen Löcher in seine Finanzen. Viel blieb von seinem Geschäft nicht übrig, seit dreißig vom Hundert an die Dunkelelfen abzuliefern waren.
Es war später Nachmittag. Einige der Gäste bestellten etwas zu essen, entweder, weil sie noch nicht dazu gekommen waren, wie eine Gruppe Landarbeiter, die sich an zwei Tischen verteilt hatten, oder sie hatten bereits wieder Hunger, weil ihr Mittagessen so lange her war. Ollys Koch werkelte in der Küche vor sich hin, und Olly roch, dass verschiedene Sorten Fleisch vorbereitet wurden.
Das vorherrschende Gesprächsthema war der Angriff der Orks. Einige glaubten, die Dunkelelfen würden es niemals zulassen, ihre geliebten Minen zu verlieren, und bald zum Gegenschlag ansetzen. Andere vermuteten, dass die Dunkelelfen gar mit den Orks unter einer Decke stecken würden und entwarfen krude Verschwörungstheorien. Auch gab es welche, die nicht verstehen konnten, warum die Arbeiter sich nicht gewehrt hatten, und die davon überzeugt waren, dass sie
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