Zwergensturm
Der Schlag jedoch musste derart gewaltig sein, dass die Dunkelelfen Einsicht zeigen und das Besetzte Land hergeben würden. Ohne das Gold aus den Minen würden sie nicht in der Lage sein, ihr luxuriöses Leben fortzuführen. Das Angebot, das man den Dunkelelfen zu machen gedachte, konnten sie nicht ausschlagen.
Er faltete die Karte zusammen. Langsam schritt er zum Ausgang seines Zeltes , schob die Zeltbahnen zur Seite und trat hinaus. Er sog die frische Luft ein, die die Reste des Kerzenrauchs in seiner Nase verdrängte. Dann ließ er den Blick schweifen. Sein Zelt stand inmitten des größten Heerlagers, das der Kontinent in den letzten Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, gesehen hatte. Der trügerische und hinterhältige Friede zwischen dem Besetzten Land und dem, was die ehemals freien Völker das Gefallene Gebiet nannten, würde bald vorbei sein.
Aneinandergereiht in mehreren Linien gaben die Zelte ein beeindruckendes Bild ab. Zwanzig mal zwanzig Großraumzelte. In jedem Zelt wohnten mehrere Krieger. 850 Orks, alles ausgebildete Kämpfer, sowie zwanzig Oger, von denen jedoch immer nur zwei in ein Zelt passten, umfasste seine Streitmacht. Jeder einzelne war hungrig nach dem Kampf, nach Blut und Ruhm. Jeder einzelne gierte danach, die Ehre seiner Sippe durch einen Sieg zu vergrößern. Und jeder einzelne wollte seinen Anteil an dem Reichtum, den das Besetzte Land zu bieten hatte.
Viel war von den Kriegern nicht zu sehen. Die meisten waren in den Zelten und bereite ten sich auf das vor, was schon bald kommen würde. Duradon hörte, dass einige ihre Waffen schärften. Einige Hämmer erklangen, die ebenfalls ihr Werk vollbrachten und die Waffen der Krieger vollendeten. Hier und dort erklang ein grimmiges Lachen. Jeder wusste, dass der Marsch nun bald beginnen würde. Das Heerlager würde man an Ort und Stelle belassen. Duradon wollte hier sein Hauptquartier errichten, bis man in eine der Städte des Besetzten Landes vorgedrungen sein würde.
Er ging zurück in sein Zelt und betrachtete den Helm, der über dem Eingang im Inneren des Zeltes hing. Er nahm ihn in beide Hände und setzte ihn behutsam auf. Neben dem Helm hing sein goldener Anhänger, das Zeichen des Heermeisters, drei Hände hoch, doppelt so breit und an einer ebenfalls goldenen Kette befestigt. Er nahm ihn ab und hängte ihn sich um. Dann ging er zur Wand des Zeltes und ergriff sein Kriegshorn. Seine Atmung verlangsamte sich. Er begann sich zu konzentrieren. Die Kriegswut würde bald Besitz von ihm ergreifen, ihn führen und sein Tun bestimmen. Noch einmal kontrollierte er den korrekten Sitz seiner Panzerrüstung, dann ging er wieder hinaus. Er setzte das Mundstück des Kriegshorns an, dann blies er kräftig hinein. Der Ton, der erschallte, war so durchdringend, dass manch schwache Kreatur allein dadurch in die Flucht getrieben würde. Nicht jedoch seine Krieger. Ihr anschwellender Jubelschrei übertönte bald das Horn, während sie aus den Zelten strömten. Sie reckten ihre Waffen gen Himmel, ließen ihren Heerführer hochleben, und weitere Kriegshörner der Unteranführer erklangen. Der Lärm war atemberaubend. Die hochgerüsteten Orks und die noch größeren Oger eilten, immer noch jubelnd, in die vorbereitete Position nordwestlich des Lagers. Sie alle kannten das Ziel. Duradon war stolz – auf sich und auf seine Truppe. Er wartete, bis er sah, dass alle seine Krieger die Formation erreicht hatten. Dann ging auch er. Er stellte sich an die Front des Verbandes, mit dem Rücken zu seinen Kämpfern, und reckte mit einem Schwung seine rechte Faust nach vorne. „Vorwäääärts!“ Sein Schrei erschütterte Himmel und Erde, und die Streitmacht des Gefallenen Gebietes setzte sich in Bewegung. Die Erde erbebte.
Goldminen bei Aurum
Finscha, eine junge Menschenfrau von vielleicht fünfundzwanzig Jahren, füllte ihre Körbe mit ein paar mehr Goldklumpen. Manchmal fragte sie sich, für wie viele Jahre das Gold der Mine eigentlich reichen würde. Im Moment sah es jedoch nicht danach aus, dass es irgendwann einmal ausgehen könnte. Im Eingangsbereich der Mine waren drei große Haufen mit Goldklumpen aufgeschichtet, jeder davon mehr als mannshoch. Als ihre Körbe, die mittels einer Holzleiste verbunden waren, voll waren, hob sie die Last hoch. Die Holzleiste ruhte bald auf ihren Schultern, die Körbe waren am rechten und linken Ende davon befestigt. Auch wenn ihre Knie durch die jahrelange Belastung oft schmerzten, klagte die junge Frau nicht. Sie kannte
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