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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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Versehen streifte ihr Blick seine Augen. Zu ihrem Entsetzen erkannte sie darin Furcht. Pure Furcht. Was hatte er gesehen, das ihn derartig in Angst versetzte? Er schob Finscha wortlos zur Seite und rannte gen Vorratslager, wo sich zwei Dunkelelfen mit einem Ponywagen aufhielten, um Gold einzusammeln und nach Grünleben zu bringen. Auch die Beine des Dunkelelfen waren länger als die der Menschen, und in eleganten großen Schritten spurtete er dem Wagen entgegen. Finscha schaute ihm hinterher; wollte er gar fliehen?
    Sie besann sich wieder ihres Vorhabens und setzte ihren Weg fort. Sie begann, den kleinen Pfad zu erklimmen, der auf den Berg oberhalb der Mine führte. Die Angstschreie der anderen Arbeiter waren so laut, dass ihre Ohren zu schmerzen anfingen. Als sie auf halbem Wege war, drehte sie sich um und wurde Zeuge, wie die Panik sich noch weiter ausbreitete. Menschen, einige Zwerge und Gnome rannten ziellos durcheinander. Auf die Idee, wegzulaufen, kam keiner. Wo sollte man auch hin?
    Der Dunkelelf, der vorhin heruntergesprungen war, hatte mittlerweile die beiden anderen Dunkelelfen am Ponywagen erreicht und schilderte ihnen gestenreich, was er gesehen hatte. Einer der beiden anderen schüttelte ungläubig den Kopf, doch der zweite packte ihn und riss ihn mit sich in den Wagen. Er ergriff die Zügel und peitschte wie von Sinnen auf die armen Ponys ein. Der Ponywagen mit den beiden Elfen setzte sich, ohne Gold, in Bewegung. Die Ponys trieben den Wagen voran, so, als ob auch sie der Situation entkommen wollten. Melder , schoss es Finscha in den Kopf. Sie schicken Melder nach Westen . Der Dunkelelfenwächter kehrte indes wieder um und kam mit seinen großen Schritten näher. Er lief so schnell, dass er bald auch auf dem Weg bergan und auf einer Höhe mit Finscha war. Wieder stieß er sie zur Seite und lief an ihr vorbei den Berg hinauf zu Lok’thodar. Finscha fiel links vom Weg hin, konnte sich aber so fangen, dass sie nicht hinunterstürzte. Sie stand wieder auf, und jetzt rannte auch sie den Weg hoch. Die beiden Wachen starrten wieder nach Osten und besprachen sich erneut wortreich. Finscha machte die letzten beiden Schritte und trat neben den Wachleuten auf das kleine Plateau am Ende des Weges, oben auf der Mine. Sie sah nicht viel hinter den beiden Dunkelelfen, daher musste sie sich zwischen sie schieben − ein eigentlich ungeheuerlicher Vorgang.
    Vorsichtig schob sie die beiden nach wie vor diskutierenden Dunkelelfen unter Zuhilfenahme ihrer Ellbogen ein kleines Stückchen zur Seite und blickte zwischen ihnen hindurch. Was sie sah, gefiel ihr gar nicht. „Was … was ist das?“, stammelte sie. Der rechte der Dunkelelfen blickte zu ihr hinab und antwortete: „Unser aller Tod.“ Der Dunkelelf hob seinen Bogen, legte einen seiner zwanzig Pfeile ein, spannte die Sehne und suchte sich ein Ziel, dort gen Osten.

    Finscha war kaum von der Mine heruntergeeilt, als sie aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie die ersten der grünen Ungeheuer am linken und rechten Rand der Mine einfielen. Sie sah, wie zwei der Orks sich auf den erstbesten Arbeiter zubewegten, der ihnen in den Weg kam. Denjenigen, den sie auserkoren hatten, kannte sie; es war Jonn, ein junger Mann, der im Lager arbeitete und dort das Gold für den späteren Abtransport aufschüttete. Jonn sah, dass die beiden ihn erblickt hatten, schrie auf und drehte sich Richtung Mineneingang. Er wollte fliehen. Einer der Orks warf jedoch ein kurzes Schwert nach ihm und traf ihn von hinten in das rechte Knie. Jonn brach zusammen. Der zweite Ork näherte sich ihm lachend und schnaubend, nahm Anlauf und trat ihm mit voller Wucht in den Bauch. Durch die Wucht des Trittes flog Jonn fünf Schritte weit. Sein Schrei erstickte, der Treffer in den Magen zwang ihn, sich zu übergeben. Er hielt sich den Bauch und entledigte sich seitwärts im Liegen seines Mageninhaltes. Der Ork, der ihn getreten hatte, hatte sich bereits ein neues Opfer ausgeguckt. Der zweite Ork jedoch lief zu ihm, er hatte den Wahn in den Augen stehen. Er erreichte Jonn, grölte laut und nahm ihn hoch. Er hielt den ausgewachsenen Menschen einfach so in beiden Händen, das Gewicht schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Finscha sah die Szene voller Schrecken. Sie konnte die Brutalität nicht fassen, dergleichen hatte sie nie zuvor gesehen. Der Ork hob eines seiner Beine an und warf Jonn lang darüber. Dann packten seine beiden Hände Jonns Hüfte. Er setzte an, Jonn bei lebendigem Leibe zu zerreißen!

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