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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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beschränkten so trotzdem den Blick. Ohnehin wäre kein Angehöriger der Völker unter normalen Umständen in die unmittelbare Nähe des Palastes gekommen. Ein kleiner Bach umspielte den prachtvollen Bau und bot ein natürliches Hindernis. Zwar wäre es für einen Eindringling wohl leicht überwindbar gewesen, es kam jedoch keiner auf die Idee, dem Palast näher zu kommen, zumindest tat es keiner. Rund um die Uhr patrouillierten Dunkelelfenwachen um das Gebäude herum, die meisten Sicherheitskräfte jedoch gab es an der Schleuse am Eingang.
    Die Häuser der einfachen Bewohner Grünlebens standen in einiger Entfernung zum Palast, man hatte offenbar bei ihrem Bau einen respektvollen Abstand eingehalten. Häuser in unmittelbarer Nähe gab es nicht mehr, die Dunkelelfen hatten sie damals abreißen lassen, um für das herrschaftliche Gebäude Platz zu schaffen. Oft sogar von den einstigen Bewohnern selbst. Diese wurden dann zur Arbeit teils in entlegene Gebiete, teils in andere Städte verteilt, doch um den Palast herum entstand dadurch eine Art Marktplatz. All jene, deren Häuser als weit genug entfernt angesehen wurden, schätzten sich damals glücklich, dass sie ihre Häuser behalten durften. Die meisten der Häuser waren durchaus befestigt, oft aus Stein erbaut oder zumindest mit Stein verstärkt. Ein paar Holzhäuser ergänzten das zentrale Stadtbild Grünlebens. Außerhalb des Zentrums fand man auch Lehmhütten, aber kein Bewohner Grünlebens hätte sich getraut, eine derartige Hütte im Blickfeld der Dunkelelfen zu bauen. Deren Vorliebe für Kunst und Schönheit hätte ohnehin sicher den sofortigen Abriss einer solchen Behausung zur Folge gehabt.
    Auch Grünleben, einst Hauptstadt des gesamten Landes sowie des Königreiches der Menschen, war nach der Besatzung eine lebendige Stadt geblieben. Nach wie vor war es das Zentrum des Landes. Wie in anderen Städten auch hatten die Arbeitszuteilungen der Dunkelelfen dazu geführt, dass sich die Völker des Landes immer mehr vermischten. Sicher, auch vor der Besatzung hatte es Gnome und Zwerge in Grünleben gegeben, doch mittlerweile hätte keiner mehr sagen können, ob es in der Stadt mehr Menschen oder mehr Zwerge und Gnomen gab. Man lebte Tür an Tür und störte sich nicht an der Herkunft des Nachbarn. Die Dunkelelfen unterschieden auch nicht sonderlich zwischen den Völkern, jeder war eine Arbeitskraft, alle gleich viel wert.
    Außerhalb Grünlebens unterhielten die Dunkelelfen weitere Garnisonen. Die größten unter ihnen befanden sich in den anderen ehemaligen Hauptstädten des Landes, in Aurum, wo einst der Zwergenkönig seine Residenz gehabt hatte, sowie in Falstrom, dem ehemaligen Zentrum des Gnomenreiches.
    Im Herrscherpalast in Grünleben saß eine groß gewachsene Frau mit ausgeprägten, sehr feinen Gesichtszügen. Ihr Körper überragte den der weiblichen Menschen sicherlich um eine halbe Kopflänge. Ihr langes Haar schimmerte in mannigfaltigen dunkelvioletten Tönen. Ihre spitzen, großen Ohren und ihr grüner Teint verrieten jedem Beobachter, dass sie nicht menschlichen Ursprungs war. Das war sie also, die Herrscherin des Besetzten Landes. Maui, so ihr Name, hatte das Land von ihrem Vater geerbt. Ihr Zwillingsbruder Gram war ein paar Minuten jünger als sie und somit leer ausgegangen. Es war bei den Dunkelelfen überhaupt nicht ungewöhnlich, dass Frauen den Männern gegenüber bei der Thronfolge bevorzugt wurden; es kam ausschließlich auf das Alter an. Gram hinterfragte die Entscheidung daher auch nie, zumindest war Maui davon nichts bekannt.
    „ Dreißig vom Hundert“, ärgerte sich Gram. „Dreißig vom Hundert, das ist weniger, als manche Bewohner freier Länder zahlen!“ Maui sah ihren Bruder an. Er hatte ihre Größe, sein mittellanges grünes Haar lag locker auf den Schultern. Sein Gesicht war natürlich kantiger, aber sie beide hatten die Ohren vom Vater geerbt.
    „Das mag sein“, erwiderte Maui. „Es stimmt auch, dass wir mehr Mittel benötigen, um alle unsere Kosten decken zu können. Die für die Besatzung, die, um die Sicherheit des Landes garantieren zu können , und vor allem die, die durch deinen Kunstwahn entstehen.“ „Na und?“, sagte Gram sichtlich ungehalten. „Ihre Aufgabe ist es, uns, ihren Herrschern, zu dienen! Es hat ihnen doch wohl egal zu sein, was wir mit dem Zehnt machen.“ „Ja, schon, mein Bruder“, sprach Maui. „Es wird ihnen aber nicht egal sein, wie hoch der Zehnt ist. Sie haben uns über Jahrzehnte dreißig

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