Zwergensturm
hatte er keinen Blick übrig. Sein Hirn blendete sie einfach aus. Er konzentrierte sich ganz auf sein Vorhaben.
Bald erreichte er den Komplex der Königin. Er betrat das Treppenhaus und eilte die Stufen hinauf. Plötzlich dachte er, er habe hinter sich ein Geräusch gehört. Er drehte seinen Kopf herum, um die Treppe hinunterzulauschen, als ihn eine von vorne kommende menschliche Angestellte fast über den Haufen lief. Er fluchte kurz, weil er so in seine Pläne vertieft gewesen war, dass er die ankommende Frau nicht bemerkt hatte. Diese trug ein leeres Tablett; offenbar hatte ein ranghoher Dunkelelf seine Dienerin ausgeschickt, etwas zu besorgen.
Die Dienerin erschrak, als sie Gram wahrnahm , und ließ das leere Tablett fallen, das laut die Treppe hinabrumpelte. Gram röhrte wütend. Seine rechte Hand ergriff blitzschnell die Stirn der Frau, griff zu und zwang sie in die Knie. Grams Gesicht näherte sich dem der Frau, die er voller Zorn ansah. Er hauchte einen grünen Nebel aus, der die Frau umgehend zu Boden schickte. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
Gram nahm ihren Kopf in die rechte Hand und führte ihn an seinen Kopf. Er schloss die Augen. Er wühlte in seinem aufgebrachten Innern, bis er auf dem tiefen Grund seiner Seele in den See dämonischer Energie hinabstieß, einen Teil von ihr ergriff und durch sein Bewusstsein hinaufführte, bis in seine Stirn. Seine kalte Stirn berührte die noch warme der Frau. Knurrend drang er mit seiner Energie in ihren Kopf ein, durchwanderte Haut und Knochen und legte sich um das Großhirn. Als es völlig eingeschlossen war, ließ er die Energie von allen Seiten in das Hirn eindringen. Er sah die Eindrücke und Erinnerungen der Frau aus den letzten vierzig Jahren. „Pah, welch unnützes Leben“, dachte er. Er durchwühlte das Gehirn der hilflosen Kreatur nach Resten von Traumenergie und nach dem Gefühl von Liebe, doch so sehr er auch suchte, er fand nichts; hier war jemand vor ihm da gewesen und hatte ganze Arbeit geleistet.
Mit einem energetischen Stoß mitten ins Hirn riss er sich von der Frau los, die sofort wieder zu Boden sank. Das sollte reichen, sie ein paar Stunden schlafen zu lassen und die Erinnerung an diese Begegnung vergessen zu machen.
Hastig setzte er den Weg fort und verließ bald darauf das Treppenhaus. Er lief nun zügig durch die Flure, wobei er immer noch darauf bedacht war, jedes Geräusch zu vermeiden. Er bog um eine letzte Ecke, und seitlich sah er die Doppelschwingtür, die zu den Gemächern Mauis führte. Keine Wachen, wie so oft. So naiv, meine Schwester. Leise betätigte er den Öffnungsmechanismus und schwang die Türen ruhig auf. Er trat ein und lehnte die Türen vorsichtig an.
Nun verharrte er einen Moment. Er lauschte in die Stille und betrachtete das große Bett, in dem Maui lag. Er konnte ihre Silhouette erkennen und, siehe da, auch ihren Atem vernehmen.
Er lächelte. Jetzt ist deine Zeit gekommen, Schwester . Er schlich, so leise er konnte, zum Bett. Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich. Er öffnete sie wieder und konnte Maui jetzt gut erkennen. Sie lag auf der Seite, ihren hübschen Kopf auf beide Hände gebettet, und atmete tief und ruhig. Langsam ließ er sich auf dem Bettrand nieder, während er das Gesicht seiner Schwester nie aus den Augen ließ.
Mit aller Vorsicht legte er die rechte Hand auf ihre Stirn, die sich warm und wohlig anfühlte. Er spürte, wie das Blut in ihm aufwallte. Einen Moment lang hielt er inne und spürte, wie das Leben in Maui weilte.
Doch nun sah er wieder tief hinab, in den dunkelsten Abgrund seiner Seele, und wieder traf er auf den See dämonischer Energie. Bei der Dienerin hatte er nur ein wenig von dieser Energie benutzt, doch dieses Mal ergriff er, so viel er konnte. Er hörte sein Inneres grimmig lachen. Er führte die Energie in sich hinauf, durch den Brustkorb hinein in den Arm, der sofort grünlich zu leuchten begann. Er schob die Energie weiter und wurde mit ihr eins. Sie floss in seine Hand und von dort aus in die Stirn Mauis. Er tastete sich vor, doch er hatte einige Probleme, die Menge an dämonischer Energie in ihrem Schädel unterzubringen. Schließlich hatte er alle leeren Bereiche des Schädels mit Energie durchflutet, Mauis Hirnteile lagen alle inmitten eines Sees aus bösester dämonischer Energie.
Gram atmete tief und langsam aus. Noch bist du nicht verloren, Schwester. Erwache und tritt an die Seite meines Meisters. Ruckartig setzte er die Energie in Bewegung, und sie
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