Zwergensturm
treibe ich mich im Norden der Stadt herum. Mal sehen, wie das Bier hier schmeckt.“ Er lächelte.
Haggy ging voraus. Er öffnete die Gasthaustür und bat natürlich zuerst die Mädels hinein. Zahrin ging als Erste, dann Tinchena. Otto folgte. Dann übernahm Duram die Türe und bestand darauf, dass Haggy zuerst ginge. Der tat es dann auch, er wollte sich schließlich nicht gleich mit dem König anlegen, wie er innerlich lachend dachte. Er trat ein, der Wirt winkte ihm zu, als er ihn sah. Es war derselbe wie heute Morgen, und da man sich so nett mit dem Alten unterhalten hatte, winkte Haggy freundlich zurück.
Dann trat Duram ein. Der Wirt bückte sich und kramte ein paar neue Krüge unter dem Tresen hervor. Sie gingen wieder zu ihrem Tisch in der Mitte. „Der Tisch mutiert langsam zu unserem Stammtisch“, überlegte Haggy. Sie setzten sich, der Wirt sah das, warf noch einem anderen Gast ein paar Wörter zu und kann dann zu ihnen, um ihre Bestellung aufzunehmen. In diesem Moment drehte Duram sich um. Auch er hatte vernommen, dass der Wirt sich näherte, und bereitete sich darauf vor, ihn nach den heutigen Speisen und den Biersorten zu fragen.
Der Wirt erblickte Durams Gesicht und blieb wie angewurzelt stehen. Haggy bemerkte, wie das Duram irritierte. Erst langsam, dann ruckartig sank der alte Wirt auf die Knie. Er senkte den Kopf, und Haggy hörte, wie er weinte und schluchzte. Haggy und Duram sprangen gleichzeitig auf und eilten dem Wirt entgegen. Beide ergriffen ihn jeweils unter einer Schulter und hoben ihn wieder auf die Beine. Der Wirt weinte immer noch, als er Duram ins Gesicht sah. Der fragte: „Was ist, mein Herr, kann ich Euch helfen?“ Doch der Wirt hob seine rechte Hand und streichelte damit sanft die linke Wange des Zwerges. Die herunterlaufenden Tränen durchschnitten ein sanftes Lächeln, das sich auf dem Gesicht des Wirtes breitmachte. „Nein, Ihr habt mir schon geholfen.“
Duram war völlig verwirrt. Haggy bedeutete ihm, wieder am Tisch Platz zu nehmen , und bugsierte auch den Wirt herüber. Er sah ihn intensiv an und fragte ihn: „Wisst Ihr, wer das ist?“, wobei er auf Duram deutete. „Wissen …“, antwortete der Wirt, „nein. Wissen tue ich es nicht. Aber ich bin ein alter Mann und habe viel erlebt. Diese Aura, diese Mischung feiner und harter Züge, diese Last, die sein Gesicht ausdrückt … All das habe ich schon einmal gesehen.“ Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: „Bei dem König der Zwerge.“
Der Wirt drehte sich um, ging hinter die Theke und verschwand für kurze Zeit komplett dahinter, dann tauchte er wieder auf, mit einem uralten, verschlossenen Krug in der Hand, der den besten Schnaps des ganzen Landes enthielt. Er nahm sich einige Becher, ließ eine kleine Glocke erklingen, die an der Wand neben dem Tresen befestigt war, und rief lauthals in die Wirtsstube hinein: „Lokalrunde!“
4. Kapitel: Ein alter Bund und ein neues Bündnis
Ehemalige Zwergenhauptstadt Aurum, Kneipe „Zur dampfenden Wurst“
Olly grübelte. Verdammte Orks. Verfluchte Bohnenstangen. So lang hat es gedauert, bis ich den Arbeitszuteilungen entkam und meinen eigenen Laden aufmachen konnte, und jetzt stehen diese verdammten Orks an der Grenze. Und dazu noch so nahe. Eine Mischung aus Ärger und Sorge machte sich in dem Kneipenwirt breit. Völlig klar erschien es ihm, dass die Dunkelelfen das Orkheer nicht würden aufhalten können. Und er wollte erst gar nicht darüber nachdenken, was geschähe, wenn die Orks erst einmal in der Stadt wären.
Was also tun? Abhauen? Aber wohin? Und in eine andere Stadt gehen, ohne dort eine Bleibe oder Freunde zu haben? Wäre man dort überhaupt willkommen? Er würde schließlich nicht der einzige Flüchtling sein. Noch dazu liebte er seine Kneipe über alles. Zudem kamen die Gäste, seit Aurum quasi zum Mittelpunkt der Weltgeschichte geworden war, in Massen. Söldner tauchten plötzlich auf, auf der Suche nach bezahlter Arbeit bei Leuten, die dachten oder sich selbst vormachten, man könne sich selbst vor den Orks schützen. Und sogar zwei Elfen waren einmal gekommen. Es waren die ersten der legendären Wesen, die er mit eigenen Augen gesehen hatte und die aus dem tiefen Südwesten des Kontinents kamen. „Aber nein“, dachte er und spähte grimmig zum Propheten hinüber, der bereits seit dem frühen Nachmittag wieder in seiner Ecke saß und seinen einen Tee soff. „Aber nein, es ist hoffnungslos.“
Wie auf ein lautloses Kommando hin erhob sich der
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