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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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viel, ääh, Personal, die Dunkelelfen tatsächlich unter Waffen stehen haben?“ Gedankenverloren blickte der Wirt in seinen Krug, hickste einmal und sagte: „Nein, aber man sagt, es seien kaum mehr als ein Dutzend pro Stadt, zuzüglich der Königswache hier in Grünleben. Und auf dem Land …“, er lachte und es klang verächtlich, „vielleicht noch mal ein Dutzend insgesamt.“ Haggy rechnete schnell nach: „Das sind ja weit weniger als hundert. Wir haben eine Frau getroffen, die bei dem Angriff auf die Goldminen zugegen war. Sie sprach von mehreren Hundert Orks. Das klingt … scheiße.“
    Zahrin und Otto nickten. Tinchena schien mit ihren Händen etwas zu spielen oder gar die Magieanwendung zu üben. „Und wir wissen alle nicht, was da noch kommt“, sagte sie mit piepsiger Stimme. „Keiner aus dem Besetzten Land hat ja mal im Gefallenen Gebiet nachgesehen.“
    Da hatte sie recht. „Hoffnungslos“, fasste Zahrin zusammen. Duram hatte in den letzten Minuten geschwiegen, doch jetzt setzte er an: „Hört, ich gehe zu Bett. Ich nehme Euer Angebot“, er nickte dem Wirt zu, „an und bleibe die Nacht hier. Ich muss nachdenken. Lasst uns morgen früh gemeinsam frühstücken, dann sehen wir weiter.“
    Man verabschiedete sich.
    Als Duram weg war, lächelte der Wirt in die Runde und sprach: „So viel Hoffnung hatte ich in meinem Leben lange nicht mehr. Diese Aura, dieser Glanz in seinen Augen − es ist, als habe all die Degeneration das Feuer in unserem König nicht löschen können.“ „Na, na“, erwiderte Otto, „noch ist er nicht euer König, und ich bin mir auch nicht sicher, was er überhaupt unternehmen kann.“
    Tinchena schubste Otto kräftig an der Schulter, sodass dieser, da er diesen Angriff nicht erwartet hatte, fast vom Stuhl fiel. Sie sagte, wobei sie ihr Gesicht so nahe an Ottos hielt, dass sich ihre Nasen fast berührten: „Was redest du da, du Küchenmesserdieb? Natürlich ist er der König der Zwerge. Wirst schon sehen!“ Und dann wandte sie sich direkt an den Wirt: „Sag mal, Alter, habt ihr in dem Laden hier eigentlich auch Stinkmorcheln?“ Piggy ließ ein zustimmendes Grunzen von unter dem Tisch verlauten.

Grünleben, Herrscherpalast
    Die Nacht war hereingebrochen und das Leben im Palast erstickt. Gram lauschte in die Stille hinein – nichts.
    Er selber hatte seit einigen Wochen nicht mehr geschlafen. Es war ihm nicht ganz klar, warum er offenbar keinen Schlaf mehr brauchte, doch es war ihm sehr genehm; so hatte er mehr Zeit, Pläne zu schmieden, nachzudenken und mit dem Meister zu kommunizieren.
    Das Licht in Grams geräumigem Zimmer war gelöscht, dicke Vorhänge hingen vor den Fenstern. Doch Gram sah. Mühelos suchten seine Augen die Umgebung ab und nahmen alles wahr, wenn auch in einem grünlichen Farbton.
    Schnaufend erhob er sich von seinem Bett. Auf halbem Weg zur Tür nahm er einen Umhang von einem Stuhl und legte ihn um. Er war noch vollständig angekleidet – wer nicht schlief, musste sich nicht ausziehen −, doch der Umhang war dunkel und würde ihn so mit der Dunkelheit verschmelzen lassen, falls tatsächlich jemand zufällig seinen Weg kreuzen würde.
    Er griff sich an s Revers und zog ein Stück des Umhangs vor seine Nase, um den altertümlichen Geruch des Kleidungsstückes zu genießen. Früher einmal war das Erbstück, das Warlas noch persönlich getragen haben sollte, ganz weiß gewesen, mit feinen Verzierungen aus leichtem Gold. Es hieß, ein Stückchen des Geistes von Warlas selbst sei in dem Umhang und wache über dessen Träger. Gram hatte ihn immer gerne zu seinen Paradeuniformen getragen.
    Neulich begann der Umhang, sich von allein dunkel zu färben. Erst ein helles Grau, dann ein tieferes, bis er vor einigen Tagen komplett ein tiefdunkles Schwarz angenommen hatte. Das Gold war abgesplittert, und die ehemals feinen goldenen Linien waren nunmehr nur noch Überreste in dreckigem Grau.
    Gram führte all das auf das Alter des Umhangs zurück.
    Er mochte ihn nun auch lieber so, hatte sich wohl an die neue Farbe gewöhnt.
    Er öffnete die Tür und ging hinaus. Alles war leise auf den Gängen, to tenstill. Er schlich nicht wirklich, sondern ging lediglich bemüht leise durch den Komplex. Der dicke Samtteppich, mit dem alle Gänge des Palastes ausgelegt waren, dämpfte seine Schritte. Zügig passierte er Gang um Gang. Für die Gemälde an den Wänden und die hier und da aufgestellten Skulpturen, die von den feinsten Kunstfertigkeiten der ganzen Welt zeugten,

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