Zwergensturm
allgegenwärtig war, betrachtete die Zwerge, die er zwar nicht kannte, mit denen er jedoch vermutlich sterben würde, und freute sich vor allem darüber, nicht alleine, sondern mit allen seinen Freunden hier zu sein.
Bald ritten sie aus der Stadt h inaus, und Duram zog spürbar das Tempo an. Eine Gruppe Reiter kam im Galopp von hinten herangebraust und reihte sich ein. „Aha, mehr Dunkelelfen“, überlegte Haggy. „Jetzt sind es schon fast fünfzig, mal sehen, wann die übrigen zu uns stoßen.“
Lok’thodar wies die Neuankömmlinge in die Marschordnung ein.
Ganz vorne ritt der frisch gekrönte König des Reiches der Zwerge, neben ihm der Anführer der Dunkelelfenstreitmacht. Direkt dahinter folgten zwei Melder der Dunkelelfen zusammen mit der „Leibwache“ des Königs – Haggy und seinen Freunden. Haggy grinste immer noch, wenn er an diese Bezeichnung dachte.
Lok’thodar kehrte von den Einweisungen zurück, als Tinchena ihn fragte: „Herr Dunkelelf, wie weit ist es eigentlich bis Aurum? Und wie weit davon sind die Feuerfänger entfernt?“ Lok’thodar fragte verwirrt zurück: „Die Feuerfänger?“ „Sie meint die Orks“, warf Haggy ein. Lok’thodar lachte und erklärte: „Normalerweise dauert es drei Tage zu Pferde, Aurum zu erreichen. Doch da wir mit dem Angriff der Orks im Prinzip ab morgen früh zu rechnen haben, dürfen wir es uns nicht erlauben, so lange zu marschieren. Mit eurem König“, er nickte zu Duram, „habe ich vereinbart, dass wir im schnellen Trab Tag und Nacht reiten, um morgen früh vor Ort zu sein. Entweder in Aurum, oder, so die Götter wollen und das Dorf noch steht, in Aurelia.“
Zahrin stöhnte auf: „Was? Den ganzen Tag und die ganze Nacht? Ich glaube, ich muss mich übergeben …“ „Dazu wird keine Zeit sein“, sprach Lok’thodar. „Macht es zur Not vom Pony herunter.“
Tinchena bückte sich, um ihren am Sattel befestigten Beutel zu greifen und eine Stinkmorchel herauszuholen. „Hier, Zahrin, iss das!“, sagte sie zu derselben und warf ihr die Morchel zu. Zahrin reagierte zu spät, sodass der Pilz sie am Kopf traf. „Meine Güte“, ereiferte Tinchena sich, nahm eine weitere Stinkmorchel, ritt zu Zahrin hinüber und drückte sie ihr in die Hand. „Hier, essen“, gab sie ihr unmissverständlich zu verstehen. Otto runzelte die Stirn, als er sich lallend einmischte: „Sag mal, Tinch, wie viele von den Dingern hast du eigentlich mit?“ Tinchena lachte: „Genug, damit sie niiiie enden!“ Otto schien nicht in der Lage zu sein, das Gehörte zu verarbeiten, und ließ den Kopf wieder hängen.
Tinchena warf auch Piggy, der treu hinter Haggy und Stier lief, eine Morchel zu, was dieser quiekend zu r Kenntnis nahm.
Zahrin jedoch hielt den Pilz mit angewidertem Gesicht vo n sich. „Essen!“, befahl Tinch. „Ich glaube, das kann ich nicht“, verteidigte Zahrin sich. Tinchena ritt wieder zu ihr herüber, schob ruckartig Zahrins Hand, die die Morchel hielt, zu deren Mund und gleichzeitig Zahrins Kopf in Richtung des Pilzes. Zahrin war überrumpelt, öffnete vor Schreck den Mund und bugsierte die Stinkmorchel selbst hinein. Mit einem Schluck war die Morchel im Magen. Eine wohlige Wärme breitete sich in Zahrin von dort aus, wo sie jetzt die Stinkmorchel vermutete und eben noch Übelkeit geherrscht hatte. Sie fühlte sich immer noch elendig, aber ein wenig Kraft und Beherrschung kehrten zu ihr zurück.
„Das sind doch keine normalen Stinkmorcheln?“, fragte sie Tinchena. Die lachte erneut: „Nein, denkst du, sonst wären sie nicht schon ausgegangen? Die funktionieren etwa so wie … die Kugeln aus Haggys Kupferflinte.“ Zahrin sah ihre Freundin mit einer Mischung aus Ärger und Verwunderung an: „Du gibst mir Dunkelmagie zu essen?“ „Nein, nein“, wehrte Tinchena ab, „das sind schon Stinkmorcheln, aber sie sind … in der Tat … ein wenig mit Dunkelmagie … verfeinert …“ „ Verfeinert ?“ Doch Zahrin hatte nicht die Kraft, lange zu diskutieren. Stattdessen sagte sie: „Ich weiß auch nicht, was schlimmer wäre: Dunkelmagiepilze oder Stinkmorcheln.“ Tinchena nickte eifrig und aß selber noch einen Pilz.
Sie ritten den ganzen Nachmittag. Sie ritten auch den ganzen frühen Abend durch. Nur ab und an verlangsamten sie den Ritt, um den Pferden ein wenig Erholung zu geben. Haggy war hungrig und durstig, seine Vorräte waren längst aufgebraucht. Er wusste, dass es den anderen genauso erging. Und er wusste auch, dass sie keine Zeit hatten, zu
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