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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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rasten.
    Schon seit einiger Zeit spielte er mit dem Gedanken, Tinchena um eine der Stinkmorcheln zu bitten, doch bisher konnte er sich noch beherrschen. Schließlich kam Zahrin ihm zuvor: „Tinch, meinst du, ich könnte noch einen von deinen Dunkelmagiepilzen bekommen?“ Tinchena verneinte: „Nein, zu viele davon sind nicht gut für dich.“ „Und du? Und Piggy? Ihr schaufelt die Dinger die ganze Zeit rein.“ „Nun“, gab Tinch zu bedenken, „wir sind ja auch stark.“ Zahrin fluchte.
    Lok’thodar ließ sich etwas zurückfallen und berichtete, dass die Dunkelelfen an einem nahen Gasthof Verpflegungspakete vorbereiten ließen, die sie im Vorbeireiten aufsammeln würden. „Deshalb muss keiner in den Verzehr von dunkelmagischen Morcheln flüchten“, erklärte er lachend.
    Das Lachen eines Dunkelelfen – das hatten sie noch nie gehört. Es klang hell und klar, aber es war rar. „Die sehen sonst doch immer ziemlich muffig aus“, ging es Haggys durch den Kopf. „Seit wann haben die Humor?“
    Der Anführer der Dunkelelfen hatte die Wahrheit gesprochen, und schon bald ritten sie an einem Gasthof vorbei, vor dem einige Menschen und Zwerge standen und vorbereitete Beutel an die vorbeireitenden Truppen verteilten. Gierig machte man sich über die Vorräte her, ohne das Reittempo zu reduzieren; das eine oder andere Brotstück fiel so auch zu Boden.
    Die Nacht brach herein. Haggy spürte die Müdigkeit in allen Knochen. Sein Hinterteil und sein Rücken taten ihm vom langen Ritt weh, wie eigentlich jeder Teil seines Körpers. Wenigstens hatte das bisschen Nahrung, das sie erhalten hatten, den gröbsten Hunger gestillt.
    Es war etwa kurz vor Mitternacht , und sie mussten etwa auf halbem Wege zwischen Grünleben und Aurum sein, als ihnen ein übel zugerichteter Mensch auf einem Pferd entgegenkam. Duram und Lok’thodar hielten die Pferde an, als der Mensch ihnen bedeutete, mit ihnen reden zu wollen.
    Keuchend kam er näher. Haggy sah die dunkle Kleidung, und wenn ihn nicht alles täuschte, blitzte der weiße Stern nur halb versteckt unter dem Mantelkragen hervor.
    „Seid gegrüßt, ich bin Manthes“, sagte der Mann schwer atmend, „ich gehöre zur Gilde der Räuber.“ Die beiden Dunkelelfen, die Lok’thodar vorne begleiteten und mit Haggy und den Freunden ritten, sahen sich erstaunt an; wer würde so etwas zugeben in der Gegenwart von Dutzenden von Dunkelelfen? Der Mann schien das bemerkt zu haben und grinste die beiden frech an: „Falls ihr es nicht wisst; ihr seid hier auf dem Territorium des Zwergenkönigs.“
    Duram lächelte ihm zu. Wie alle vermutet hatten, war die Kunde vom neuen König hier also bereits angekommen. Duram sprach zu dem Menschen: „Sagt, was habt Ihr uns zu berichten, Manthes?“ Der atmete noch einmal durch, bevor er wieder seine Stimme erhob: „Ich bin einer der Späher der Gilde, die die Orkstreitmacht beobachten. Sie haben sich in Marsch gesetzt und sind am späten Abend vor Aurelia angekommen. Dort rasten sie nun. Sie scheinen – nicht zu Unrecht – davon auszugehen, dass die Leute im Dorf degeneriert genug sind, nicht zu fliehen. Vielen Dank dafür an unsere Dunkelelfen hier“, ergänzte er mit zornigem Blick. Lok’thodar sah ihn fragend an, doch Manthes fuhr fort: „Außerdem gibt es Orkpatrouillen rund um das Dorf herum. Alles spricht dafür, dass die Oger und die Orks am Morgen angreifen werden. Sie werden wohl nicht nach Aurelia gekommen sein, um das Dorf nur anzuschauen. Ihr müsst euch beeilen, bitte! In Aurelia ist überhaupt keine Verteidigung. Zwei Dunkelelfen waren dort, aus Aurum gekommen, doch sie haben Befehl erhalten, auf euch hier zu warten und sich euch anzuschließen.“
    Duram antwortete ihm, während er Lok’thodar im Blick behielt, wohl um auf dessen Reaktion zu achten: „Gut, ich danke Euch für den Bericht! Ihr habt es gehört, auf, auf, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!“ „Es wird knapp. Sehr knapp“, stimmte Lok’thodar ihm zu.
    Manthes ließ sich völlig erschöpft am Straßenrand nieder und betrachtete, wie die Streitmacht das ohnehin hohe Tempo noch weiter beschleunigte und in die Nacht davonritt. „Bei den Göttern, lasst es klappen“, dachte er noch, bevor die Müdigkeit ihn übermannte.

5. Kapitel: Das Dorf des Schicksals

Im Besetzten Land, östlich des Dorfes Aurelia
    Die Sonne ging auf. Der Tau lag noch auf den wenigen Wiesenflecken, welche das Nachtlager der Streitmacht des Gefallenen Gebietes überstanden hatten. Ein paar

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