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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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verirrte Vögel zwitscherten ihre Lieder, doch es klang so, als ob selbst die Vögel eher ihre Angst als ihre Lust hinausflöten würden.
    Leise und ohne Hast packten die Orks und Oger ihre Sachen zusammen. Für die eine Nacht in Sichtweite des Dorfes hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, Zelte aufzustellen. Mittels ein paar Planen hatten sie notdürftige Schlafstätten hergerichtet – schließlich würden sie bereits die nächste Nacht in den Betten der Menschen, Zwerge und Gnome Aurelias verbringen, sofern diese denn groß genug waren.
    Auch Brecher und Dunkeltod packten ihr Zeug zusammen. Brecher grinste seinen Kumpanen an, seine Mundwinkel gingen in die Höhe, doch seine Hauer schienen wie fest verankert; sie rührten sich nicht.
    Er sagte zu ihm: „Ich verstehe diese Lebewesen nicht. Wir stehen direkt vor ihrem erbärmlichen Dorf, und sie gehen einfach schlafen, als ob nichts wäre. Sie sind so schwach. Lassen sich ihre Träume und Gefühle stehlen und wehren sich nicht, wenn man ihre Seele abschabt. Was für armselige Kreaturen! Gut, dass wir sie bald unter direkter Kontrolle haben.“ „Ja“, stimmte ihm Dunkeltod zu, „und damit direkt in den Händen der Lords. Schade nur, dass wir dafür die meisten – außer denen dort in diesem verdammten Dorf – am Leben lassen müssen.“ Brecher lachte: „Ein Leben, das ich nicht leben möchte!“ „Wohl wahr“, sagte Dunkeltod, „wohl wahr.“
    Nur um sicherzugehen hatten sie Patrouillen entsandt, die das Gebiet westlich von Aurelia und den Weg nach Aurum überwachte n, damit niemand entkam.
    Sie besprachen mit den Hauptleuten die Schlachtordnung. In zwei langen Reihen wollten sie angreifen, um dann das Dorf mit den Flanken zu umfassen und einzukreisen. Sie überlegten, ob sie die Oger in die Mitte nehmen sollten. Üblicherweise tat man das so, damit sie ihre Wirkung in der Mitte des Gefechtes voll entfalten konnten. Da man aber mit keinem Widerstand zu rechnen hatte, zögerten die Hauptleute. Die Oger würden die Dorfbevölkerung so schnell auslöschen, dass den Orks gar nichts mehr bliebe – was nicht gut für die Motivation wäre.
    So bot der Ogerscharmann schließlich an, die Oger gar nicht einzusetzen. Sie würden sich hier an Ort und Stelle in Bereitschaft halten, falls … ja, falls was auch immer.
    Die Hauptleute sowie Brecher und Dunkeltod stimmten noch die Feinheiten des Planes ab. Brecher war stolz auf die Führungstraditionen der Orks, welche auf gemeinsame r Lageanalyse und Beschlussfassung beruhten; zumindest solange der Heermeister nicht zugegen war. „Ach, was sind wir zivilisiert“, dachte er, bevor er bei dem Gedanken an die unterwürfigen Völker des Besetzten Landes in Abscheu ausspie.
    Er beobachtete, wie sich die erste und zweite Kompanie links aufreihten und die dritte und vierte die Reihe nach rechts hin vervollständigten. Auf diese Weise sollte die Angriffsfront breit genug sein, um das Dorf blitzschnell vollständig umschließen zu können.
    Dunkeltod griff ihm in den Nacken und korrigierte den Sitz seines Umhangs. „Danke“, sagte er zu ihm, „ich will ja hübsch aussehen im Angesicht des Sieges.“ „Gern“, erwiderte Dunkeltod, der am Vorabend noch seine Rüstung ausgiebig gewienert hatte.
    Was für ein Bild! Über 800 Orks in zwei Reihen, alle mit glänzenden Waffen und schimmernden Rüstungen! Brecher ging das dunkle Herz auf. Auf geht’s, werden wir das Dorf abschlachten und dann den Rest des Packs zu dem machen, was sie sind: Sklaven. Er freute sich auf die bevorstehende Aufgabe.
    Die Hauptleute links gaben ein kurzes Hornsignal, um mitzuteilen, dass sie und ihre Truppen bereit waren. Es folgten die Hauptleute am rechten Rand. Dunkeltod hob das Angriffshorn an seinen Mund. Dieses war größer als die der Hauptleute und der Ton war dunkler, es war jedoch kleiner und leiser als das des Heermeisters. Für den Augenblick vertraten sie, Brecher und Dunkeltod, den Heermeister, der immer noch im Hauptlager weilte und sich mit dem Meister beriet. „Für diese Schlacht, oder soll ich es lieber ‚Abschlachten‘ nennen, brauchen wir in der Tat keinen Heermeister“, dachte Dunkeltod amüsiert.
    In diesem Augenblick erklang sein Horn. Einmal. Zweimal hätte einen Sturmangriff bedeutet, aber einmal reichte. Präzise setzten sich die Schlachtreihen in Bewegung und näherten sich dem Dorf, das noch etwa 400 Schritt entfernt war. Brecher und Dunkeltod setzten sich, zentral hinter der Angriffslinie, ebenfalls in Bewegung.

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