Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
hatten also diese kleine Auseinandersetzung um« – sie zögerte – »ach, egal, um etwas ganz Unwichtiges. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Vermutlich wollte ich nur, daß diese Reise nach Vushta…, daß endlich alles vorbei ist. Als ich herausfand, daß die Schwierigkeiten immer noch weitergehen, ließ ich meine ganze Wut an dem Erstbesten aus, den ich finden konnte. Und das war leider Wuntvor. Unser ganzer Streit war kindisch.« Sie lachte, während sie sich im Raum umsah. »Ich muß es ihm sagen, damit er mich versteht. Ist er hier?«
    In diesem Augenblick rollte ich aus dem Teppich.
    »Wuntvor!« rief meine Liebste. »Du hast gehört, was ich dem Drachen erzählt habe? Was kann ich dem noch…« Ihr glückliches Lachen verwandelte sich auf der Stelle in ein Stirnrunzeln.
    »Norei…«, begann ich.
    Alea rollte aus dem Teppich und stieß unsanft in mein Hinterteil.

 
Kapitel Vier
     
     
Der wahrhaft erfahrene Zauberer muß nicht nur die Bedürfnisse der Menschen, sondern auch die aller anderen Wesen kennen, mit denen er während der Ausübung seiner Magie in Kontakt kommt. Er sollte zum Beispiel wissen, was eine Sphinx als leichten Mitternachtsimbiß zu sich zu nehmen pflegt, daß Trolle das Wort Gelehrsamkeit für eine spezielle Soße halten oder daß Feen heftigste allergische Anfälle beim Anblick von Radieschen erleiden. Natürlich verblassen diese Fakten vor dem wichtigsten, ja lebensnotwendigen Wissensschatz, den ein Magier besitzen kann, nämlich die Kenntnis darüber, was jedes einzelne Wesen wann für seine Dienstleistungen bezahlen kann.
    aus: – LEHREN DES EBENEZUM, Band XI
     
    »Was soll ich dem noch hinzufügen?« wiederholte meine Liebste, allerdings mit stark verändertem Tonfall. »Mir fielen da zwar noch ein paar Dinge ein, aber ich bin zu gut erzogen worden, um diese in Gegenwart von anderen laut zu äußern!«
    Mit diesen Worten wirbelte Norei herum und stapfte von der Bühne.
    »Ich bin froh, daß sie weg ist«, Aleas Atem streifte meinen Nacken. »Nun haben wir Zeit, uns wieder so richtig kennenzulernen.«
    Ich war zu erregt, um zu antworten. Würde Norei nun zu den Westlichen Wäldern aufbrechen? Würde ich sie niemals mehr wiedersehen?
    »Alea«, erinnerte Hubert sie sanft, »wir haben zu proben!«
    »O Hubert! Ehrlich!« Alea erhob sich langsam und schaffte es dabei irgendwie, mir einen Kuß auf das Ohr zu hauchen. »Manchmal ist die Arbeit mit einem Drachen…« Der Satz blieb unvollendet, als Hubert ungeduldig vor sich hinschnaubte, wobei kleine Rauchwölkchen seinen Nüstern entstiegen.
    »Entschuldige, Wuntvor«, murmelte sie. »Die Arbeit wartet! Mit dir kann man zwar phantastisch herumalbern, aber die Bühne ist nun mal mein Leben.«
    Irgendwie schaffte ich es, auf die Beine zu kommen. Mit Norei würde ich nie wieder herumalbern können. Ich fühlte mich, als sei mein Leben ein für allemal vertan.
    Und doch mußte ich zu meinem Meister zurück! Obwohl Norei gegangen war, hatte ich immer noch eine Aufgabe – Ebenezum zu retten und Vushta sowie die Westlichen Königreiche vor den heimtückischen Machenschaften der Niederhöllen zu bewahren. Verwegen würde ich mich in die Schlacht werfen, ohne Rücksicht auf Leib und Leben, denn ohnehin würde niemand nach einem frühen Tode um mich trauern.
    Ich verließ die Bühne und strebte der Straße zu.
    »Anzählen, Maid!« brüllte der Drache hinter mir.
    Aleas Stimme verfolgte mich auf meinem Weg durch den Kostümfundus:
     
Wuntvor ist nicht hübsch und doch ein Held!
’s ist vor allem sein Gesicht, das nicht gefällt,
denn seine Grübchen siehst du nicht
unter all den Pickeln, dicht an dicht.
Sein Name ist Wuntvor und er ist ein…
     
    Die Stimmen verstummten abrupt, als ich auf die Straße hinaustrat. Das Lied bekümmerte mich nicht weiter, denn ich hatte sowieso nicht richtig zugehört. Ich hoffte darauf, andere Geräusche zu hören, das eilige Trippeln einer Frau, die auf mich zukam. Oder eine leise Stimme, die mir vergeben würde.
    Tatsächlich gab es Geräusche vor mir, nämlich die eines Karrens, der über das Kopfsteinpflaster gezogen wurde, und das fröhliche Rufen eines Mannes in der Nachmittagsluft. Ich hielt Ausschau in der blinden, närrischen Hoffnung, daß, wo Lärm und Leben herrschten, auch meine Liebste auf mich warten würde. Aber natürlich war es niemand als ein Gemüsehändler, der seinem Geschäft nachging. Er versuchte, meine Aufmerksamkeit auf seine Waren zu lenken, doch ich war mit anderen

Weitere Kostenlose Bücher