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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hatte nicht mehr viel Zeit – und noch zwei unserer Gefährten zu informieren. Als ich um die Ecke sprintete, erhielt ich einen ersten Eindruck von dem gewaltigen Gebäude, welches das Theater beherbergte. Bei meinem ersten Besuch hier hatte mir die enorme Größe zuerst nicht einleuchten wollen, bis mir einfiel, wieviel Platz eine Bühne benötigt, die einen tanzenden Drachen tragen soll.
    Ich betrat die hehren Hallen durch eine Tür, die als ›Künstlereingang‹ ausgewiesen war, und winkte mit meinem Eichenstab freundlich dem älteren Mann zu, der mir von seinem Platz aus etwas zurief. Doch nun war keine Zeit zum Zaudern – und keine Zeit, um nach der Richtung zu fragen: Das Paar, das ich suchte, war klar und deutlich zu hören, wie es in einiger Entfernung von mir seine Nummer durchprobte.
    »Anzählen, Maid!« rief die tiefe Stimme von Hubert, dem Drachen. Als Antwort erklangt der süßeste Sopran, dem ich jemals gelauscht hatte.
     
Hört ihr Leute, die ihr kamt von Vushta her,
hört von einem Jungen und seinem Hang zu Ehr’.
Er ist nicht sehr helle,
doch er war zur Stelle,
nun ist Wuntvor ein Held und mehr!
     
    Die zwei wiederholten die letzte Zeile und steppten offenbar dazu. Ich erstieg eine Treppe und durchquerte ein mit großen, bemalten Bühnenbildern dekoriertes Areal, die Szenen aus Vushta und seiner pittoresken ländlichen Umgebung darstellten. Einige von ihnen schienen sogar ein oder zwei der verbotenen Lüste zu zeigen.
    Als der Gesang wieder anhub, erklang er bereits wesentlich näher. Ich hielt für einen Moment inne, um ein paar der besonders schönen Leinwände zu studieren. Dadurch ließ meine Aufmerksamkeit für einen Augenblick nach, und ich stolperte über etwas, das aussah wie ein Felsen, aber längst nicht so schwer war. Der Nicht-Felsen rutschte mit erstaunlicher Geschwindigkeit von mir fort, und ich griff auf der Suche nach einem festen Halt instinktiv nach der nächsten Leinwand. Unglücklicherweise war die Befestigung des Teppichs kaum der Rede wert, das Bühnenbild löste sich von der Wand und bedeckte mich sowie einen Gutteil des Fußbodens um mich herum.
    Es war einfach entsetzlich! Wie sollte ich den Auftrag meines Meisters durchführen, wenn ich in einer Leinwand gefangen war? Unter dem Gewicht konnte ich mich kaum bewegen. Ein falscher Schritt, und sie würde mich endgültig in ihrer faltigen Umarmung ersticken. Mühsam kletterte ich vorwärts, wobei ich mich an den Stimmen der Sänger orientierte:
     
Wuntvor ist aber so tölpelhaft wie ein Lahmer,
wenn er etwas trägt, beginnt ein Drama.
Die Scherben sprechen in Bänden
von seinen zwei linken Händen,
ein wahrer Held und Wuntvor ist sein…
     
    Abrupt endete das Lied. Ein fürchterlicher Schrei erklang, Aleas Schrei!
    Irgend etwas stimmte hier nicht! Drache und Maid befanden sich in Gefahr, und ich war in meinem bemalten Gefängnis eingekerkert, unfähig, ihnen zu Hilfe zu eilen! Ich versuchte Aleas Namen zu rufen, aber meine Stimme wurde durch die endlosen Meter von Stoff erstickt.
    Ich stolperte gegen einen harten Gegenstand.
    »Habt keine Furcht, Alea!« donnerte Huberts Stimme. »Ich habe die verborgene Bestie gestellt! Soll ich sie rösten?«
    In diesem Moment fand ich das Ende des Bühnenbilds und steckte meinen Kopf aus der Öffnung. Über mir erblickte ich das geöffnete Drachenmaul.
    »Andererseits«, bemerkte Hubert, »vielleicht doch lieber nicht.«
    »Wuntie!« rief Alea, und Freude schwang unverkennbar in ihrer Stimme mit.
    Ich begrüßte die beiden. Hubert gratulierte mir zu meinem gelungenen Auftritt und fragte mich, ob ich schon ernsthaft über eine Karriere im Showbusiness nachgedacht hätte. Ich erklärte ihm, daß mich momentan andere Dinge mehr beschäftigen würden, und erzählte den beiden Künstlern von der Lage an der Universität und dem bevorstehenden Treffen mit Ebenezum.
    Hubert schüttelte den Kopf. »Du solltest solche Entscheidungen nicht zu unüberlegt treffen. Wir haben noch einen Platz für dich in unserer Show. Wie du vielleicht schon gehört hast, arbeiten wir gerade an einem neuen Werk, die ›Ballade von Wuntvor‹, die wir bei der großen Siegesfeier am Wochenende aufführen wollen. Du könntest einen Gastauftritt haben. Das wäre der absolute Hit!« Hubert hielt inne und schnaubte durch seine Nüstern. Zwei perfekte Rauchringe schwebten empor. »Allerdings«, fügte er hinzu, »so wie die Dinge liegen, werden wir die Feier wohl verschieben müssen.«
    Dem konnte ich nur zustimmen und

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