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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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»Du brauchst den Geschichten über das Königreich von Madame also keinen Glauben zu schenken, vor allen Dingen nicht denen über das Kochen von Zauberern und Helden in diesen Öfen, die sie für ihre Riesen unterhält. Natürlich entbehrt auch die Geschichte jeder Grundlage, daß sie die Gefüge der Realität verzerren und Männer in Tiere oder Büsche verwandeln kann.« Ebenezums dichte, weiße Augenbrauen hoben sich, als er auf den wichtigsten Punkt hinwies. »Denke daran, egal was passiert, deine Magie wird dich retten!«
    Tiere und Büsche? Irgendwie schien es mir, als würde eine solche Situation etwas wirkungsvollere Magie als Hühnchen und toten Fisch erfordern. Ich hüstelte. Vielleicht hatte ich doch einen Einwand. Aber wie konnte ich ihn dem Magier nahebringen?
    »Meister«, begann ich zögernd, »wann werde ich diese Magie erlernen? Ich meine, meine Vorkenntnisse…«
    »Das ist wahr, Wuntvor, das ist wahr!« Mein Meister nickte bedächtig. »Ich habe deine Ausbildung vielleicht ein wenig vernachlässigt. Nach den ersten zwei Jahren deiner Lehrzeit wollte ich mit dem magischen Unterricht anfangen. Aber du weißt ja, wie das so geht, eins führte zum anderen, und die Zeit ist vergangen, bevor du es bemerkst. Doch es bringt nichts ein, über verpfuschte Sprüche zu jammern. Wir werden deine Wissenslücken stopfen, und zwar auf der Stelle.«
    Ebenezum wandte sich den Büchern zu, die hinter ihm auf den Regalen aufgereiht standen. »In der Tat haben wir aus mehreren Gründen die Bibliothek aufgesucht – uns von der Menge draußen zu befreien, war nur einer davon. Ich suche ein bestimmtes Werk, von dem ich glaube, daß es dir von Nutzen sein wird.« Er hielt sich die Nase zu, während er die Regale absuchte.
    »Da ist es!« rief er schließlich aus und deutete auf ein schon recht betagtes Buch auf dem obersten Regalbrett. »Könntest du es wohl für mich herunterholen?«
    Ich zog den Band heraus. Er war in dunkelblaues Leder eingebunden, ein beeindruckendes Werk, allerdings wirkte es ein wenig abgenutzt. Auf dem Einband war in großen, leuchtenden Goldbuchstaben der Titel geprägt: MAGIE FÜR JEDERMANN – EINE ANLEITUNG ZUM SELBSTSTUDIUM.
    »Ein Selbststudium?« Ich sah meinen Meister an.
    »Mehr als das«, sagte Ebenezum, »die beste Anleitung zum Selbststudium, die jemals geschrieben wurde.«
    »Entschuldigt, Meister«, fragte ich, beklommen ob meiner offenkundigen Wissenslücke, »was ist ein Selbststudium?«
    »In der Tat.« Der Magier wühlte in seinem Bart. »Ein Selbststudium ist eine Serie in sich abgeschlossener Übungen, so daß du eine Ausbildung in Magie erhältst, ohne jemals eine entsprechende Schule besucht zu haben. Es liegen eine Menge Vorteile in dieser Methode, Wuntvor. Sieh mal. Zum einen mußt du dich nicht von Klassenraum zu Klassenraum quälen, immer mit dem Blick auf die Sanduhr, während dein Lehrer Stunden um Stunden über Themen doziert, die dich nicht die Bohne interessieren.« Der Zauberer seufzte. »Natürlich wirst du nicht in die Sportmannschaft aufgenommen, Zauberfußball zum Beispiel, und die Abschlußaufführung müßte als Monolog gesprochen werden – aber ich glaube, ich schweife ab.«
    Klassenräume? Zauberfußball? Ich hatte keine Ahnung, was mein Meister da redete. Vielleicht erschloß sich mir der Sinn des Gesagten ja nach gründlicher Lektüre des Buches, welches ich in der Hand hielt. Ich öffnete den Einband und las laut die Worte vor, die auf der ersten Seite standen:
    »Zusammengestellt von Ebenezum, dem größten Zauberer der Westlichen Königreiche. Vierte Auflage.«
    »In der Tat«, bemerkte mein Meister. »Dies war ein Nebenprodukt, meiner Verbindung mit der Schule für Magierberühmtheiten. Hat mich fast auch selbst ein wenig – aber das ist nebensächlich. Wir müßten unser Hauptaugenmerk auf die jetzige Aufgabe richten!« Mit einer weitausholenden Geste wies er auf das Buch in meiner Hand. »Dort drin findest du alles, was du benötigst, um ein ausgebildeter Magier zu werden, kompetent in allen grundlegenden magischen Anwendungen: Alchimie, Kräuterkunde, Liebestränke – und wie man die Ankunft des Steuereinnehmers vorhersagt. Und das ist erst der Anfang!«
    Liebestränke? Alle Gedanken an die Reise und bevorstehende Kämpfe mit den Niederhöllen fielen von mir ab, als ein Geistesblitz die düstere Landschaft meiner Gehirngänge erhellte. Liebestränke hatte er gesagt, oder etwa nicht? Ich versuchte, mir meine aufkeimende Begeisterung nicht anmerken

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