Zwergenzwist im Monsterland
würde
von Wesen, die nach seinem Blute gieren
und seine Knochen mit Dreck beschmieren.
Sein Schädel wird fein ausgehöhlt
als Suppenschüssel neu gefüllt.
Die ist aus seinen Augen erstellt,
sein Fett dient als Kerze, die den Raum erhellt.
Vielleicht spucken ein Ohr sie aus
und quetschen seine Gedärme…
»In der Tat!« Mein Meister unterbrach den Gesang mit deutlichem Widerwillen, während er sich gleichzeitig die Nase zuhielt, um einem neuerlichen Niesanfall durch Hubert magiegeladene Ausdünstung vorzubeugen. »Ich bin sicher, daß das alles sehr musikalisch ist, aber was hat es mit unserer gegenwärtigen Situation zu tun?«
»Mein guter Zauberer«, antwortete der Drache und verbeugte sich so tief, daß seine Schnauze den Boden berührte. »Dies ist nur ein kleiner anerkennender Beitrag im Austausch zu der Ehre, daß wir an diesem Abenteuer teilnehmen dürfen. Ihr wißt, daß wir unsere Künstlerehre daran setzen, die grimmige Bürde des Auftrags durch kleinere Darbietungen unsererseits ein wenig aufzulockern. Und es gibt keinen besseren Zeitpunkt als den Beginn dieser Reise, um mit diesem unserem Vorhaben zu beginnen!« Der Drache hob seinen Kopf und ein Flammenstrahl schoß gen Himmel.
»Mag sein«, hub mein Meister an, »aber…«
»Ich bin so froh über Eure Zustimmung«, fuhr Hubert schnell fort. »Ehrlich gesagt, steckten wir in einem ziemlichen Dilemma. Dies ist ein überaus wichtiger Moment, und wir mußten schnell eine ansprechende Darbietung finden. Nach kurzer Diskussion einigten wir uns auf ein kleines Abschiedslied, und so nahmen wir eine wahrhaft mitreißende Melodie und unterlegten sie mit einem traurigen Libretto über unseren Helden, der unwiderruflich seinem erbarmungswürdigen Untergang entgegeneilt. Ihr wißt schon, die Sorte Schmalz, die kein Auge trocken und kein Herz ungerührt läßt. Deshalb ist es unsere bescheidene Meinung, daß wir – wo Ihr doch die Weisheit vertretet – für die Schönen Künste zuständig sein sollten.«
Kein Herz ungerührt läßt? Das Lied löste eher Reaktionen in meinem Magen aus.
»In der Tat«, versuchte ich zu unterbrechen. »Aber…«
»Und so«, Hubert ließ sich nicht stören, »fanden wir es angebracht, ein kleines Beispiel unserer Stärken zu geben, da es ja auch um die Auswahl derjenigen geht, die diese wichtige Queste antreten werden. Ja, ihr habt richtig gehört: Drache und Maid melden sich freiwillig! Die Gruppe benötigt ein Paar von fröhlichen Sängern, die die Moral in Zeiten der Prüfung hochhalten! Dämonen, wir lachen euch ins Gesicht! Wir verhöhnen eure Magie! Wir spotten der Gefahr!«
Der Drache schnaubte, ein paar Rauchringe lösten sich von seinen Nüstern. »Und wenn wir siegen, was für eine Publicity! ›Drache und Maid retten die Welt vor Dämonen!‹« Der Drache lächelte glücklich. »Wir werden für alle Zeiten ausgebucht sein!«
Die Fänge des Drachen schlossen sich mit einem vernehmlichen Schnappen. Sein Ansprache schien vorüber zu sein.
»In der Tat«, bemerkte mein Meister nach einem Augenblick des Nachdenkens. »Vielen Dank für euer Angebot. Ich bin sicher, daß man es gründlich in Erwägung ziehen wird.«
Alea warf mir einen Kuß zu, bevor sich die beiden wieder in die Menge einreihten. Ebenezum putzte sich die Nase.
»Manchmal«, stellte er fest, während er sein großes blaues Taschentuch, welches geschmackvoll mit silbernen Sternen und Monden verziert war, in seinem Ärmel verstaute, »wünsche ich mir jene längst vergangenen Tage zurück, als es nur uns zwei gab, die sich durch die Westlichen Königreiche nach Vushta durchschlugen, von nichts als den Unbilden der Natur und den niederhöllischen Mächten geplagt, die uns vernichten wollten…« Er schüttelte den Kopf. »Aber jetzt ist keine Zeit für nostalgische Gefühle. Jetzt ist Zeit zum Handeln. Also, wo waren wir stehengeblieben? Wir hatten das Selbststudium erwähnt und kurz die Tatsache gestreift, daß ich in der Lage bin, dir mit gutem Rat zur Seite zu stehen. Ich denke, es ist nun wieder Zeit für ein paar letzte Ratschläge von einem erfahrenen Zauberer. Erinnere dich sorgfältig an meine Worte, Wuntvor, denn sie bedeuten den Unterschied zwischen Erfolg und Versagen, Tod oder Leben, ein Leben in Freiheit für uns alle oder Ewigkeiten der Pein und Qual durch die Hände der…«
»Verdammnis.« Hendreks Stimme erklang hinter meiner linken Schulter. »Entschuldigt mein unerbetenes Eindringen in euer Gespräch, aber sie haben die Waffen
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