Zwergenzwist im Monsterland
Lehrling schon tun, um seinen Meister zu retten? Er läßt das Chaos hinter sich und zieht allein hinaus auf der Suche nach dem Heilmittel!«
Der Tod warf seinen Kopf zurück und lachte so heftig, daß alle Knochen klapperten.
»Und jetzt habe ich dich endlich allein!« Er zog mich an sich, bis mein Kinn fast seinen Brustkorb berührte. »Jetzt gehörst du mir, mein kleiner verdammter Liebling, für alle Ewigkeit!«
Im Rucksack bewegte sich etwas.
»Eep!«
Der Tod wich in blankem Entsetzen zurück. »Was ist das?«
Er hatte mich losgelassen! Ich taumelte zurück und sog die schneidende, aber unverbrauchte Luft tief in meine Lungen ein. Und mit der Luft kamen alle Gefühle hoch, die bisher auf irgendeine Weise unterdrückt worden waren. Der Tod hatte mich hypnotisiert. Ich hatte seinen Erklärungen wie in Trance zugehört, jenseits von Furcht – und auch jenseits aller Vernunft. Nun, da mein kleiner, pelziger Freund ihn überrascht hatte, hatte ich eine Chance.
»Ich bin niemals ohne Gefährten!« erklärte ich mutig. »Du liegst falsch, Tod. Ich bin nicht alleine. Ich habe mein Frettchen!«
»Eep!« fügte mein tierischer Gefährte hinzu.
Und der Tod schrie. In seiner Stimme schwang die Agonie ungezählter Seelen mit, ein so beinerschütterndes Geräusch, daß ich fast mein neugefundenes Selbstvertrauen wieder verloren hätte.
»Wirst du denn nie alleine sein? Zuvor hegte ich noch Zweifel. Ich fürchtete, du wärst ein bißchen zu trottelig für denjenigen, den ich suchte. Aber jetzt bin ich mir sicher.« Seine knöcherne Hand zitterte, als er auf mich deutete. »Du bist wahrhaftig der Ewige Lehrling!«
»Eep!« kommentierte das Frettchen.
»Aber halt mal…« Meister Tod hielt gedankenverloren inne. »Was steht mir denn im Weg? Doch nur ein dummes Tier. Und dann auch noch ein Frettchen. Überhaupt, ein Frettchen kann doch nicht als Gefährte bezeichnet werden!« Tods Schädel wandte sich mir wieder zu. »Ich denke, ich werde dich trotzdem mitnehmen. Wer wird schon wissen, daß der Tod hier ein bißchen gemogelt hat?«
Der Tod ballte seine Faust, und ich spürte eisige Finger mein Herz umkrallen. Ich bekam keine Luft mehr. War das das Ende? Ich dachte ein letztes Mal an Norei.
»Ewiger Lehrling!« donnerte der Tod. »Du gehörst mir für all…«
Zu meinen Füßen explodierte etwas.
»Hallo, Leute!« schrie ein dünnes Stimmchen. »Zeit für einen Schuhbert!«
Kapitel Neun
Selbst Zauberer müssen mit unwillkürlichen Besuchern fertigwerden. Sie machen sich über dein Essen her, unterbrechen deine Sprüche und wagen es womöglich sogar, deine Magie zu kritisieren. Was kann der geplagte Zauberer daraufhin tun? Ein Magier kann natürlich seine Magie dazu benutzen, diese Art von Gästen hinfortzubeschwören oder sie in eine weniger aufdringliche Form tierischer oder pflanzlicher Art zu verwandeln. Tatsächlich verdanken einige der schönsten Turmgärten ähnlich gelagerten Zwischenfällen ihre Existenz.
Unglücklicherweise zieht der fortgeschrittene Zauberer, bedingt durch die Natur seines Beruß, manchmal die Aufmerksamkeit von Wesen auf sich, die so magisch sind wie er selbst, ein Berußrivale vielleicht oder ein beschworenes Wesen. Diese Art von unwillkommenen Gästen bereitet etwas mehr Probleme. Sie neigen dazu, die Stirn zu runzeln, wenn man sie in einen harmlosen Pflanzenfresser verwandeln möchte und zeigen sich darüber hinaus generell abgeneigt, ihr Leben als Kletterefeu auf der Veranda zu beenden. Zusätzlich gilt es zu bedenken, daß diese Gäste über die Fähigkeit der Spruchwandlung verfügen sowie andere überaus lästige Magier herbeirufen könnten, während sie sich in dem breitmachen, was die restliche Lebensspanne unseres gastfreundlichen Magiers zu sein scheint.
Aber auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als könne man diese unerwünschten Besucher nicht loswerden, sollte der erfahrene Zauberer nicht verzweifeln. Ist er darauf vorbereitet, augenblicklich Namen, Beruf, Identität und Aufenthaltsort zu wechseln, sollte besagter geplagter Zauberer in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr haben.
aus: – MINUTEN-MAGIE – ZAUBERISCHER RATGEBER ZUR BESSEREN MAGISCHEN ORGANISATION, von Ebenezum, dem Größten Zauberer der Westlichen Königreiche, vierte Auflage
»Habe ich dich bei einer wichtigen Beschäftigung unterbrochen?« fragte Tap.
Ich stierte den Schuhbert an. Hatte er nicht den ohrenbetäubenden Schrei von Meister Tod gehört? Und die folgenden Worte
Weitere Kostenlose Bücher