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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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traf mich mit solcher Wucht, daß ich mich nicht länger vorwärts bewegen konnte – ich hatte genug damit zu tun, auf den Beinen zu bleiben.
    Dann war es vorüber, so schnell wie es gekommen war, und Stille zog wieder in den Wald ein. Für einen Moment glaubte ich, Gelächter in weiter Entfernung zu hören, aber es waren wohl nur die Nachwirkungen des Winterwindes in meinen Ohren.
    Ich wischte die Schneekristalle von meinem Hemd und machte mich wieder auf den Weg. Ich fragte mich, ob solche Vorkommnisse wohl zum Alltag dieses besonderen Waldes gehören mochten. Das Klima erklärte jedenfalls hinreichend, warum dieses Gebiet nicht zu den beliebtesten Naherholungsgebieten Vushtas gehörte.
    Einige Augenblicke vergingen ohne weiteren Zwischenfall. Vielleicht war ich ja nur das Opfer einer jener plötzlich auftretenden Sommergewitter geworden, die einen mit Hagelkörnern überschütten, die dann Minuten später bereits in der Sonne schmelzen. Die Bäume schienen sich zu lichten, der Ausblick auf den Himmel wurde mir nicht mehr verstellt, und ich vermeinte, vor mir eine Lichtung zu sehen.
    Ich begann erneut zu pfeifen.
    Und erneut wurde mein Pfeifen beantwortet. Der Platz, auf dem ich stand, bot etwas Schutz gegen die heulende Macht des Windes, aber die Bäume über mir bogen sich, als wollten sie entzweibrechen. Abgerissenes Laub und kleine Zweige peitschten mir ins Gesicht, und als die großen Eichen und Ahornbäume über mir ächzten und stöhnten, überkam mich die Befürchtung, daß bald auch größere Äste abbrechen und auf mich herniederprasseln mochten.
    Dieser zweite Sturm hörte genauso plötzlich auf wie der erste. Die Bäume schüttelten sich ein letztes Mal und fuhren fort, mich still und schweigend zu betrachten, wie es mir scheinen wollte.
    Hörte ich da nicht Gelächter?
    Wahrscheinlich trog mich meine überreizte Phantasie.
    Zum ersten Mal seit dem Beginn meiner Reise wurde ich unsicher, ob ich nicht doch besser Weggefährten mitgenommen hätte. Ich hatte während des zweiten Sturms meinen Eichenstab so fest umklammert, daß meine Hand schmerzte. Mein Stab schien mir allerdings keine besonders große Hilfe gegen einen Orkan zu sein, der die vereinte Eisesmacht des Winters hinter seinen klirrenden Windstößen versammelt zu haben schien. Aber was blieb mir sonst zu tun?
    Dann erst fiel mir das Selbststudium-Kompendium in meinem Rucksack ein.
    Ich konnte mir ein mildes Lächeln nicht verkneifen. Ich war also doch nicht ganz ohne Verteidigung! Ich mußte lediglich im Register unter ›Wind aus dem Nirgendwo‹ nachschlagen – und alles würde mir erklärt werden, inklusive des einen oder anderen magischen Lösungsvorschlags. Vielleicht gab es sogar einen Eintrag für ›Wind aus dem Nirgendwo, ausgelöst durch Pfeifen‹!
    Ich zog mir den Rucksack herunter, obwohl ich in meiner Begeisterung beinahe das Gleichgewicht verlor. Ich würde der Macht oder dem Wesen, welches diese bizarren Wetterbedingungen hervorrief, einen guten Kampf liefern. Ich zögerte kurz, als ich nach oben blickte. Vielleicht sollte ich vorher noch unter diesen Bäumen hervortreten.
    Auf der Lichtung, einer wundervollen, mit Wildblumen übersäten Wiese, machte ich mich an die Arbeit. Ich stellte den Rucksack in das hohe Gras, kniete mich daneben und steckte meine Hand auf der Suche nach dem Buch ins Innere.
    Ich riß die Hand umgehend wieder heraus. Meine tastenden Finger hatten etwas in dem Rucksack berührt, etwas Unerwartetes, etwas, das sich nicht nach Buch oder Karte oder verzaubertem Zahnstocher anfühlte. Außerdem hatte es sich bewegt.
    Hatte, was immer auch den Wind verursacht hatte, mir eine neue Überraschung in den Rucksack gepackt? Bilder von Miniaturdämonen, ausgerüstet mit zwei oder mehr Miniaturzahnreihen, geisterten durch mein entsetztes Gehirn. Vorsichtig warf ich die Klappe zurück, die den Rucksack verschlossen hatte, um das helle Tageslicht ins Innere zu lassen. Ich kniete nicht länger vor dem Rucksack, sondern stand bereit zur Flucht auf meinen Ballen, falls das, was sich dort drin befand, sich als über die Maßen widerwärtig entpuppen sollte.
    Langsam lehnte ich mich vorwärts, um einen Blick ins finstere Innere des Rucksacks zu riskieren.
    Da! Da bewegte sich etwas, ein dunkler Körper drückte sich hinter das Kompendium. Hatte es mich nicht angekeckert, als es meinem Griff ausgewichen war? Ich holte tief Luft. Es gab keine andere Möglichkeit, als hineinzugreifen und sich das Buch zu nehmen.
    Genau das

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